Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
Liste ausgewertet mit den sechs Namen vom Steiner, die nicht auf der offiziellen Testliste stehen.« Er winkte mit einem Blatt Papier. »Unser Anfangsverdacht hat sich bestätigt: Die hatten alle keinen Defi, war also nicht korrekt, die in die Studie mit aufzunehmen. Wie’s aussieht, waren sie alle finanziell nicht grad in einer rosigen Lage und wurden von Steiner in die Sache reingequatscht. Es scheint, nach dem, was seine Kollegen sagen, aber auch die meisten anderen Patienten, alles durchaus aus hehren Motiven gewesen zu sein.«
»Aha, und welche waren das?«, wollte Hefele wissen.
»Er hat wohl wirklich an das Medikament geglaubt. Das zeigen auch seine Unterlagen. Aber, wenn ihr mich fragt: Das nützt den armen Schweinen, bei denen es nicht gewirkt hat, wenig. Zwei von ihnen weilen bereits nicht mehr unter uns. Todesursache brauch ich wohl nicht extra zu erwähnen.«
Kluftinger schluckte. Schon seit dem Aufstehen verspürte er wieder diesen Druck und das Stechen in der linken Brust. Noch war es mehr eine Ahnung, ein Sichanbahnen von etwas Größerem. Er war betrübt, in den letzten Tagen war es ihm doch vergleichsweise gutgegangen.
»Ja, mei, mit dem Herzen geht’s oft schnell«, sinnierte Hefele. »Da macht’s bumm, und das war’s dann. Von einem Tag auf den anderen, ohne Vor…«
»Ist gut, Roland, wir haben verstanden«, unterbrach ihn Kluftinger ärgerlich. »Bist du jetzt neuerdings Kardiologe?«
Die Tür öffnete sich, und Willi Renn betrat den Raum. Er hielt ebenfalls ein Papier in der Hand. »So, da habt’s ihr die Zeichnung von eurem Indianer.«
»Was ist los?« Strobl stand auf und nahm dem Erkennungsdienstler das Blatt aus der Hand. Er starrte ungläubig darauf, dann reichte er es an Kluftinger weiter. »Das ist doch dieser Komiker.«
Verwirrt blickte Kluftinger auf die Computerzeichnung. »Ich komm nicht mehr mit: Indianer? Komiker?«
»Das ist das Phantombild, das wir nach den Angaben des Werkstattbesitzers gemacht haben. Du hast ihn doch geschickt. Der das Auto repariert hat, wegen der Ölwanne.«
Kluftinger schlug sich an die Stirn. »Freilich.« Er blickte noch einmal auf das Bild. »Das wird uns nicht viel nützen.«
»Warum?«
»Eugen hat recht. In der ganzen Werkstatt sind so Fotos und Poster gehangen von diesem Komiker. Er hat auch gesagt, dass unser Mann dem irgendwie ähnlich sieht. Aber wie’s jetzt aussieht, hat er genau den beschrieben. Und wir können ja wohl schlecht eine Fahndung nach diesem … na, Cellophan …«
»Ceylan«, verbesserte Strobl.
»… ja, nach dem halt einleiten. Dann werden wir zu jedem seiner Auftritte gerufen. Der Richie hat ja auch den Eindruck gehabt, dass der … Kruzifix, wenn halt der Richie schon da wär.«
»Ach komm, jetzt auf einmal entdeckst du die große Zuneigung zu ihm. Fehlt er dir so arg?« Hefele zog eine Schnute. »Schau, wir haben dich doch auch lieb.«
»Depp.« Kluftingers Telefon klingelte. Er hob ab und hörte interessiert zu, wobei er nur ab und zu mit einem »Aha« oder »Wirklich?« sein Interesse signalisierte. Als er einhängte, sahen ihn die Kollegen gespannt an. »Das war der Schneider aus Augsburg«, erklärte der Kommissar. »Die Frau Oblonski …«
»Wer?«, unterbrach ihn Strobl.
»Na, die aus dem Ordnungsamt, das Mordopfer.«
»Ach, du meinst die Frau Opczynski.«
»Ja, die, danke Richard, zefix.«
»Kein Grund, ausfällig zu werden.«
»Herrgott, jetzt lasst mich doch mal ausreden. Also, die Frau … Dings, die hat mehrere gerichtliche Auseinandersetzungen gehabt mit Standbesitzern von Jahrmärkten, denen sie die Genehmigung verweigert hat. War wohl eine ganz Scharfe.«
Hefele und Strobl hoben die Augenbrauen.
»Also im dienstlichen Sinne halt. Öfters hat sie auch die Fieranten und Schausteller angezeigt, weil die sie im Streit beleidigt haben. Da war die nicht zimperlich, wie’s scheint. Und wisst ihr, gegen wen die schon mal prozessiert hat?«
»Gegen den Indianer«, platzte Hefele heraus. »Oder den Komiker?«
Kluftinger blickte ihn scharf an und sagte: »Ach was. Gegen unseren Wolfhart Fink von der Schießbude.«
Strobl stieß einen leisen Pfiff aus. »Mein lieber Herr Gesangsverein. Jetzt simmer wieder beinand.«
Kopfnickend antwortete Kluftinger: »Ich bin mir sicher, er freut sich irrsinnig über einen weiteren Besuch von uns.«
»So, Herr Fink, Frau Fink, wir sind’s wieder. Bitte sperren Sie die Bude zu. Wir gehen nach hinten in Ihren Wohnwagen und unterhalten uns noch
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