Herzblut 02 - Stärker als der Tod
ruhte auf ihrem Kopf.
Genau so hatte er mich auch gehalten.
Als hätte er meinen Blick gespürt, kniff Tristan unter den Discolichtern die Augen zusammen und sah mich an. Ich stand wie angewurzelt im Dunkeln, aber unsere Blicke trafen sich.
Tristan
Der Kragen meines Prinzenkostüms zog sich wie eine Schlinge um meinen Hals zu, und meine Handschuhe waren viel zu klein und so warm, dass meine Hände schwitzten.
Ich zog sie hinter Bethanys Rücken aus und stopfte sie in meine Hosentasche, dann öffnete ich mir mit einer Hand den Kragen. Aber ich hatte immer noch das Gefühl, ich würde ersticken.
Ich konnte das nicht mehr.
Savannahs vorwurfsvoller Blick war wie ein Schlag ins Gesicht, der mich wachgerüttelt hatte.
Und Bethany hatte die Arme so fest um mich geschlungen, dass sie mir die Luft aus den Lungen presste.
Was machte ich hier eigentlich?
Die ganzen Monate über war es offensichtlich gewesen. Und ich hatte wegen meines Liebeskummers so neben mir gestanden, dassich nicht gemerkt hatte, wie ich selbst jemandem das Herz brach.
Bethany war Hals über Kopf in mich verknallt.
Für mich war es nicht mehr als Freundschaft, und ich dachte, Bethany hätte das verstanden. Auch wenn ich sonst keine fremden Gedanken las, hätte ich diese Regel gleich am Anfang brechen und sichergehen sollen, dass sie es genauso sah wie ich.
Emily und Savannah hatten recht: Sie hatten versucht, mich zu warnen, und ich Idiot hatte nicht auf sie gehört.
Bethany war ein tolles Mädchen und eine gute Freundin. Aber ich könnte für sie nie das empfinden, was ich immer noch für Savannah empfand, auch wenn wir gegen den Clann und den Rat nicht ankamen.
Wir konnten nicht zusammen sein, weil Savannah die einzig Richtige für mich war. Schon immer, und das würde sie auch immer sein.
Ich sah sie an, und Bethany erwiderte meinen Blick mit Tränen in den Augen.
Sie wusste es. Irgendwie hatte sie es heute verstanden. Schon den ganzen Abend über war sie still und ernst gewesen, ganz anders als sonst.
Ich musste das in Ordnung bringen. „Gehen wir doch irgendwohin und reden.“
Sie riss die Augen auf und schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Bleiben wir einfach hier und tanzen weiter. Alles ist gut …“
„Nein, ist es nicht.“ Ich blieb stehen und legte ihr die Hände auf die Schultern, die ihr blassblaues Cinderellakleid frei ließ. „Ich glaube, du hast das mit uns falsch verstanden. Es ist meine Schuld. Ich kann seit Monaten nicht mehr richtig denken. Ich dachte, du weißt, dass wir nur Freunde sind. Aber das hätte ich sagen müssen, als du mich zum ersten Mal im Krankenhaus besucht hast.“ Ich holte tief Luft. „Ich kann dir nicht geben, was du brauchst, Bethany. Es gibt jemanden, über den ich immer noch nicht hinweg bin.“
„Du meinst Savannah.“
Nach kurzem Zögern nickte ich. Es tat mir schrecklich leid, wie sehr es sie verletzte. Ich wünschte, ich hätte ihr von Anfang an die Wahrheit gesagt und ihr das hier erspart.
Eine Träne rann ihr über die Wange. Sie wischte sie mit zittrigen Fingern weg. „Du liebst sie immer noch. Deswegen siehst du sie ständig an. Ich habe gehört, dass du gestern Abend bei ihr zu Hause warst und mit deiner Schwester zusammen verhindert hast, dass ihr jemand ein Fenster einwirft. Dahin bist du verschwunden, oder?“
„Ja, aber ich bin nicht hingegangen, um sie zu sehen.“ Wenigstens nicht am Anfang.
„Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich zu viel geredet oder nicht genug oder …“
Mein Magen verkrampfte sich. „Nein. Du hast nichts falsch gemacht.“
„Aber ich bin nicht die Richtige. Ich bin nicht Savannah.“
Ich nickte. Mein Gott, das hier hatte ich wirklich verbockt. „Es tut mir leid …“
Sie wich zurück, ihr Kinn zitterte. Sie wandte den Blick ab und blinzelte ein paarmal, bevor sie den Kopf schüttelte. „Ich muss gehen.“
„Bethany …“ Was konnte ich sagen, um es wieder in Ordnung bringen?
Offenbar nichts, was sie hören wollte. Sie raffte ihr langes Kleid zusammen und drängte sich durch die Menge am Rand der Tanzfläche, um zum Ausgang und zu ihren Freundinnen zu fliehen.
26. KAPITEL
D er Montag nach dem Maskenball zog sich für mich endlos dahin, und genau das hatten die Charmers beabsichtigt. Sie waren sauer auf mich, standen auf Bethanys Seite und hielten mich für den größten Arsch der Welt. Ich versuchte gar nicht erst, mich zu verteidigen, wenn sie auf dem Flur und in der Cafeteria in Grüppchen tuschelten und mir böse Blicke
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