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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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hatte er mir sofort geholfen.
    Und nicht mal, wenn er allein mit mir in der Bücherei gesessen hatte, hatte er Angst gehabt. Bei diesem Gedanken bekam ich einen Kloß im Hals.
    „Danke, dass du so locker reagiert hast“, sagte ich.
    Ron tat das lächelnd ab. „Kein Problem.“
    Jetzt wussten also zwei normale Menschen über mich Bescheid und hatten kein Problem mit mir.
    Ich holte tief Luft. „Aber das erklärt noch nicht, warum wir heute hier sind. Ich meine, die Hüter tun mir leid. Glaub mal, ich habe mit dem Clann auch genug Mist erlebt. Aber was soll ich da machen? Selbst wenn wir eins von diesen armen Wesen fangen könnten, könnte ich es nicht in einen Menschen zurückverwandeln. Schon gar nicht, wenn für den ersten Zauber eine ganze Gruppe Nachfahren nötig war. So stark bin ich nicht, und ich wüsste gar nicht, wie ich es anstellen sollte.“
    Anne grinste schief. „Ach, wir müssen die Hüter gar nicht jagen. Sie sind viel leichter zu finden, als du glaubst. Ich wette sogar, wir könnten hier sitzen bleiben, und Ron würde im Handumdrehen einen für uns finden, oder, Ron?“ Sie sah ihn mit großen Augen an und lächelte irgendwie abgedreht.
    Als Antwort schnitt er eine Grimasse. „Klar. Bin gleich wieder da.“ Damit verschwand er im Wald.
    Holla. War er lebensmüde? „Hast du nicht gesagt, dass der Wald vor Wildschweinen nur so wimmelt? Es ist doch viel zu gefährlich für ihn …“
    „Ihm passiert nichts. Vertrau mir. Die Wildschweine haben mehr Angst vor ihm als umgekehrt. Warte nur ab.“
    Rons Schritte waren verklungen.
    „Wieso glaubst du, du müsstest für mich da sein, wenn er mir diese Geschichte über die Hüter erzählt?“, fragte ich. „Oder war das nur eine Ausrede, um einen gewissen großen, blonden, gut aussehenden Jungen zu sehen?“ Grinsend stieß ich sie mit der Schulter an.
    „Ach bitte. Ehrlich gesagt wollte ich nur Zeit sparen, damit du mich nachher nicht anrufen oder mir simsen musst, weil du sauer bist, dass ich es dir nicht selbst erzählt habe.“
    „Wieso sollte ich denn wegen der Hüter auf dich sauer werden?“
    „Weil es ein Geheimnis ist, das ich nicht verraten durfte. Nicht mal dir.“ In ihrer Stimme klang Schmerz mit, und sie strahlte eine tiefe Sehnsucht aus. Ihre Gefühle trafen mich wie ein Schlag. Meine Brust war wie zugeschnürt.
    Wieso setzte sie nicht Himmel und Hölle in Bewegung, um diesen Schmerz zu lindern und Ron zurückzubekommen?
    „Habt ihr euch wegen dieser Hütergeschichte getrennt?“ Hatte Ron sich vielleicht so in die fixe Idee hineingesteigert, den Fluch zu brechen, dass Anne es leid war und Schluss machte?
    Nein, das konnte nicht der Grund sein. Anne war genauso besessen davon, ihren Flatteraufschlag beim Volleyball zu perfektionieren und die beste Zuspielerin der Juniorauswahlmannschaft zu sein.
    Deshalb war ich überrascht, als sie nickte und so schwer schluckte, dass ich es hören konnte.
    War das wirklich der Grund? Sie hatte sich wegen der Hütergeschichte von Ron getrennt?
    Ich hätte gern etwas gesagt, um sie zu trösten. „Ach weißt du, niemand ist vollkommen. Jeder hat seine Macken. Hast du mal überlegt, mit ihm zusammen nach den Hütern zu suchen? Manweiß ja nie. Vielleicht könntet ihr das zu eurem Hobby machen.“
    Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, man muss sie nicht suchen. Und ich nehme an, so was macht man nicht als Hobby.“
    Schon gut. Ich wollte nur helfen.
    Ich schwieg verärgert und lauschte auf die Geräusche aus dem nächtlichen Wald. Weit entfernt schrie eine Eule, um uns herum raschelte eine leichte Brise durch die Bäume. Der kühle Wind brachte die vertrauten Gerüche von Kiefernnadeln und Erde mit sich und auch neue Gerüche von den wilden Tieren, die in den Wäldern lebten.
    Als Erstes hörte ich das Atmen. Es war laut und schwer, fast wie eine Warnung. Ich erstarrte.
    „Anne, hast du das auch gehört?“
    Sie sah mich an. „Was denn?“
    „Atmen. Ziemlich laut, als würde etwas Großes kommen …“
    Und dann sah ich es. Sein schwarzes Fell schimmerte am Rand des Scheinwerferkegels. Es kam auf leisen Pfoten, die fast so groß wie meine Hände waren, aus dem Wald. Als es näher schlich, beobachtete es uns aus gelben Augen mit schmalen senkrechten Pupillen.
    Verdammte Scheiße.
    Das letzte Mal hatte mein Herz so gerast, als ich gesehen hatte, wie Nanna im Zirkel des Clanns in der Luft schwebte.
    Dieser Abend musste besser ausgehen. Ich würde alles tun, um dafür

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