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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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nur vorspielte, damit Mom beschäftigt war und Dad nicht zu Maßnahmen gegen die Vampire antreiben konnte.
    Abends ging ich zu Emilys Zimmer, um nach ihr zu sehen.
    Den Geräuschen nach zu urteilen, kotzte sie sich nebenan im Badezimmer die Seele aus dem Leib.
    Ich öffnete ihre Tür einen Spaltbreit und rief: „Em, geht es …“
    „Verschwinde“, stöhnte sie.
    Ich zog die Tür vorsichtig zu und wich zurück. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass sie so üble Laune hatte, wenn sie krank war.
    Sie würde sich niemals einfach so geschlagen geben.

30. KAPITEL
    D ie restliche Woche verlief relativ friedlich, zumindest in der Schule. Anscheinend hatten entweder Dad oder Savannah Dylan und den Zwillingen richtig Angst gemacht, denn sie ließen Savannah in Ruhe.
    Dafür war es zu Hause alles andere als ruhig. Moms Kräutertrank wirkte nicht. Außerdem stritten sich Emily und Mom täglich darüber, ob Emily ins Krankenhaus gehen sollte oder wenigstens zu Dr Faulkner, damit er sie sich mal ansah. Sie konnte kaum etwas bei sich behalten. Emily hasste Nadeln. Deshalb wunderte es mich nicht, dass sie nicht zum Arzt gehen wollte. Irgendwann würde sie trotzdem nachgeben; außer Dad konnte niemand lange gegen meine Mom standhalten. Emily hatte ihren Stolz. Wahrscheinlich wollte sie längst zum Arzt gehen und weigerte sich nur, um Mom zu zeigen, dass sie jetzt selbst über sich bestimmte.
    Es war nicht das erste Mal, dass Emily und Mom aneinanderrasselten, und es würde nicht das letzte Mal sein. Das Sicherste für Dad, mich und alle unbeteiligten Zuschauer war, sich vom Schlachtfeld fernzuhalten, bis entweder eine Siegerin feststand oder sie einen Waffenstillstand beschlossen.
    Aber als ich Freitagnachmittag nach Hause kam und hörte, wie sie in ihrem Zimmer weinte, hielt ich es nicht mehr aus.
    Ich klopfte bei ihr an. Schniefend fragte sie: „Was willst du, Tristan?“
    Ich öffnete die Tür ein kleines Stück. „Woher wusstest du, dass ich es bin?“
    „Weil Mom einfach reinplatzt und Dad sich nicht aufs Minenfeld traut.“
    Jetzt öffnete ich die Tür weiter. „Wie geht es dir? Kann ich dir irgendwas besorgen? Die letzte Cosmo , eine Augenmaske, Nasenspray?“ Sie sah wirklich schlimm aus. Ihr Gesicht war so stark geschwollen, dass ihre Augen kaum zu sehen waren. Ihre Nase war knallrot, als hätte sie sich so oft geschnäuzt, dass sie sich die oberste Hautschicht abgerubbelt hatte.
    Seufzend verdrehte sie die Augen. „Ich weiß, dass ich beschissen aussehe.“
    „Ich will mich ja nicht auf Moms Seite schlagen, aber vielleicht solltest du wirklich zum Arzt gehen.“ Moms Kräutertrank war zwar scheußlich, aber er hatte uns jedes Mal nach ein, zwei Tagen geheilt.
    „Ich weiß. Ich hätte schon gestern gehen sollen.“ Sie starrte aus dem Fenster in der Wand gegenüber. „Ich will einfach nicht Moms selbstzufriedenen Blick sehen, wenn ich nachgebe.“
    Ich verkniff mir ein Lächeln. „Also leidest du lieber. Das ist ja sehr erwachsen.“
    Sie warf ein Kissen nach mir, aber so weit daneben, dass es nur die Wand traf.
    Auf ihrem Nachttisch piepste ihr Handy. Sie griff danach und las reglos die SMS.
    „Machen sich deine Freunde vom College Sorgen um dich?“ Als sie verwirrt aufsah, deutete ich mit einem Nicken auf ihr Handy.
    „Ach so. Ja. Ich habe auf Facebook gepostet, dass ich krank bin, damit sie nicht glauben, ich wäre schon tot. Jetzt schreiben sie mir was dazu.“
    „Na, Kopf hoch, Schwesterchen. Normalerweise ist eine Grippe nach ein paar Tagen ausgestanden. Bald müsste es dir wieder besser gehen.“
    Ihr traten Tränen in die Augen. „Stimmt. Ich weiß.“ Sie wollte ein Papiertuch nehmen, aber die Schachtel stand zu weit weg. Ich hielt sie ihr hin. Ihr „Danke“ drang gedämpft durch das zerknüllte Kleenex.
    Ich setzte mich auf ihre Bettkante, um mit ihr zu reden, und wollte ihr Handy zur Seite legen.
    Sofort riss sie es mir aus der Hand und stopfte es unter ihre Decke.
    „Ein bisschen paranoid, was?“, meinte ich. „Ich wollte es gar nicht lesen.“
    „Nein, ich weiß.“ Sie sah mich nicht mal an. „Ich habe nur … ein paar Freunde, die Mom nicht gefallen würden, und je weniger du über sie weißt, desto weniger kann Mom aus deinen Gedanken lesen.“
    „Was für Freunde meinst du?“ Ich hatte gehört, dass mancheCollegestudenten mit Drogen und so was anfingen, wenn sie nicht zu Hause waren, aber Emily war nicht der Typ dafür. Ihr Verstand war ihr zu wichtig, als dass sie einen

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