Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
gewesen.
Gab es einen Zauber, damit sich ein Typ so idiotisch benahm, dass seine Freundin ihm den Laufpass gab, aber nicht so schlimm, dass er ihr dabei das Herz brach?
Ich musste mal Emily fragen.
Savannah
In den nächsten beiden Wochen gewöhnten sich meine Freundinnen langsam ihr Gemecker über die Charmers ab, während Greg zu einem festen Bestandteil meines Tagesablaufs in der Schule wurde. Bei der Mittagspause schlossen wir einen Kompromiss. Montags und donnerstags saßen wir bei seinen Freunden, dienstags und freitags bei meinen Mädels, und am Mittwoch saßen wir nicht zusammen. Damit waren meine und seine Freunde zufrieden. Erstaunlicherweise fand Anne ihn nicht so schrecklich wie die meisten anderen Jungs. Sie zog uns nicht mal auf, wenn er manchmal einen Arm über meine Rückenlehne legte. Was seine Freunde tatsächlich von unserer Beziehung hielten, wusste ich nicht, aber nach außen hatten Mark und Peter kein Problem mit ihr. Meistens unterhielten sie sich über Fußball oder löcherten mich mit Fragen, warum ein Mädchen, das sie mochten, etwas getan hatte, das sie nicht verstanden. Zumindest wusste ich, dass ich irgendwann mal Therapeutin werden könnte. Falls ich nicht vorher zur Vampirin wurde.
Fast beiläufig gewöhnten wir uns einen neuen Rhythmus an, bis Greg einfach zu meinem Leben gehörte. Ich sah ihn an fünf von sieben Tagen in der Woche, manchmal gingen wir außerdem nach den Heimspielen am Freitagabend noch schnell etwas essen. Ein paarmal in der Woche schrieben wir uns aus Spaß alberne Briefchen, und manchmal rief er mich am Wochenende an, damit wir uns allein unterhalten konnten.
Man konnte gut mit ihm reden, egal ob am Telefon oder bei Verabredungen. Als er mich endlich zum ersten Mal auf den Mund küsste, wusste er fast alles über mich, und ich war für meinen ersten Kuss mehr als bereit. Es war nett, ohne Zunge oder Rumgesabber, und ich spürte gern den sanften Druck seiner Lippen und seine zärtliche Umarmung, als sei ich zerbrechlich.
Als wir drei Monate zusammen waren, merkte ich überrascht, dass mein Leben größtenteils ruhig verlief und es nicht perfekt, aber einigermaßen glücklich war, zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit. Seit ich nicht mehr versuchte, meinem Vater zu gefallen, stand ich nicht mehr ständig unter Druck. Und bei den Charmers war es wunderbar, sogar als Betreuerin. Die Gruppe gab mir das Gefühl, gebraucht zu werden, ein wichtiger Teil von etwas Besonderem zu sein. Ich hatte meinen ersten Freund, den offenbar alle mochten, sogar meine Freundinnen. Und seine Exfreundinnen. Und an jedem Wochenende erwarteten mich Aufgaben und Verabredungen. Hätte ich nicht an jedem zweiten Tag mit vier der schlimmsten Nachfahren im Geschichtsunterricht gesessen und immer noch zu viel Angst gehabt, um den Leuten in die Augen zu sehen, hätte ich glatt vergessen können, dass ich nicht ganz normal war.
Zumindest konnte ich so tun, als wäre ich es.
Allerdings hätte ich wissen müssen, dass Glück nicht ewig währt.
Anfang September besuchte ich mit Greg den Schulball nach dem Spiel. Der Ball war eine gemeinsame Benefizveranstaltung der Charmers und der Cheerleader, bei der unsere Direktorinnen jedes Jahr vergeblich hofften, dass die beiden Gruppen sich anfreunden würden. Gregs Mutter hatte für mich einen großen Ansteckstrauß gefertigt, wie man ihn in unserer Gegend bei Schulbällen trug. Das reich verzierte Gebinde mit den langen Flatterbändern inden Schulfarben wog mindestens zehn Kilo. Und mein Freund sah mit seinem passenden Ministrauß am Oberarm so umwerfend aus, dass ich die ganze Zeit strahlte. Allerdings würden wir nicht viel zum Tanzen kommen, weil ich den Großteil des Abends mit den anderen Charmers am Imbissstand arbeiten würde.
Als ich in einer Pause mit Greg tanzen konnte, wurde es … interessant. Mit seinen eins siebzig war er nicht viel größer als ich mit meinen eins fünfundsechzig. Perfekt, um sich selig anzuhimmeln. Nur konnte ich das natürlich nicht tun und musste aufpassen, während ich mit ihm tanzte. Ich rutschte immer wieder beinahe aus und sah ihm fast in die Augen statt nur auf die Nase.
Beim letzten Blues des Abends war ich ziemlich frustriert. Die ersten Zweifel und Fragen schlichen sich an.
Ich hatte seit fünf Monaten keinem männlichen Wesen mehr direkt in die Augen gesehen. Der seltsame Vorfall mit den drei Jungs aus dem Algebrakurs erschien mir mittlerweile wie ein seltsamer Traum oder wie ein Albtraum, an den man
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