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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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laufen konnten?“
    Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und schüttelte den Kopf, genau wie Dad.
    „Nicht so schnell wie die jungen.“
    Dad und ich stöhnten.
    „Fehlt dir deine Toga, alter Mann?“, neckte Dad ihn.
    „Ach ja, das waren noch Zeiten.“ Gowin lehnte sich seufzend zurück. „Und die perfekte Mode, um meine Beine zu zeigen.“ Er streckte ein Bein in meine Richtung. „Heutzutage muss ich auf die Bademode im Sommer warten. Und jede Menge Selbstbräuner benutzen, damit mich die Damen im Pool nicht auslachen.“
    Mir fiel die Kinnlade runter. „Du warst ein Römer?“ Das hätte bedeutet, dass er ein paar Tausend Jahre alt war.
    Er grinste. „Vor dir sitzt einer der jüngsten Senatoren, die Rom je hatte. Ich war gerade mal fünfundzwanzig, als ich in den Senat aufgenommen wurde.“
    „Gowin ist der drittälteste lebende Vampir“, warf Dad ein.
    „Und wer sind die beiden ältesten?“, fragte ich.
    „Caravass ist der zweitälteste“, antwortete Dad. „Der älteste ist Lilith.“
    Gowin erstarrte, seine ganze Haltung änderte sich auf einen Schlag. Plötzlich wirkte er nicht mehr wie ein menschlicher Student, sondern wie ein starres, absolut fremdes Wesen. „Sprich ihren Namen nicht aus, alter Freund. Das könnte für dich unerfreuliche Konsequenzen haben.“
    Schweigen erfüllte die Küche. Dann sagte Dad: „Entschuldige. Ich habe nicht an deinen Glauben gedacht.“
    „Es ist mehr als mein Glaube“, widersprach Gowin. „Wer sie kennt, weiß, dass man ihre Aufmerksamkeit erregt, wenn man ihren Namen ausspricht. Und glaub mir, das willst du nicht.“
    „Ich dachte, sie schläft irgendwo unter der Wüste.“ Hätte ich lieber flüstern sollen? Ich war zwar eine halbe Vampirin, aber langsam wurde mir das unheimlich. Was war mit Lilith los, dass nicht mal die ältesten und mächtigsten Vampire es wagten, ihren Namen auszusprechen?
    „Auch wenn ihr Körper schläft, hört sie alles“, erklärte Gowin. „Wenn man ihren Namen sagt, sogar hier, ist es das Gleiche, als würde man bei jemandem vor der Tür stehen und ihn laut rufen. Durch das Blut sind wir alle ihre Kinder, deshalb hat sie immer eine Verbindung zu uns. Wenn sie will, kann sie jederzeit aufwachen und in jeder beliebigen Form im nächsten Moment hier sein.“
    Schweigen machte sich breit.
    Gowin räusperte sich, warf einen Blick aus dem Küchenfenster und lächelte. „Aber reden wir nicht mehr über sie. Wann geht hier die Sonne unter?“
    „Im Sommer zwischen acht und neun“, antwortete Dad.
    Gowin sah auf seine schwarze Sportuhr. „Dann haben wir ja jede Menge Zeit für eine kleine Stadtrundfahrt, bevor unsere Kleine zum ersten Mal etwas trinkt. Ich bin direkt hergefahren und habe nicht viel gesehen. Aber dem ersten Eindruck nach hast du dir eine hübsche kleine Stadt ausgesucht.“ Er lächelte uns an. „Ich nehme nicht an, dass Savannah mir die Stadt zeigen könnte, oder? Und wir uns mal die Läden ansehen, wenn wir schon dabei sind? Ich suche noch ein ganz bestimmtes kleines Queen-Anne-Tischchen.“
    Als ich verwirrt dreinschaute, erklärte Dad: „Gowin besorgt antike Möbel für einen kleinen erlauchten Kreis.“
    Gowins Lächeln wurde noch breiter. Plötzlich erinnerte er mich an die Grinsekatze aus Alice im Wunderland. Es lief mir kalt den Rücken hinunter. Als wollte mein Körper mich daran erinnern, dass in Gowin mehr steckte, als man ihm ansah.
    Was auch bedeutete, dass es ihm eigentlich nicht um Jacksonville ging, wenn ich mit ihm eine kleine Stadtrundfahrt machen sollte.
    Er gehörte dem Rat an. Und er war offensichtlich hier, um michzu überprüfen, vielleicht sogar, um mich auszufragen, ohne dass mein Dad mich beschützen konnte.
    Nach einer unbehaglichen Pause sagte Dad schließlich: „Sicher, warum nicht? Savannah, würdest du ihm die Stadt zeigen?“
    „Äh, ja klar.“ Ich spannte meine Wangenmuskeln an, um meine Mundwinkel zu einer Art Lächeln zu verziehen.
    Ich hätte mich sowieso nicht davor drücken können. Wenn ich mich geweigert hätte, hätte Gowin seine Macht als älterer Vampir einfach ausspielen und Dad wegschicken können.
    Da konnte ich genauso gut bei dem höflichen Getue mitspielen, solange es dauerte.
    Wir standen auf, um zu gehen.
    Im Flur ließ ich mein Handy in meine Tasche gleiten und achtete darauf, dass Dad es bemerkte.
    „Und fahr besonders vorsichtig. Schließlich sitzt neben dir ein Mitglied des Rates“, bat Dad mit einem verkniffenen Lächeln.
    Er wusste, dass ich immer

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