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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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zischte der Mann. Kaum fünf Meter vor ihnen war die Schießbude, die Kluftinger in den letzten Tagen so oft besucht hatte. Schmerzlich erinnerte er sich daran, wie glücklich er sich gefühlt hatte, als er mit seiner Familie dort gewesen war, da packte ihn auch schon wieder der Schraubstockgriff des Mannes im Nacken und stieß ihn vorwärts. Sie liefen geduckt über die Gasse, dann tauchten sie in den Schatten zwischen der Schießbude und einem Imbissstand. Auf dem improvisierten Vorplatz der Finks drückten ihre Kidnapper sie in die Plastikstühle, die dort herumstanden. Keuchend saßen die beiden Polizisten da, Schweißperlen glänzten auf ihren Gesichtern.
    Jessica Burlitz flüsterte ihrem Bruder etwas ins Ohr, der nickte und verschwand in der Finsternis.
    Kluftinger sah sich vorsichtig um. Die Zeit wurde knapp. Wenn sie noch eine Chance zur Flucht hätten, dann hier. Waren sie erst wieder im Auto, würde die beiden nichts mehr aufhalten. Fieberhaft glitten seine Blicke durch das Halbdunkel. Maier kauerte zusammengesunken auf dem Stuhl neben ihm und atmete schwer. Er schien die Hoffnung bereits aufgegeben zu haben. Kluftinger machte sich große Sorgen um seinen Kollegen. Jessica Burlitz stand nicht einmal zwei Meter vor ihnen an den Wohnwagen gelehnt und hatte sie stets im Auge.
    In diesem Moment sah Kluftinger die Kuh. Es war ein so vertrautes, unschuldiges Bild, dass ihm das Herz ganz schwer wurde. Dasselbe Stofftier hatte er drei Tage zuvor an ebendieser Schießbude gewonnen. Doch er ließ sich von der Nostalgie nicht überwältigen, denn seine Aufregung rührte von einem anderen Umstand her: Er wusste, dass das Vieh einen Höllenlärm machen konnte. Und er wusste, dass es losging, sobald man nur fest genug dagegen drückte. Oder es fallen ließ. Was er jedoch nicht wusste, war, wie er an das Ding rankommen sollte. Es befand sich außerhalb seiner Reichweite, etwa einen Meter neben der Frau, halb unter dem Wohnwagen. Offenbar hatte es irgendjemand verloren, vermutlich, als er eine Ladung dieser Dinger in die Schießbude getragen hatte.
    Maier hatte den Blick noch immer nach unten gerichtet. Als Kluftinger Jessica Burlitz ansah, hatte er das Gefühl, als kneife sie die Augen etwas zusammen.
Hatte sie was bemerkt?
Sofort stierte er wieder zu Boden. Wie sollte er nur an dieses verfluchte Stofftier rankommen? Vielleicht könnte Maier … Er verwarf den Gedanken gleich wieder, wie hätte er ihm erklären sollen, was er wollte? Zumal der Kollege gar nicht mehr ganz bei Sinnen zu sein schien, so wie der jetzt in seinem Stuhl vor- und zurückwippte.
    Auf einmal wusste Kluftinger, was er zu tun hatte. Er schätzte die Entfernung zwischen ihnen und der Frau, wog die Kraft ab, die er würde aufwenden müssen, beobachtete genau die Bewegungen seines Kollegen, versuchte, den Rhythmus zu erspüren, in dem sich Maier bewegte. Dann ging er im Geiste die Yogaübung durch, die ihm von Anfang an so gut gefallen hatte – als hätte er damals schon geahnt, wozu er sie einmal brauchen würde. Er sah sich vor seinem geistigen Auge wie ein Karatekämpfer dastehen, sah die Drehung und dann den Kick:
Auf den Fuß klatschen und den Tiger zähmen.
Ja, er würde den Tiger jetzt zähmen – und wie: Er winkelte seinen Fuß an und streckte ihn explosionsartig wieder.
    Seltsam teilnahmslos beobachtete er, wie Maier durch seinen Tritt nach vorn kippte. Wie in Zeitlupe nahm er wahr, wie Maier ihm den Kopf zudrehte, die Augen eine einzige Frage, bevor er der Länge nach hinfiel und mit dem Kopf voraus auf dem Boden aufschlug.
    Dann ging alles ganz schnell: Jessica Burlitz sprang wie eine Furie auf Maier zu, so dass Kluftinger für einen Moment unbeobachtet war, aufstand, die Kuh unter dem Wagen herauskickte und gegen eine Bretterwand donnerte. Es war wahrscheinlich der beste Schuss seines Lebens gewesen. Sofort zerriss das metallische Muhen der Kuh die Stille. Jessica Burlitz, die sich über Maier gebeugt hatte, sah erschrocken auf. In diesem Moment drehte sich Kluftingers Kollege auf den Rücken und mähte die Frau mit einer schwungvollen Bewegung seiner Beine nieder.
    Der Kommissar war derart baff, dass er für den Bruchteil einer Sekunde zögerte, doch dann begegnete sein Blick dem von Richard Maier, und was er in den Augen des am Boden liegenden Polizisten las, war eine einzige Aufforderung:
Hau ab!
Dann traf ein Tritt von Jessica Burlitz Maiers Kinn, woraufhin der die Augen verdrehte und reglos liegen blieb.
    Egal, was Maier

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