Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
Medikament vielleicht auch helfen könnte? Noch wusste er natürlich nicht genau, woher seine Beschwerden kamen. Aber möglicherweise könnte er die Sache mit der Ernährungsumstellung dann ein wenig lockerer angehen.
»Hat das Medikament denn irgendwelche Nebenwirkungen?« Der Kommissar war selbst nicht sicher, ob er das nun aus beruflichem oder doch eher aus persönlichem Interesse wissen wollte.
Uhl zögerte etwas. »Nun ja, wir beobachten eine Verarmung des Körpers an Kalium, wie zum Beispiel im Rahmen einer wassertreibenden diuretischen Therapie.«
»Diu…dings, verstehe.«
»Ist Doktor Steiner denn da?«, fragte Strobl.
Der Professor schüttelte den Kopf. »Leider nein, er befindet sich gerade in seinem wohlverdienten Urlaub. Soviel ich weiß, müsste er morgen oder übermorgen wiederkommen. Sobald er von seiner Reise zurück ist, führt ihn sein Weg mit Sicherheit als Erstes in die Klinik, um sich nach seinen Patienten zu erkundigen«, erklärte Uhl. »Aber zu allgemeinen Fragen kann ich Ihnen auch Rede und Antwort stehen.«
»Wie viele Patienten werden denn gerade mit dem Medikament behandelt?«, wollte Kluftinger wissen.
»Nun, wir haben im Moment acht auf Station, ambulant bekommen aktuell sechs Cordial.«
»Und denen geht es allen gut?«
»Wie meinen Sie das? Die haben natürlich alle Herzprobleme, einige warten auf eine Transplantation oder haben gerade eine hinter sich …«
Der Kommissar präzisierte: »Nein, ich mein, von denen ist niemand abgängig seit ein paar Tagen?«
»Also, die stationären Patienten waren heute früh bei meiner Visite alle noch präsent. Was die ambulanten angeht: Ich kann gern meine Sekretärin anrufen lassen, die Patienten kommen immer nur freitags und montags zu uns – und am Montagabend soll ja das Verbrechen verübt worden sein, wegen dem Sie hier sind, nicht wahr?«
»Genau. Wenn Sie das überprüfen würden, wären wir Ihnen sehr dankbar.«
Professor Uhl gab per Telefon die Anweisung, bei allen Patienten der ambulanten Cordial-Testreihe anzurufen und sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Dann legte er auf und sah die Polizisten mit wachen Augen an.
Strobl beendete die kurze Stille mit einer Frage: »Herr Uhl, sagen Sie, kann man denn mit Cordial jemanden töten? Ich meine, wenn man die entsprechende Dosis verabreicht? Oder wenn jemand das Zeug nicht verträgt oder allergisch ist oder so?«
Der Arzt lächelte süffisant und stieß die Luft hörbar durch die Nase aus – eine Reaktion, die Kluftinger zur Genüge von Langhammer kannte, wenn diesem laienhafte Fragen zu medizinischen Themen gestellt wurden. »Das sind ja gleich mehrere komplexe Fragenbereiche auf einmal, die Sie da ansprechen. Zunächst einmal: Cordial besteht aus einem Medikamentencocktail, der es durchaus in sich hat. Und ja: Dieses Antiarrhythmikum hat eine sehr schmale therapeutische Breite und verhindert bei Überdosierung nicht mehr die Rhythmusstörungen, sondern begünstigt deren Auftreten.«
Die beiden Polizisten sahen sich an, doch Uhl schränkte sofort ein: »Bevor Sie jetzt auf komische Gedanken kommen: Um einen Menschen zu töten, gibt es wesentlich effektivere Methoden. Zudem ist das Medikament nicht frei zugänglich und sehr teuer. Zu Ihren beiden letzten Fragen: Allergien gibt es immer, und ein anaphylaktischer Schock kann stets auch zu Kreislaufversagen und damit zum Tode führen. Und wenn jemand eine Kontraindikation gegen dieses Medikament hat, kann es natürlich genau zum gleichen Effekt kommen.«
Die Beamten nickten.
»Aber lassen Sie mich ganz kurz eine Gegenfrage stellen: Sie hatten ja von diesem großen Blutverlust gesprochen – gehen Sie denn nicht davon aus, dass es sich dabei um die Todesursache handelt? Vermuten Sie eine Vergiftung durch Cordial?« Uhl klang besorgt. Ob wegen des Mordes oder der möglichen negativen Folgen für seine Tests, vermochte Kluftinger nicht zu sagen.
Strobl antwortete vage: »Da wir noch kein Opfer gefunden haben, müssen wir in alle Richtungen denken. Wer hat denn Zugang zu den Medikamenten?«
»Niemand außer Gordian und mir, zumal wir gegenüber dem Hersteller äußerst akribisch über die Mengen Buch führen müssen, das ist bei Medikamentenerprobungen so üblich, schließlich sind die Substanzen ja noch nicht frei verfügbar. Eine Weile haben wir zwar unseren ambulanten Patienten Ampullen mitgegeben, die dann von den Hausärzten gespritzt wurden, aber das hat sich nicht bewährt. Die Kollegen draußen haben es den
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