Herzblut 02 - Stärker als der Tod
du, ich wüsste schon von den Hütern. Weil meine Familie früher zum Clann gehört hat.“
Er nickte. „Aber einen wichtigen Teil der Geschichte konnte ich noch nicht erzählen, weil du noch nichts von den Hütern gehört hattest. Außerdem wusste ich nicht, ob meine Eltern mir erlauben würden, darüber zu reden. Der Clann hat die Hüter geschaffen.“
„Heißt das, sie haben die Katzen gezüchtet?“
Anne kicherte. Als Ron sie böse ansah, hob sie abwehrend die Hände. Er wandte sich wieder mir zu. „Nein, sie haben sie nicht gezüchtet. Sie haben sie mit einem der größten Gruppenzauber geschaffen, die der Clann wahrscheinlich je gewirkt hat. Sie haben ein paar ausgesuchte menschliche Familien mit diesem Zauber belegt. Manche würden sagen, mit diesem Fluch. Im Gegenzug haben diese Familien versprochen, dem Clann zu helfen, wenn er sie brauchte.“
Wow. Kein Wunder, dass manche Leute von einem Fluch sprachen. Ich konnte mir nicht mal vorstellen, wie schrecklich es sein musste, wenn man von einem Haufen Hexen in eine Katze verwandelt wurde.
„Okay, also laufen hier Menschen rum, die sauer sind, weil der Clann sie in riesige Katzen verwandelt und dann alleingelassen hat“, fasste ich zusammen. „Und … was, soll ich sie zurückverwandeln? Ich weiß ja nicht, was Anne dir erzählt hat, aber so gut bin ich echt noch nicht. Ich lerne erst seit ein paar Monaten zaubern. Sie hatte Glück, dass ich ihr Handgelenk überhaupt hinbekommen habe.“
Ron stutzte, dann sprang er vor und packte Annes Hände.
„He!“, rief sie. „Was soll denn das? Finger weg!“
Obwohl sie sich wehrte, drehte er ihr die Hände um und fuhr mit den Fingern über ihre Handgelenke. „Was ist passiert?“ Er musterte ihr Gesicht; weil sie auf der Heckklappe saß, waren sie auf gleicher Augenhöhe. „Warum hast du mir nicht erzählt, dass du dich verletzt hast?“
„Ich habe nichts gesagt, weil es dich erstens nichts mehr angeht und ich zweitens nichts mehr habe. Sav hat mich mit ihrer Zauberei geheilt.“ Sie riss sich los und funkelte mich böse an. „Was ich übrigens nicht weitergetratscht habe, besten Dank auch!“
Er runzelte die Stirn und sah mich an, um Antworten zu bekommen. „Savannah?“
Sie kniff die Augen zusammen. Eine Warnung, dass ich ja nichts verraten solle. Aber ich hatte ihr nichts versprechen müssen. Und als alte Romantikerin war ich einfach gerührt davon, wie besorgt und verwirrt ihr Exfreund wirkte.
„Wir … äh, hatten in der Mittagspause einen kleinen Zusammenstoß mit Dylan Williams“, erklärte ich.
„Sav, ich meine das ernst: Das geht ihn nichts an“, zischte sie.
„Doch, geht es“, widersprach Ron. „Was hat er gemacht?“
„Er wollte Sav was tun, also habe ich ihm was getan“, sagte Anne. „Das war’s.“
Er ignorierte sie und sah stattdessen nur mich an. Er wollte mehr hören. Und ich gab nach. „Na ja, im Grunde stimmt das. Er hat gemerkt, dass ich seine Gedanken lesen konnte, und ist ausgeflippt. Als er mir an die Kehle gegangen ist, hat Anne ihm was auf die Nase gegeben und sich das Handgelenk verletzt.“
„Und es hätte funktioniert, wenn der Arsch sich die Nase danach nicht einfach gerichtet hätte“, grummelte sie. „Aber dann hat Sav auch mein Handgelenk geheilt, also sind wir eigentlich quitt. Jetzt kennst du die ganze Geschichte. Zufrieden?“
Erst mahlte er nur mit den Kiefern, dann ging er einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Ich hatte gedacht, er würde mir tausend Fragen über das Zaubern stellen. Stattdessen strahlte er nur Dankbarkeit aus. „Dann muss ich mich wohl bei dir bedanken, Savannah.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Halb so wild. Sie hat sich ja nurverletzt, weil sie mich beschützen wollte.“
Warum hatte es ihn nicht neugierig gemacht, dass ich Anne heilen konnte?
Ein Blick in seine Gedanken gab mir die Antwort. „Deine Mom hat dir von mir erzählt, oder?“
Er nickte. „Auch warum der Clann deine Familie rausgeworfen hat und du noch nie von den Hütern gehört hast.“
Also wusste er, dass ich zur Hälfte Vampirin und zur Hälfte Hexe war. Trotzdem schien er keine Angst zu haben. „Seit wann weißt du es schon?“
„Seit dem Tag, an dem ich dir von den Panthern in Osttexas erzählt hatte.“
Ich dachte an die Wochen und Monate zurück, die seitdem vergangen waren. Er hatte erraten, dass ich Tristans Gedanken lesen konnte, und war deswegen nicht ausgeflippt. Als Dylan Blut an mein Schließfach geschmiert hatte,
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