Herzblut 02 - Stärker als der Tod
Katastrophe noch aufhalten kann.“
„Kannst du mit dem Rat sprechen?“
„Ich werde versuchen, ihn zu erreichen. Aber das wird nicht einfach sein, solange deine Mom in der Nähe ist. Das Einzige, was sie hören will, ist eine vollständige Kriegserklärung an alle Vampire, und zwar sofort.“
Ich atmete langsam und tief aus und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare. Das war ja Irrsinn. „Du musst sie beruhigen, Dad. Und alle anderen auch.“
„Ich weiß. Unser Handyanbieter wird uns diesen Monat sehrmögen.“ Er deutete ein Lächeln an. „Und währenddessen muss ich sicher sein können, dass dir und deiner Schwester hier nichts passiert. Also, hilfst du deinem alten Vater und erträgst ein paar Tage lang einen oder zwei Babysitter, bis ich zurückkomme?“
„Ja. Okay, Dad.“ Wenn er sich dadurch besser auf seine Aufgabe in New York konzentrieren konnte, würde ich das wohl überstehen. Ich wünschte nur, er würde es sich noch anders überlegen und mich nach New York mitnehmen, damit ich helfen konnte.
Emily kam herunter und setzte sich zu uns an die Kücheninsel. Obwohl sie von der Sonne gebräunt war, wirkte ihre Haut blass und fleckig. „Mom hat gesagt, du sollst die Flüge buchen. Sie packt schon.“
Dad nickte. „Ich nehme für alle Fälle das Buch mit den Clann-Adressen mit.“ Er ging durch den Flur zu seinem Büro.
„Denk an das Ladekabel für dein Handy“, rief Emily ihm nach.
„Stimmt. Danke, Em!“, antwortete er.
Kurz darauf hörten wir, wie er jemandem am Telefon erzählte, dass er den ersten Flug nach New York nehmen würde.
Emily und ich saßen schweigend in der Küche und starrten uns an. Wir mussten nichts sagen. Sie war genauso fassungslos wie ich.
Als sie die Stille nicht mehr ertrug, seufzte sie: „Ich sehe mal lieber nach Mom und passe auf, dass sie Klamotten packt und keine Waffen.“
Statt wie sonst leichtfüßig und elegant zu laufen, trampelte sie die Treppe hinauf.
Weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, ging ich nach oben, legte mich auf mein Bett und starrte die Decke an. Meine Tür blieb, wie alle anderen, offen stehen. Deshalb wehten die Gedanken meiner Eltern durch das Haus wie Musik aus einem Radio, das im Nebenzimmer lief. Wenn sie ihren geistigen Schutzwall so wegbrechen ließen, mussten sie wirklich völlig durch den Wind sein. Normalerweise versuchten sie Emily und mich stärker zu schützen.
Nur Emilys Gedanken konnte ich nicht hören. Sie hatte wohl gelernt, sich in allen Situationen abzuschotten. Wahrscheinlich sollten unsere Eltern nicht mitbekommen, was ihre perfekte Prinzessin im Laufe der Jahre wirklich angestellt hatte.
Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie ihren Schutzwall sogar im Schlaf halten konnte.
Moms Gedanken waren noch ungeschützter als Dads und deutlich lauter. In ihrem Kopf herrschte ein schmerzhaftes Chaos. Sie überlegte, wie schnell sie es mit Dad nach New York schaffen würde, wie sie den Mörder finden konnte, und dachte zugleich an ihre Kindheit mit Tante Cynthia zurück.
Und zu meiner Überraschung an ein altes Farmhaus irgendwo im Nirgendwo, vor dem sie eine Heidenangst hatte.
Später stürmte Mom wie ein kleiner Tornado in mein Zimmer, ganz in Schwarz und das pechschwarze Haar wieder streng zu einem Knoten im Nacken aufgesteckt.
Auch das Armband in ihrer Hand war schwarz, aus Leder und an den Rändern mit einem keltischen Muster verziert. In der Mitte war ein runder keltischer Knoten eingeprägt.
„Gib mir deine Hand“, befahl sie. Ihre Augen und Wangen waren getrocknet, die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst.
Ich setzte mich auf und streckte meinen linken Arm aus.
Sie legte mir das Armband um und drückte die Knöpfe zu.
„Was ist das?“ Ich verdrehte es, bis ich den keltischen Knoten sehen konnte. Auf den zweiten Blick sah er eher wie eine Art Wappen aus.
Das Wappen des Clanns. Ich erkannte es wieder, weil das gleiche Muster in die Rückseite des Steinthrons geschnitzt war, auf dem Dad bei den Clann-Versammlungen im Wald saß.
„Ein Talisman gegen Vampire“, erklärte sie.
27. KAPITEL
I ch wollte die Verschlüsse öffnen und es abnehmen. Es kam überhaupt nicht infrage, dass ich dieses Ding trug!
Blitzschnell hielt sie meine Hand fest. „Tristan, du behältst das um. Zwing mich nicht dazu, es mit einem Schließzauber zu belegen. Ich würde es tun, damit du in Sicherheit bist.“
Sie starrte mich durchdringend an, und ihre Finger gruben sich in meinen Handrücken. Sie sah
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