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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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dann nickte er, und Yumiko setzte sich zu den anderen. Kluftinger blickte auf den Bildschirm und wartete, was nun passieren würde, doch es tat sich nichts. Der Mann starrte nur irgendwo neben die Kamera ins Ungewisse, und Kluftinger vermutete, dass dort ein Fernseher lief, was ihn ein bisschen ärgerte. Deswegen beschloss er, das Gespräch selbst in Gang zu bringen: »Grüß Gott, Herr … Doktor. Ei ähm Klaftinscher«, sagte er langsam und sehr laut, als müsse er die große geografische Distanz mit seiner Stimme überwinden.
    Der Mann deutete eine leichte Verbeugung an: »Hai.«
    Kluftinger fand das überraschend leger für ihre erste Begegnung und antwortete entsprechend: »Servus.«
    »Hai.«
    »Ja, hallo.«
    »Hai.«
    »Ist was mit dem Mikrofon?«, zischte er seinem Sohn zu. »Der begrüßt mich immer wieder, ich glaub, der hört mich nicht.«
    Bevor Markus antworten konnte, tönte es aus dem Rechner: »I can understand you, Kluftinger-san.«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »No. No. Not son. Markus is … ei ähm Vatter … also: faser.«
    Markus vergrub den Kopf in den Händen. Kluftinger begann zu schwitzen. Das war noch mühsamer, als er befürchtet hatte.
    »Hai.«
    »Gut, dann halt noch mal: Grüß Gott.«
    »Hai.«
    Der Kommissar schnaufte hörbar aus. Er wollte gerade etwas erwidern, da zischte sein Sohn: »Hai heißt ›ja‹, Vatter. Und sag nicht immer ›no‹, das gehört sich in Japan nicht. Da gibt es kein ›nein‹!«
    Der Kommissar verbiss sich einen Fluch. Vielleicht war es besser, erst mal zu schweigen.
    Es folgte eine Minute der Stille, dann sagte der Asiate gravitätisch: »Thank you for hosting my daughter.«
    Kluftinger lief rot an. Hatte er denn immer noch nicht verstanden? »No, no«, platzte es aus ihm heraus, da fiel ihm Markus’ Warnung wieder ein, und er korrigierte: »Yes, schon, but … ei ähm not hosting Yumiko … selber. Ei ähm Vatter. Markus immer hosting … ei sink.« Die Japaner gingen noch offenherziger an die Dinge heran, als er gelesen hatte. Vielleicht machte sich der Vater im fernen Japan aber auch Sorgen, ob die beiden Turteltauben in ihrer Leidenschaft entsprechende Vorkehrungen trafen, nicht dass er zu früh zum Großvater würde. »Ei sink … Markus is … kruzifix, na … verantwortungsvoll wiss hosting, you know?«
    »Hai, hai.« Der Japaner nickte und lächelte. Dann verstummte er wieder. Die Minuten verstrichen, doch der Doktor machte keine Anstalten, etwas zu sagen, stattdessen saß er mit versteinertem Gesicht da und blickte wieder in die Ferne.
Der hat heut wohl koi Bauernsprechstund,
dachte der Kommissar, und obwohl er sich vorgenommen hatte, die Pause auszusitzen, hielt er dem Druck irgendwann nicht mehr stand und nahm das Gespräch wieder auf: »Frau Subaru auch very good?«
    Das Pokerface des Asiaten bewölkte sich für den Bruchteil einer Sekunde, ein Auge zuckte etwas, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und lächelte. »Hai.«
    »Sazuka«, zischte Markus wütend, und Kluftingers Kopf lief rot an.
Zefix,
er hatte gewusst, dass der Name irgendwas mit Autos zu tun hatte. Aber es war ja auch kein Wunder, so viele Fallstricke, und das unvorbereitet, da konnte man ja nur …
    »I am very sorry that we won’t be able to visit you the way we intended to«, kam es nun aus dem Laptop.
    Kluftinger hatte kein Wort verstanden. Er taxierte Yumikos Vater eine Weile, versuchte, eine Information aus dessen Gesicht herauszulesen, doch da war nichts. Überhaupt nichts.
    »Mein Vater hat sich entschuldigt, dass sie nicht kommen können.«
    Kluftinger wollte schon eine wegwerfende Handbewegung machen und ihm sagen, dass er sich nicht entschuldigen müsse, da fiel ihm wieder ein, dass man ja nichts verneinen, nichts ablehnen solle, also sagte er: »Ja, das passt schon. Okay. Ich bin ja froh.« Die drei Gegenüber des Kommissars versteiften sich merklich. »Ich mein, ei mihn, also ich bin froh, dass es nix earnestes was. Nicht ernst, gell? Inaff auch in ein, zwei years noch … still.«
    Das Gesicht des Asiaten war so ausdruckslos, als lese er gerade das Tokioter Telefonbuch.
    Kluftinger schwitzte. Immer diese langen Pausen, das hielt doch kein Mensch aus. Schlimmer, als wenn er mit seinem Vater telefonierte!
    »Sushi!«, hörte er sich auf einmal sagen. Er wusste nicht, warum oder wo das Wort hergekommen war, es war einfach herausgepurzelt. An der Miene seines Gesprächspartners, noch mehr aber an den Gesichtern seines Sohnes, Yumikos und

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