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Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Titel: Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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bodenständig, um überhaupt an Vampire zu glauben, und Annes Familie gehörte zur Pfingstgemeinde und würde ihr nie erlauben, mit einer Mischung aus Vampirin und Hexe befreundet zu sein. Es gefiel ihnen schon nicht, wenn sich Anne mit Methodisten und Baptisten traf. Und wie sie es geschafft hatte, dass sie die Haare kurz tragen und jeden Tag Jeans anziehen durfte, war mir immer noch ein Rätsel. Die anderen Mädchen aus der Pfingstgemeinde mussten Röcke tragen und durften sich nicht die Haare schneiden; sie reichten ihnen bis zu den Knien.
    „Er ist im dritten Jahr?“ Carrie, die praktisch erstarrt war, taute ein wenig auf.
    „Und spielt Fußball in der Auswahlmannschaft?“ Nichts konnte Michelle so gut aus der Reserve locken wie frischer Klatsch. Angeblich wollte sie Krankenschwester werden und irgendwann Carrie im OP assistieren, aber Anne und ich hatten insgeheim gewettet, dass sie bei einem Klatschblatt landen würde.
    Als sich meine drei Freundinnen auf die pikanten Neuigkeiten stürzten, löste sich die Beklemmung in meiner Brust ein wenig, und die Flutwelle aus fremden Gefühlen ebbte ab. Mit einem gezwungenen Lächeln beantwortete ich ihre Fragen nach Greg und gab am Ende unser Gespräch in der Schlange Wort für Wort wieder. Beim Reden achtete ich darauf, den Blick höchstens bis zu ihren Nasen zu heben. Ich wollte sie nicht wieder mit meinen Augen erschrecken.
    Meinen Vampiraugen.
    „Wo wir gerade bei Jungs sind, die sich seltsam benehmen“, sagte Michelle. „Ich glaube, du hast noch einen Fan, Savannah.“
    Sobald Michelle das ausgesprochen hatte, spürte ich es. Vom Tisch der Clann-Typen aus starrte mich Tristan quer durch die Cafeteria an. Keine Ahnung, woher ich das wusste, aber ich hätte eine Menge Geld darauf verwettet.
    „Gerade starrt er dich sogar an.“ Michelle grinste breit. Sie war niemand, der sich mit dezenten Andeutungen begnügte.
    „Tristan Coleman, stimmt’s?“ Ich versuchte, gelassen zu klingen, womöglich sogar gelangweilt.
    „Woher weißt du das?“, fragte sie verblüfft.
    Weil ich spüre, wie sich sein Blick in meinen verdammten Hinterkopf bohrt , hätte ich gern gemurmelt. Stattdessen zuckte ich mit den Schultern und tat so, als würde es mich nicht stören.
    „Aber du weißt bestimmt nicht, dass er letzte Woche nach dir gefragt hat“, sagte sie stolz. „Er hat erzählt, er und die Clann-Mädels an seinem Tisch hätten gehört, dass du krank bist, und hätten sich Sorgen um dich gemacht.“
    Wow. Tristan hatte gemerkt, dass ich fehlte, und nach mir gefragt? Aus persönlichem Interesse oder für den Clann?
    Anne schnaubte. „Ach komm. Als würden sich diese verwöhnten Idioten für irgendwen interessieren, der nicht zu ihrem erlauchten kleinen Kreis gehört.“
    Es sei denn, ihre Eltern hätten ihnen von mir erzählt und sie hatten jetzt Angst davor, dass ich im Flur über sie herfallen könnte.
    „Warum sollte er mich anlügen?“, fragte Michelle.
    „Vielleicht, weil er mich vorher gefragt hat und ich ihm gesagt habe, er soll sich um seinen eigenen Kram kümmern“, antwortete Anne.
    Ich starrte meine beste Freundin entsetzt an.
    „Na ja, so in etwa“, nuschelte sie.
    „Warum hast du ihm nicht einfach gesagt, wie es mir geht?“, wollte ich wissen.
    „Weil ich es einfach nicht wusste, okay? Deine Großmutter hat nur gesagt, dass du krank bist und sie nicht wissen, wann du wieder in die Schule kommst, aber dass du nicht im Krankenhaus bist.Außerdem ist er ein Ego… Ego…“ Stirnrunzelnd zog Anne die Nase kraus, während sie nach dem richtigen Wort suchte.
    „Egomane?“, schlug ich vor.
    „Genau! Das meinte ich.“
    Ich seufzte. „Tut mir leid, wenn ihr euch Sorgen um mich gemacht habt. Ich war echt … krank. Von letzter Woche weiß ich nach Mittwochnachmittag nicht mehr viel. Ich glaube, Mom und Nanna hatten auch Angst.“ Das war immerhin die Wahrheit. Das meiste davon.
    Wieder starrten mich alle drei erschrocken an. Ich musste mir Mühe geben, mich nicht auf dem Stuhl zu winden. Bei dieser ganzen unerwarteten Aufmerksamkeit hätte ich mich gern in ein Loch verkrochen.
    „Was hattest du denn?“, fragte Anne.
    Ich zuckte mit den Schultern und wappnete mich für die unvermeidliche Lüge. Ich würde ihnen sagen müssen, es sei die Grippe gewesen. Aber die Klingel unterbrach uns. Zum Glück, weil ich eine wirklich miese Lügnerin war. Und von dem, was mir meine Familie an diesem Wochenende erzählt hatte, hätten sie nicht mal die Hälfte geglaubt.

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