Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
und so – kann man da auch teilnehmen, wenn man nicht in der Klinik auf Reha ist?«
Uhl lächelte.
»Das kann man schon einrichten, ja. Wir haben immer wieder Teilnehmer hier aus dem Ort, die nur zu Vorträgen und zu bestimmten Übungsstunden kommen. Allerdings müsste Ihr Freund das dann privat bezahlen.«
»Aha, ja … mei, das wär dann sicher … kein Problem für … den Dings.«
Uhl schob grinsend nach: »Aber, Herr Kluftinger, wenn Ihr Freund privat versichert wäre, weil er zum Beispiel Polizeibeamter ist – könnte ja sein, nicht wahr? –, dann wird das übernommen. Und Polizisten sind uns immer willkommen, vor allem, wenn sie sensibel ermitteln und unsere Klinik aus unnötigen Schlagzeilen heraushalten. Seien Sie unbesorgt, Sie können sich einfach auf mich berufen, wenn Ihnen ein Kurs zusagt.«
»Vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen, Herr Uhl, ich such mir was aus«, sagte Kluftinger erleichtert, um mit geröteten Wangen gleich noch korrigierend hinterherzuschieben: »Also, was für meinen Bekannten halt … pfiagott, Herr Professor.«
»Schon klar, alles Gute, Herr Kommissar!«, rief ihm Uhl nach, als Kluftinger sich schon schnellen Schrittes entfernte. Im Vorbeeilen nahm er sich an einem Infoständer noch wahllos ein paar Broschüren mit, stopfte sie in seine Jackentasche und machte sich mit Hefele und Strobl, die schon am Eingang warteten, auf den Weg zum Auto.
Sie waren kaum losgefahren, da fragte Kluftinger seinen Kollegen auf der Rückbank: »Und, Roland, was hast du für einen Eindruck von dem Haus?«
Hefele beugte sich zwischen die Vordersitze. »Du, keinen schlechten eigentlich. Erst mal hab ich mit ein paar Schwestern und mit einem Physiotherapeuten geredet. Die loben die Arbeitsbedingungen durchwegs alle. Und auf den Chef, diesen Uhl, da lassen sie gar nix kommen.«
»Und mit dem Steiner, der dieses Programm mit den Medikamenten durchführt, da gibt’s auch nix?«, hakte Strobl nach.
»Nein, gar nix. Aber ich hab auch nur mit ein paar Leuten geredet. Auch mit Patienten übrigens. Sogar das Essen ist okay, haben die gesagt, auch wenn es wenig Fleisch und nur salzarme Kost gibt. Die tun mir echt leid …«
»Warum, das kann auch schmackhaft sein, so was«, erklärte Kluftinger.
»Ganz ehrlich, Leute«, erwiderte Hefele mit betroffenem Unterton, »das sind richtig arme Schweine da drin. Wenn du so was hast, mit dem Herzen, mein ich, da kann’s einfach auch schnell mal vorbei sein. Bumm, und weg bist du. Schlimm ist das. Da bist du, glaub ich, froh um jeden Tag, an dem du noch frühstückst, egal ob du Salz im Essen hast oder nicht.«
Kluftingers Mundwinkel begannen zu zucken. »Red doch nicht so saudumm daher, Roland!«, platzte es aus ihm heraus. »Viele Leute haben Herzprobleme und leben ganz normal und unbehelligt Jahrzehnte weiter! Mein Vater war auch in der Klinik, und der ist total fit und merkt gar nix mehr. Du tust ja, als wären die Patienten allesamt dem Tod geweiht.«
Hefele wich erstaunt zurück. »Jetzt flipp halt nicht gleich so aus. Ich hab doch nix von deinem Vater gesagt. Ich mein ja bloß: Da sind Leute dabei, die sind kaum älter wie du, Klufti, stell dir das mal vor!«
»
Als du,
Roland. Wenn scho, dann bittschön richtig.«
»Bin dahoim!«
»Ja, mach mir den Tiger, Butzele.« Eine männliche Stimme drang aus dem Wohnzimmer, und Kluftinger brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass sie seinem Sohn Markus gehörte. Er war überrascht, dass er da war, Erika hatte ihm gar nichts von seinem Besuch gesagt. Vielleicht aber doch, und er hatte es schlichtweg vergessen, weshalb er beschloss, die Sache nicht weiter zu thematisieren. Bevor er seinen Sohn jedoch begrüßte, schlug er den Weg ins Schlafzimmer ein, um endlich die Schlafanzughose gegen eine handelsübliche Unterhose zu tauschen.
Als er wenig später die Tür zum Wohnzimmer öffnete, sah er auch seine zukünftige Schwiegertochter Yumiko, was ihn wiederum nicht überraschte, denn seinen Sohn gab es eigentlich nur noch im Doppelpack mit Freundin.
»Hallo, Herr … ich meine, Papa«, sagte die hübsche Asiatin und schlug errötend die Augen nieder. Auch er hatte sich noch nicht an diese Anrede gewöhnt.
»Warum so förmlich?«, mischte sich Markus ein. »Sag doch endlich Vatter zu ihm. Er steht doch drauf!«
»Depp«, kommentierte der, woraufhin Markus erwiderte: »Auch gut, wenn dir das lieber ist.«
Dann stand er auf und schlug Kluftinger kräftig auf die Schulter. Sein
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