Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
Vom Netzwerk:
Grinsen wurde jedoch von einem Stirnrunzeln abgelöst: »Sag mal, du siehst aber eher wie der
Ge
vatter aus, wenn ich’s mir recht überlege. Irgendwie so blass.«
    »Gell, das hab ich auch schon gesagt, aber ich krieg dann ja immer nie eine Antwort.« Erika war hereingekommen und stellte ein Tablett mit Saftgläsern und Keksen auf den Tisch.
    »Ach, was ihr immer habt.«
    Yumiko blickte betont teilnahmslos aus dem Fenster. Die Kabbeleien der beiden Kluftinger-Männer machten sie immer nervös, wie der Kommissar schon bemerkt hatte. In Japan begegneten sich Eltern und Kinder mit ausgesuchter Höflichkeit und Respekt – hatte er jedenfalls gelesen.
    »Jetzt erzählt mal, was eure Hochzeitsplanungen machen«, fragte Erika, wie immer um Harmonie bemüht.
    Yumiko und Markus sahen sich an.
    »Ihr habt euch doch nicht anders entschieden, oder?« Erika klang ehrlich besorgt.
    »Nein, nein, Mutter, keine Angst, ich bleib dir schon nicht übrig. Reicht schon, wenn du mit dem da …«, er deutete mit dem Kopf auf Kluftinger, »… deinen Lebensabend fristen musst.«
    »Hauptsache, ihr habt’s es lustig«, warf der Kommissar ein. »Also, was gibt’s für Probleme? Hat dich Yumiko in der Unterhose gesehen?«
    »Nein, Vatter, schlimm wär nur, wenn sie dich in voller Pracht gesehen hätte!«
    Betretenes Schweigen.
    Erika bemühte sich, die Stimmung wieder zu entkrampfen: »Wie ist das jetzt? Habt ihr einen Termin gefunden? Und wisst ihr schon,
wo
ihr heiraten wollt?«
    »Noch nicht«, sagte Yumiko leise. »Meine Eltern sollen sich ja auch erst mal meine zweite Heimat anschauen. Und euch kennenlernen.«
    »Ach ja, der Besuch«, sagte Kluftinger und verzog dabei das Gesicht, als habe er wieder Herzstechen.
    Erika wechselte schnell das Thema: »Du, Miki, ich hab mal mein altes Hochzeitskleid rausgesucht. Damals hab ich ja auch noch eine so tolle Figur wie du gehabt.« Sie blickte zu Kluftinger, der wusste, dass nun von ihm erwartet wurde, etwas in der Art zu sagen wie »Aber, das hast du doch immer noch« oder »Du bist über die Jahre noch schöner geworden«. Doch für solche
Langhammer-Sätze,
wie er sie nannte, war er heute nicht in der Stimmung.
    »Mama, jetzt komm, der alte Fetzen. Wir finden schon was …«
    Yumiko unterbrach ihn energisch. »Ich will mir das Kleid aber ansehen, Markus. Ganz ehrlich, ich finde, das ist total süß von deiner Mutter, und in meiner Heimat wäre das eine große Ehre für die Braut.«
    Markus hob abwehrend die Hände: »Ja, ja, schon gut, dann zieh’s halt an. Die Mottenlöcher geben dem Ganzen vielleicht eine moderne Note. Braucht man schon nix Neues kaufen.«
    Ohne darauf zu reagieren, standen Yumiko und Erika auf und machten sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Als auch Markus sich erhob, schubste ihn Yumiko wieder auf das Sofa: »Du bleibst schön hier. In einem sind sich unsere Kulturen einig: Die Braut in ihrem Kleid darf der Bräutigam vor der Trauung nicht sehen!«
    Als sie draußen waren, stand Kluftinger auf und folgte ihnen.
    »He, Vatter, wo willst denn jetzt hin?«
    »Der Bräutigam, hat’s geheißen, mein Sohn«, antwortete er grinsend. »Vom Bräutigamvater war nicht die Rede.«
    »Aber glaub ja nicht, dass ich deinen alten Anzug auftrage, gell?«, rief Markus ihm hinterher.
     
     
    Wenige Minuten später saß Kluftinger mit Erika auf dem Bett im Schlafzimmer und beobachtete gerührt die Asiatin, die sich vor dem großen Spiegel hin und her drehte. Erikas ehemaliges Hochzeitskleid schien wie für sie gemacht: ein schlichter, zeitlos moderner Schnitt, mit Spitze besetzt und so eng anliegend, dass man jedes überflüssige Pfund gesehen hätte – wenn da etwas zu sehen gewesen wäre.
    Ein beklemmendes Gefühl beschlich den Kommissar, und er griff sich unwillkürlich ans Herz. Doch es schmerzte nicht, es war eher bittersüße Nostalgie, die ihn überkam. Yumiko sah bildhübsch aus, und obwohl sie eine Asiatin war, erinnerte sie ihn in diesem Moment derart an Erika, dass sein Blick wässrig wurde und es ihm die Kehle zuschnürte. Er dachte an ihre Hochzeit, daran, wie glücklich und unbeschwert damals alles gewesen war. Schloss sich hier der Kreis für ihn? Würde er die Heirat seines Sohnes vielleicht gar nicht mehr …
    »Weinst du?« Erikas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Hm?«
    »Du weinst doch.«
    Rasch wischte er sich über die Augen. »Spinnst du? Wieso sollt ich weinen. Ich hab nur was im Auge gehabt.« Er stand auf. »Was ihr Weiber immer habt’s. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher