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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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tausendmal versucht. Aber manche Dinge gehören so sehr zu uns, dass wir sie mit bloßem Willen nicht ändern können. Nanna hat dir doch jeden Tag ihren Spezialtee gekocht, damit wir deine Pubertät und damit deine Vampirseite so lange wie möglich unterdrücken konnten. Weißt du noch, wie toll das funktioniert hat?“
    Allerdings. Am Ende hatte sich mein Körper letztes Jahr selbst bekämpft, und ich wäre fast gestorben, bis ich Nannas magischen Tee ausgeschwemmt hatte.
    „Und was ist mit Nannas Dämmzauber gegen meinen Blutdurst? Er zielt doch auch auf etwas, das fest zu Vampiren gehört.“
    „In gewisser Weise ja. Weißt du, die Schutzamulette wirken auf dein Gehirn. Sie bauen eine Art gezieltes Energiefeld auf, das bestimmte Gedanken beeinflusst. Das ist so ähnlich wie ein Ton, dendein Gehör nicht wahrnehmen kann. Aber auf zellulärer Ebene verändern die Amulette nichts.
    Nur geht es beim Blutdurst nicht um deine Gedanken und Gefühle. Das Verlangen nach Blut liegt Vampiren in den Genen. Auf dieser Ebene muss auch der Dämmzauber ansetzen. Und dafür braucht man wirklich mächtige Magie. So etwas wird den Nachfahren heutzutage nicht mehr beigebracht. Deshalb musste Nanna für den Dämmzauber auf die alten Methoden unserer irischen Vorfahren zurückgreifen. Sie hat gesagt, der Clann würde diese Methoden nicht mehr benutzen, weil sie zu gefährlich sind. Und sie hat angedeutet, dass sie jedes Mal selbst ein Opfer bringen musste, damit der Zauber funktioniert. Deswegen wollte sie den Ablauf auch nicht aufschreiben oder ihn jemandem beibringen. Sie hatte Angst, dass auch andere Clann-Mitglieder den Zauber trotz seiner Folgen ausprobieren könnten, wenn sie verzweifelt genug sind.“
    Ich starrte auf die Straße. Mein Herz raste, und meine Gedanken überschlugen sich. Dr. Faulkner hatte gesagt, Nannas Herz habe versagt, seit Jahren habe sich Narbengewebe darauf gebildet. Aber uns hatte sie nie etwas von ihren Problemen mit dem Herzen erzählt. Warum? Wovor wollte sie uns schützen?
    Kam ihr krankes Herz etwa von den Dämmzaubern, die sie jahrelang für meine Eltern und später in unserem Haus gewirkt hatte, damit ich gefahrlos bei ihr und Mom wohnen konnte?
    Nein. Nein, ich war schon schuld daran, dass der Clann Nanna zum Zirkel verschleppt hatte. Da konnte meine Vampirseite nicht auch noch der Grund für ihr Herzversagen sein. Sie war gestorben, weil sie sich an diesem Tag zu stark gegen den Clann gewehrt hatte, weil sie fett gegessen und nie Sport getrieben hatte und ihre Gene sie anfällig für Herzkrankheiten gemacht hatten.
    Trotzdem hätte es gepasst, oder? Wenn sie einen Teil ihres Lebens oder ihrer Gesundheit geopfert hätte, um Dads Verlangen nach dem mächtigen Clann-Blut zu unterdrücken, hätte sie Mom nichts davon erzählt. Und ganz sicher hätte sie nicht mit ihrer Enkelin darüber geredet, die eine halbe Vampirin war.
    Mein Gott. Nanna, was hast du dir nur angetan?
    Ich unterdrückte ein Schluchzen, starrte aus dem offenen Fensterund biss mir auf die geballte Faust, damit ich nicht laut schrie. Tränen liefen mir über die Wangen. Das schlechte Gewissen, das immer in mir rumorte, schlug seine Krallen in meine Lungen, bis ich kaum atmen konnte. Ich durfte nicht zusammenbrechen. Nicht hier. Nicht jetzt, wo sich Mom so auf das Wohnmobil freute, das sie sich schon immer gewünscht hatte. Nachdem ich ihr schon so viel genommen hatte, durfte ich ihr nicht auch noch diesen Tag verderben.
    „Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte Mom. „Du bist plötzlich so still.“
    Zum Glück hatte der Wind meine Tränen sofort getrocknet. Ich räusperte mich und versuchte möglichst unbeschwert zu antworten. „Klar. Ich bin nur schon gespannt, welches Wohnmobil du dir aussuchst.“
    „Wieso willst du heute so viel über den Clann wissen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ach, ich denke nur nach.“
    „Fehlt dir Nanna?“ Ihre Stimme war so leise und voller Mitgefühl, dass mir fast wieder die Tränen kamen.
    Ich nickte und schloss die Augen.
    Ich versuchte an nichts zu denken, aber immer wieder blitzten Erinnerungen an den Zirkel auf. An die vielen Nachfahren, die gesehen hatten, wie Nanna starb, wie ich zusammengebrochen war und Mr Coleman mir sein Beileid ausgesprochen hatte.
    In Mr Colemans Stimme hatte ein seltsamer Unterton mitgeschwungen, als er fast Moms Vornamen ausgesprochen hätte.
    Ich wechselte das Thema. „Hast du Sam Coleman gut gekannt?“, fragte ich unvermittelt.
    „Klar kannte ich ihn.

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