Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
Pferdeschwanz hochwirbelte und die roten Strähnen ihren Kopf wie ein dunkles Feuer umspielten.
„Spielst du mit dem Feuer?“ Dylan kam näher und nahm seinen Helm ab.
Sofort blickte ich wieder auf das Spielfeld. „Keine Ahnung, wovon du redest.“
„Ich rede von der Rothaarigen mit den irren Augen.“
Ich wandte mich zu ihm um. „Alter, was hast du für ein Problem mit ihr?“
„Das Problem habe ich mit dir. Es geht mir einfach nicht in den Kopf, dass du dich auf ihre Seite stellst, statt zu deinem besten Freund zu halten.“
„Ich stelle mich nicht auf ihre Seite. Ich habe nur gesagt, dass wir keine Unschuldigen angreifen. Du kennst doch die Regeln.“
Er kam den letzten Schritt auf mich zu. „Der Clann kann mich mal mit seinen Regeln.“ Er machte eine weit ausholende Geste. „Die Leute hier sind Schafe, das weißt du genauso gut wie ich. Wir sollten diese Stadt beherrschen, statt uns zu verstecken.“
„Sei leise“, warnte ich ihn und sah mich um. Aber alle waren nur auf das Spiel konzentriert.
Dylan lachte spöttisch. „Du bist echt arm. Schau dich doch an. Du hast ja Angst, jemand könnte uns über den Clann sprechen hören. Dabei wissen alle längst Bescheid! Das ist ja der Witz. Jeder weiß von uns, und trotzdem klammern sich die Ältesten an ihre dämlichen überholten Regeln. Was wir brauchen, sind neue Regeln. Und vielleicht einen neuen Anführer.“
Jetzt grinste ich höhnisch. „Wen denn? Deinen Vater? Dich?“ Die Familie Williams bestand aus lauter kriecherischen Wieseln. Ich hatte gedacht, Dylan wäre anders. Heute hatte er mir das Gegenteil bewiesen.
„Warum nicht? Die Colemans können nicht als Einzige eine Führungsrolle übernehmen. Warum sollte zur Abwechslung nicht mal jemand anders eine Chance bekommen?“
Was für ein Jammerlappen. „Wenn die Clann-Mitglieder glauben würden, dass dein Vater der bessere Anführer wäre, hätten sie fürihn gestimmt. Haben sie aber nicht. Also find dich damit ab. Und auch mit den Regeln, wenn wir schon dabei sind. Mir gefallen sie auch nicht immer, aber ich jammere deswegen nicht ständig rum. Wenn du ein Problem mit den Regeln des Clanns hast, dann geh damit zu den Ältesten, die sie erlassen haben.“
Er kam so nah, dass er fast meinen Gesichtsschutz berührte. „Du machst die Regeln zwar nicht, aber dein guter alter Dad tut es. Und für jemanden, dem sie angeblich nicht gefallen, setzt du sie sehr gern durch.“
„Wie auch immer.“ Ich hatte längst genug von dieser Diskussion.
Er legte den Kopf schief. „Aber vielleicht unterstützt du deinen Vater ja gar nicht.“
Mit finsterem Blick fragte ich: „Was meinst du denn damit?“
„Du wolltest dich noch nie mit mir anlegen. Vielleicht geht es dir bei dieser Nummer als Retter der Unschuldigen überhaupt nicht um die Regeln. Vielleicht geht es nur um sie .“
Ich knirschte mit den Zähnen. „Hau jetzt lieber ab, Williams.“
Er lächelte. „Darum geht’s, oder? Nach den ganzen Jahren stehst du immer noch auf diesen rothaarigen Freak! Was für ein verdammter Heuchler. Faselst die ganze Zeit, man müsste die Regeln befolgen, und willst selbst die wichtigste brechen.“
„Hör auf, habe ich gesagt.“
„Wow, Mommy und Daddy wären bestimmt begeistert, oder? Ihr kostbares Söhnchen macht sich mit dem einzigen Mädchen die Finger schmutzig, das tabu ist. Und noch dazu ein Freak.“
Heiße Wut ließ meine Haut brennen. „Ich habe dir schon mal gesagt: Lass sie in Ruhe!“
„Was ist los, Coleman? Gefällt es dir nicht, wenn ich sie einen Freak nenne?“
„Dylan …“ Ich stand auf der Kippe, die Wut ließ mich kaum noch klar denken.
„Vergiss nicht: Wenn der Sohn des Anführers es mit einem Freak treiben kann, kann ich das auch“, sagte er leise. Sein Lächeln verzog sich zu einem höhnischen Grinsen.
Und ich rastete aus.
Ich stieß Dylan beide Hände gegen die Brust. Für jeden anderen musste es so ausgesehen haben, als hätte ich ihn fest geschubst. Aber als meine Hände ihn noch längst nicht berührten, schossen meine Energie und mein Wille aus ihnen heraus und trafen ihn wie eine unsichtbare Faust. Er wurde nach hinten geschleudert und rutschte fünf Meter über den Boden.
Fünf kurze Sekunden lang lohnte sich das allein für sein überraschtes Gesicht. Bis mir klar wurde, wo wir waren.
Verdammt, jetzt war ich dran. Keinem Nachfahren hier war das entgangen. Auch nicht meinen Eltern auf der Tribüne.
Inzwischen schrie Mom schon seit einer
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