Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
würdest, dann würdest du doch auch so zählen, dass beim letzten noch ein Hölzchen übrig ist.«
»Vielleicht haben sie auch rückwärts gerechnet und die geplanten Morde abgezählt, und dann wär die Null dabei gewesen, und …«
»Herrgott, Richie, du machst mich ganz verrückt mit deinen Zahlenspielen. Wir dürfen es eh nicht so weit kommen lassen. Wenn die wirklich danach aufhören, dann war’s das vielleicht, dann finden wir die möglicherweise nie.« Kluftinger stand auf. »In fünf Minuten alle zur Besprechung hier! Ich hab auch noch ein kleines Detail zu vermelden.«
»So, meine Herren«, sagte Kluftinger kurz darauf feierlich im Kreise der Kollegen, »zum Abschluss unserer kleinen Lagebesprechung wie versprochen noch eine Erkenntnis, die uns durchaus weiterbringen könnte. Ihr erinnert euch an das ominöse Röhrchen, das ich in Hübners Blutlache in der Fürstenstraße gefunden habe?«
Die anderen nickten gespannt.
»Ich weiß jetzt, woher das stammt.«
Fragende Blicke.
»Jetzt überlegt halt auch noch mal!«, forderte der Kommissar.
Hefele schüttelte den Kopf. »Jetzt mach uns nicht den Maier. Sag’s uns einfach!«
»Es ist ein Röhrchen aus der Schießbude, ihr wisst schon, die Dinger, auf die man schießt, wenn man so eine Rose haben will.« Er zog die Plastikblume wie ein Zauberer mit großer Geste hinter seinem Rücken hervor.
Zustimmendes Gemurmel.
»Das heißt, wir sollten uns nachher mal in dieser Szene umsehen, oder?«, dachte Strobl laut.
»Schon. Es ist doch auffällig, dass der Jahrmarkt gerade hier in der Stadt gastiert. Solche Fahrgeschäfte und Buden gibt es natürlich wie Sand am Meer. Nicht gesagt, dass wir ausgerechnet unten am Königsplatz weiterkommen«, dämpfte Kluftinger die Hoffnung der Kollegen ein wenig. »Aber klar, probiert will es sein.«
Die Tür ging auf, und sie sahen wortlos dabei zu, wie zwei uniformierte Beamte eine Pinnwand in den Raum trugen. Es hätte wohl kein besseres Bild für ihre Ermittlungsfortschritte geben können als diese zusätzliche Wand, die notwendig wurde, weil nun auch der Taximord der Serie zuzuordnen war.
Maier stand auf und dirigierte die Polizisten an die richtige Stelle. »Ich hab ganz neue Zusammenhänge aufgedeckt, deswegen brauchen wir noch mal so eine«, erklärte er ihnen, erntete dafür jedoch nur fragende Blicke. »Na, wegen dem neuen und dem alten Fall, da habe ich entdeckt …«
»Wir müssen dann auch wieder«, sagte der Ältere der beiden, als sie die Wand abgestellt hatten, tippte sich an die Mütze und verließ mit seinem Kollegen den Raum.
»Wollten sie gar nicht die ganze Geschichte hören, hm?«, fragte Hefele und schüttelte mit gespielter Empörung den Kopf. »Dabei hätten sie doch noch so viel lernen können von dir.«
Maier ignorierte die Stichelei und bestückte die neue Tafel mit den Fotos von Tatort, Täter, Opfer und Beweismitteln des Taximords. Er zog einige Pfeile zwischen den Wänden und versah sie allesamt mit Fragezeichen. Dann stellten sich alle drei mit verschränkten Armen davor.
»Wie passt der Taximord da rein?«, murmelte Kluftinger laut. Plötzlich weiteten sich seine Augen. »Wenn nun unser Taximörder auch den Arzt um die Ecke gebracht hat? Ich mein, das hätt er ja gekonnt, zeitlich.«
»Wär schon möglich.« Strobl rieb sich das Kinn. »Aber wer hat dann den Brief mit den Streichhölzern geschickt? Und wer hat unseren Versicherungsmenschen umgebracht?«
»Wir müssen ja eh von einem Team ausgehen. Schließlich waren doch auch in dem Auto, das die Ölflecken macht, zwei Leute, oder? Vielleicht morden zwei einfach weiter, während ihr Kumpel einsitzt.«
»Beängstigende Vorstellung, oder?«, fand Hefele.
»Sehr beängstigend«, pflichtete ihm Kluftinger bei. »Wir müssen uns den Herrn Schratt noch mal vorknöpfen. Kann man den denn schon vernehmen?«
Maier schüttelte den Kopf. »Koma«, erklärte er.
»Okay. Dann widmen wir uns mal den anderen offenen Fragen. Zunächst mal: das schwarze Haar in der Wohnung vom Hübner. Gut, das hat vielleicht auch gar nix mit der Tat zu tun – aber wissen können wir es nicht. Und was ist mit dem Pärchen, das der Nachbar und die Imbissbesitzerin gesehen haben?«
»Du meinst, sie sind sogar zu viert?«, argwöhnte Strobl.
»Das will ich nicht hoffen«, flüsterte Kluftinger. »Vor allem: Wie kommt man weiter mit der Identität des Pärchens?«
Das Telefon klingelte. Er ging hin, hörte eine Weile zu, brummte hin und wieder ein
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