Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
Vom Netzwerk:
schlimmer als jeder Besuch an Nannas Grab. Die Erinnerungen an sie warteten nicht auf irgendeinem toten Friedhof. Sie war hier und goss ihre Blumen, die in Ampeln an den Enden der Veranda hingen und jetzt verdorrten. Mit einer Harke bewaffnet, führte sie im Vorgarten ihren endlosen Kampf gegen die Nadeln, die von den hohen Kiefern rieselten. Die schiefen Stämme und Äste spendeten dem Haus Schatten. Gleichzeitig sahen die Bäume aus, als könnten sie jeden Moment umkippen. Wohin ich auch sah, überall in meinem alten Zuhause stürmten Erinnerungen auf mich ein.
    Ich holte tief Luft, packte die Bücherkiste und trug sie am Carport vorbei in den Garten hinter dem Haus. Ich stellte sie unter den alten Pekannussbaum auf den Metallschemel, auf dem ich als Kind stundenlang gesessen und mich im Kreis gedreht hatte.
    Der Garten verwilderte schon. Nanna hatte hier jeden Tag gearbeitet, um ihn hübsch und ordentlich zu halten.
    Sie hätte jetzt hier sein müssen und unter der heißen Sonne von Osttexas schwitzen, während Mom und ich sie baten, sie solle doch reinkommen und sich ausruhen. Sie hätte auf dem weichen grünen Kissen knien müssen, das ihre Knie schonen sollte, und mit den Pflanzen reden wie mit ihren Kindern. Sie hatte dieses Stückchen Erde mit seinen Kräutern und Erdbeeren, Pekannüssen und Pfirsichen für andere schön und nützlich und hilfreich gemacht.
    Ohne den Clann wäre sie noch hier gewesen.
    Ich fuhr mit einer Hand über den Deckel des Kartons und stellte mir seinen kostbaren Inhalt vor. Nanna hatte ihn geschaffen, ihn mit ihren Gedanken und vielleicht auch den Gedanken ihrer Vorfahren angefüllt.
    Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich Nanna fast hören.
    Also gut, Savannah. Du hattest Zeit, um darüber nachzudenken, und du weißt, dass du nicht einfach weiter zusehen kannst. Die Nachfahren haben es sich auf ihrem hohen Ross viel zu bequem gemacht. Was willst du dagegen unternehmen? Wir Evans sitzen nicht einfach hilflos herum und jammern, wenn es gefährlich oder schwierig wird, oder? Vor allem nicht, wenn Menschen, die wir lieben , in Gefahr sind .
    Ich hob den Deckel einen Fingerbreit an.
    Der Clann hatte mich viel gekostet – Nanna, Mom, Tristan, mein Zuhause. Und jetzt hatte Dylan es vielleicht nächstes Jahr auf Anne abgesehen. Es sei denn, ich hielt ihn auf.
    Ich hatte zweieinhalb Monate Zeit, um es zu lernen. Die Frage war nur: Konnte ich es schaffen? Ich hatte niemanden, der es mir beibrachte, nur diesen Karton voller Bücher. Ich konnte mich an niemanden wenden, wenn ich verwirrt oder gefrustet war oder Mist baute. Soweit ich wusste, konnte es sogar gefährlich sein, zaubern zu lernen.
    Aber wenn ich dadurch Dylan, den Zickenzwillingen und dem restlichen Clann die Stirn bieten und die Menschen, die mir wichtig waren, beschützen konnte, war es das Risiko wert.
    Vielleicht ging meine Fantasie mit mir durch, aber als ich den Karton öffnete und das erste Buch rausnahm, hätte ich schwören können, dass Nanna mir tröstend einen Arm um die Schultern legte.
    Ich machte unglaublich langsam Fortschritte. Kein Wunder, dass die Nachfahren früh mit dem Lernen anfingen und jahrelang übten.
    Ich hatte gedacht, ich würde an diesem ersten Tag wenigstens irgendetwas hinbekommen. Aber egal, wie sehr ich mich auch anstrengte, es passierte nichts. Vielleicht, weil ich mit der ersten Lektion im Buch angefangen hatte, der Anfängerübung für das Erden. Ich musste keine überschüssige Energie loswerden. Offenbar im Gegensatz zu den meisten Nachfahren war ich auch so ständig müde. Ich musste Energie aufnehmen, nicht abgeben.
    Der erste Tag war ein ziemlicher Reinfall. Aber aufgeben kam nicht infrage. Also erzählte ich Dad am nächsten Tag, ich müsse in nächster Zeit jeden Tag etwas für die Charmers erledigen. Ich fürchtete mich zu Tode davor, dass er mir die Wahrheit vom Gesicht ablesen könnte, aber er war viel zu sehr in die Farbmuster für die oberen Badezimmer vertieft. Ich musste ihm nur versprechen, mein Handy immer bei mir zu haben und ihn anzurufen, wenn ich mich komisch fühlte.
    Und so verbrachte ich den Sommer tagsüber in Nannas Haus.Meine Schlüssel funktionierten noch bei allen Schlössern, und das Haus blieb leer. Die Gesellschaft, die das Haus gekauft hatte, hatte es offenbar nicht eilig, zu vermieten. Sie stellte nicht mal ein Schild auf den Rasen, um zu zeigen, dass man das Haus mieten konnte. Trotzdem waren Strom und Wasser nicht abgestellt. Ich konnte also ins Haus gehen

Weitere Kostenlose Bücher