Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
soweit vorhanden – Bilder sowie sonstige Fotos von Spuren gepinnt hatte.
Plötzlich hellte sich Strobls Miene auf. »Vielleicht ist ja die Krankenschwester, ihr wisst schon, die Freundin, eine Parallele zwischen den Fällen.«
»Aber die hat doch ein Alibi. Schließlich war sie die ganze Zeit beim Arbeiten. Intensivstation«, wehrte Maier ab.
»Ja, schon, ich mein ja auch nicht, dass sie’s getan haben muss. Aber sie ist Krankenschwester, der Steiner war Arzt. Und der Versicherungsfritze hat doch bestimmt auch Krankenversicherungen vermittelt, oder?«
Hefele blickte rasch in seine Unterlagen und nickte. »Ja, ja, hat er.«
»Gut, geht dem Aspekt mal nach«, sagte Kluftinger knapp. »Wissen wir schon, wie Steiner zum See gekommen ist?«
»Er hatte Joggingklamotten an, vermutlich wollte er dort laufen gehen«, erwiderte Strobl.
»Bei Immenstadt? Wohl kaum, er wohnt doch in Lindau. Haben wir sein Auto?«
»Noch nicht.«
»Okay, wäre natürlich möglich, dass man ihn dahin verschleppt hat. Wie auch immer: Jetzt geht’s los. Ihr wisst schon: Handydaten, die noch zu kriegen sind, Nachbarn von Steiner, seine Wohnung, Familie, Umfeld, Klinik, Mülltonnen um seinen Wohnort und so weiter …«
»… und so fort«, vollendete Strobl wenig begeistert. Auch seine Kollegen verdrehten die Augen.
»Kommt’s Leute«, sagte Kluftinger. »Wer hilft uns denn heute?«
»Heute ist Samstag, wer wird uns da schon helfen?« Strobl klang missmutig.
»Na, hör mal, der Lodenbacher hat das zur Chefsache erklärt«, mischte Maier sich ein. »Wir kriegen so viel Hilfe, wie wir wollen.«
Der Kommissar stimmte zu. »Na, seht’s ihr? Ihr wisst selber, dass wir neunundneunzig Prozent von den ganzen Spuren nicht brauchen, aber das eine Prozent, das müssen wir halt finden. Wir müssen ja gar nicht alles selber machen. Unsere Aufgabe wird vor allem das Bündeln und Bewerten sein. Positiv denken, Leut!«
Kluftinger hörte seinen Worten nach. Sie klangen gut, viel besser als das, was er früher zu ihnen gesagt hätte. Er entwickelte sich noch zum großen Motivator seines Teams.
»Richie, Schluss jetzt. Ich fahr selber und zwar mit meinem Passat!«
Kluftinger war froh, dem Soko-Raum eine Weile zu entfliehen, freilich in dienstlicher Mission: Anhand der Kreditkartendaten des ermordeten Arztes hatten sie ermitteln können, dass der am mutmaßlichen Tag seiner Ermordung noch getankt hatte – vergangenen Montag hatte eine Tankstelle in seinem Wohnort Lindau siebenundsiebzig Euro achtunddreißig von seinem Konto eingezogen. Die letzte Buchung auf Doktor Steiners Konto.
»Chef, du weißt schon, dass streng genommen diese Ausnahmeregelung mit deinem Privatfahrzeug auf tönernen Füßen steht, oder? Wir sind laut Dienstvorschrift gehalten, einen Dienstwagen zu benutzen, wenn einer zu unserer Verfügung steht.«
Kluftinger bog aus dem Parkplatz der Kriminalpolizeiinspektion und deutete nur stumm auf einen Aufkleber, den Markus einmal am Armaturenbrett der Beifahrerseite angebracht und gegen den er eigentlich noch nie etwas einzuwenden gehabt hatte: »Anschnallen und Schnauze halten!«
Eine Viertelstunde lang hielt sich Kluftingers Kollege an diese unmissverständliche Aufforderung, doch auf der Höhe von Weitnau merkte Kluftinger, dass Maier unruhig auf seinem Sitz hin und her rutschte.
»Musst du austreten, Richie?«
»Hm?«
»Musst du biseln ?«
»Nein. Ich war noch aufm Klo, bevor wir los sind. Groß, falls es dich interessiert.«
Kluftinger schüttelte den Kopf. »Tut es nicht, Richie.«
»Aber du hast doch selber danach gefragt!«
»Weil du so hippelig bist! Was ist denn?«
»Also, ich weiß nicht, woran es liegt«, begann Maier und klang, als koste es ihn einiges an Überwindung, mit der Sprache herauszurücken, »ich will auch gar nicht in dich dringen, aber ich habe offen gestanden bemerkt, dass du dich in den letzten Tagen ziemlich verändert hast!«
»Aha«, brummte der Kommissar, »und inwiefern, bittschön? Aber wenn du jetzt wissen willst, ob ich dich liebhab: nicht mehr als sonst!«
Maier legte ihm die Hand auf die rechte Schulter, woraufhin Kluftinger im Sitz nach links rutschte, was einen heftigen Schlenker des Autos zur Folge hatte. »Herrgott, spinnst du jetzt?«
»Chef, du musst vor mir nicht den harten Mann markieren. Die Sache mit dem positiven Denken, die Ernährungsumstellung … Wenn’s dir nicht gutgeht, kannst du es mir ruhig sagen. Komm, hast du was?«
Der Kommissar sah zweifelnd zum
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