Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
Blick ab.
Heute Nacht war es anders.
Es brach mir das Herz, wie traurig Tristan im Mondlicht auf dem Rücken im Garten lag, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er hatte die Augen geöffnet, rührte sich aber nicht und sah mich nicht an, als ich näher kam.
Nein, das war albern. Das hier war ein Traum, und er wurde mir nur von meinem masochistischen Unterbewusstsein vorgespielt.
Ich setzte mich neben ihn und zog die Beine an. Wenigstens trug ich dieses Mal nicht nur ein T-Shirt, sondern ein langes Nachthemd.
Nach kurzem, verlegenem Schweigen fragte ich leise: „Mieser Tag?“
Er nickte.
„Normalerweise kann ich in diesen Träumen nicht mit dir reden. Das ist was Besonderes. Also … willst du darüber reden?“
Seufzend rollte er sich auf die Seite und stützte den Kopf in eine Hand. „Ich habe heute meinen besten Freund verloren.“
„Dylan Williams?“
„Ja. Aber vielleicht waren wir schon lange keine Freunde mehr, und ich habe es nur nicht gemerkt.“
„Ihr seid nicht mehr befreundet, weil du ihn bei dem Spiel geschubst hast?“
„Nein, wir haben uns vorher gestritten. Im Grunde haben wir heute Abend nur den Streit beendet.“
„Worum ging es denn?“
„Er hat Mist über … jemanden erzählt. Über jemanden, der es nicht verdient hat.“ Ich zögerte, aber die Neugier ließ mich fragen: „Über jemanden, den ich kenne?“
Als er mich ansah, konnte ich die Antwort in seinen Augen lesen.
„Über mich? Du hast dich wegen mir mit deinem besten Freund gestritten?“ Okay, das war auf jeden Fall ein Traum. Jetzt war ich mir sicher. Trotzdem bekam ich ein schlechtes Gewissen, als wäre es ein echtes Gespräch und nicht nur Fantasie. „Das hättest du nicht tun sollen. Es lohnt sich nicht.“ Schließlich war ich nicht seine Freundin. Er hatte jahrelang nicht mal mit mir gesprochen. Warum sollte er sich wegen mir mit seinem besten Freund streiten?
„Sag das nicht“, brachte er mühsam hervor. Seine Augen verdunkelten sich ein bisschen. „Es lohnt sich immer, für dich zu streiten.“
Seine Worte ließen mir Tränen in die Augen steigen und verschlugen mir den Atem. Ich wünschte so sehr, dass das hier nicht nur ein Traum wäre.
„Wird Dylan versuchen, sich zu rächen?“ Vielleicht hätte ichdas nicht fragen sollen. Immerhin ging es um seinen ehemals besten Freund.
„Nein.“ Er lächelte spöttisch. „Er hat seine Rache schon. Meine Eltern nehmen mich für das restliche Jahr aus der Mannschaft.“
Ich bekam keine Luft mehr. Wie oft hatte ich Tristan erzählen hören, dass er später in der NFL spielen wollte? Football bedeutete ihm alles. Genau wie das Tanzen mir alles bedeutet hatte.
Und jetzt konnte er seinen Traum vielleicht nicht mehr erreichen … wegen mir. „Oh Tristan, das tut mir so leid.“
Meine Augen brannten, ich blinzelte ein paar Tränen fort. Ich musste daran denken, dass es nur ein Traum war. Das war nicht die Wirklichkeit.
Warum wollte ich ihn dann unbedingt in die Arme nehmen?
„Du kannst nichts dafür“, sagte Tristan. „Hätte er nicht wegen dir Streit angefangen, hätte er irgendwann was anderes gefunden, um mich zu provozieren. Mein Vater hat recht. Ich hätte bei dem Spiel nicht die Beherrschung verlieren dürfen.“
Trotzdem klang er immer noch aufgebracht, jedes Wort war kurz und abgehackt.
Es tat mir weh, ihn leiden zu sehen. Ich musste etwas tun.
Und weil es nur ein Traum war, in dem ich tun konnte, was ich wollte, ohne Konsequenzen zu befürchten, legte ich zitternd eine Hand auf seine.
Er sog scharf die Luft ein und blickte auf unsere Hände hinunter.
Okay, vielleicht sollte ich ihn nicht mal im Traum berühren.
Als ich meine Hand wegziehen wollte, spreizte er die Finger, drückte sie wieder zusammen und hielt mich so fest.
Unwillkürlich seufzte ich.
Er lächelte, sah aber weiter nur auf unsere verschränkten Finger.
„Warum fühlt sich das so richtig an?“, murmelte ich. Ich hatte einen Kloß im Hals.
Sein Lächeln verblasste, als er zu mir aufsah; seine grünen Augen verdunkelten sich wie Smaragde, die man aus dem Licht nimmt. „Warum kämpfst du gegen dieses Gefühl an?“
„Weil ich so nicht fühlen darf.“
Langsam kräuselten sich seine Lippen wieder zu einem Lächeln.
„Aber du willst es trotzdem.“
Ich nickte und sah ihm direkt in die Augen statt auf die Nase. Nur im Traum konnte ich das gefahrlos machen. Diesen Luxus würde ich auskosten, solange es ging.
„Glaubst du immer noch, ich wäre wie deine
Weitere Kostenlose Bücher