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Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)

Titel: Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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keinen Regenschirm dabei, sein üblicher dunkler Anzug klebte klatschnass an seinem schlanken Körper. Anscheinend machte ihm die Nässe nichts aus. Er blieb auf dem Gehweg stehen, drehte sich um und sah mich mit diesen ausdruckslosen Augen an, die meinen so sehr ähnelten.
    „Ich … ich find’s schön, dass du gekommen bist.“ Ich konnte nicht zu ihm gehen. Ich trug noch meine Ballettschuhe, und der Regen war unter das metallene Vordach gespritzt. Wenn die Ledersohlen nass wurden, waren sie hinüber. Ich schob mich so weit nach draußen, wie ich mich traute, damit ich die Tür hinter mir schließen konnte und meine Stimme nicht ins Theater drang.
    „Hat Mom dir erzählt, dass ich heute zwei Auftritte habe?“
    Ich hatte gedacht, er würde überrascht sein. Stattdessen nickte er.
    Er wusste von dem zweiten Auftritt und ging trotzdem?
    Ohne auf den nassen Boden zu achten, ging ich einen Schritt weiter.
    „Gleich kommt Jazz dran. Keine Sorge, falls du Ballett nicht magst. Das haben wir schon hinter uns.“
    „Ich mag Ballett, Savannah. Trotzdem muss ich jetzt gehen.“
    „Musst du irgendwohin? Jetzt?“
    „Nein. Aber ich habe dich Ballett tanzen sehen, und das reicht. Vielleicht war das schon zu viel.“
    „Ich …“ Was sollte ich dazu sagen? Ich spielte mit den starren, kratzigen Falten meines romantischen Tutus. „War ich so schlecht?“
    „Nein. Du hast wunderbar getanzt.“
    Verwirrt blickte ich auf.
    Er seufzte. „Genau das ist das Problem. Du warst zu gut. Als Anfängerin dürftest du nicht halb so gut tanzen können. Was glaubst du, wie lange du die anderen Mädchen ausstechen kannst, bevor jemand misstrauisch wird?“
    „Heißt das, dir wäre es lieber, wenn ich schlecht tanzen würde?“
    „Nein. Das heißt, dass du nicht mehr auftreten darfst. Gar nicht. Durch deine körperlichen Veränderungen wirst du in allem besser.
    Am Ende tanzt du sogar Ballerinas an die Wand. Und dann kommen unweigerlich Fragen. Die Leute werden wissen wollen, warum du so hoch springen kannst, dich so schnell drehen, so gut die Balance halten. Sie werden erkennen, was du bist … dass du anders bist. Nicht ganz menschlich.“
    Ein Freak.
    Mein Herz schlug schneller, und ohne nachzudenken schüttelte ich den Kopf. „Nein.“ Er irrte sich. Meine einzige Freude im Leben konnte mich doch nicht noch mehr zur Außenseiterin machen. „Ich … ich kann das kontrollieren. Du weißt schon, mich weniger anstrengen. Heute war ich nur so gut, weil ich dich und Mom und Nanna beeindrucken wollte. Ich wollte, dass ihr stolz auf mich seid und seht, wie ich mich gemacht habe.“
    „Wenn du mich wirklich stolz machen willst, hör auf zu tanzen. Sofort.“
    Genauso gut hätte er mir eine Ohrfeige geben können. Als ich versuchte, mir vorzustellen, ich würde nie wieder tanzen, rang ich einen Moment nach Atem. Nein. Das konnte ich mir nicht vorstellen. „Aber das Tanzen ist wirklich wichtig für mich, Dad. Es ist das Einzige, was ich kann.“
    „Es tut mir leid. Aber wenn du das Tanzen nicht aufgibst, könntest du unsere ganze Welt enttarnen.“ Er sah sich um, als wollte er auf mögliche Lauscher aufmerksam machen. Als wäre jemand dumm genug, während der Tornadosaison in Osttexas im strömenden Regen zu stehen, nur um uns zuzuhören. „Und wenn du das riskierst, hat der Rat keine andere Wahl, als einzuschreiten und dich davon abzuhalten.“
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Offenbar drehte sich alles um den großen bösen Vampirrat. Darum, was der Rat wollte. Was er verlangte. Was war zur Abwechslung mal mit dem, was ich wollte? Auf welcher Seite stand er überhaupt? „Kannst du ihnen nicht einfach sagen, dass ich vorsichtig bin? Ich kann lernen, nicht aufzufallen, echt. Gib mir nur ein bisschen Zeit zum Üben.“
    „Das Risiko ist zu groß. Du ahnst ja nicht, wozu der Rat in der Lage ist. Du bist nur in Sicherheit, wenn du nicht mehr tanzt. Nie wieder.“
    „Mom hat sich deswegen keine Sorgen gemacht. Bist du nicht vielleicht … übervorsichtig?“
    „Ich will nur tun, was die Aufgabe deiner Mutter gewesen wäre – dich beschützen. Du hättest überhaupt nicht erst mit dem Tanzen anfangen sollen. Ich hatte deine Mutter davor gewarnt, aber sie war stur wie immer.“ Er kam einen Schritt auf mich zu und hob die Hände. „Bitte, Savannah. Hör auf mich, und stell dich nicht quer.“
    Oder was? Wäre sein ach so wichtiger Rat dann noch unzufriedener mit mir? Was hatte er nur immer mit diesem blöden Rat? Konnte er sich

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