Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
Vom Netzwerk:
euch.«
    Die Tür fiel ins Schloss. »Zefix«, zischte Kluftinger und hielt die Tüte hoch. »Wieder so ein Streichholzheftchen. Dasselbe wie das, das wir bei Hübner gefunden haben. Ich glaub, da spielt jemand mit uns Katz und Maus. In dem sind vier Hölzer drin. Was soll uns das sagen?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie schwiegen eine Weile. Kluftinger wollte schon gehen, da fiel ihm noch etwas ein. »Weißt du, wie groß der Ölfleck genau war?«
    »Nein, weiß ich nicht. Aber ist das von Bedeutung?«
    »Also, es ist ja nicht so, dass ich mich wahnsinnig gut mit Autos auskenne, aber wenn du mich fragst, dann hängt die Größe von solchen Ölflecken von zwei Bedingungen ab – wenn das Leck am Auto sich nicht maßgeblich verändert, jedenfalls.« Er wartete auf eine Nachfrage von Hefele.
    »Nämlich von welchen Bedingungen?«
    »Schau: Motoröl wird doch dünnflüssiger, je wärmer es wird. Dadurch läuft es viel schneller aus einem Leck heraus. Und je weiter man fährt, desto mehr kann ablaufen, wenn das Auto steht.«
    Hefele runzelte die Stirn.
    »Aber was ist, wenn es gar nicht darauf ankommt, wie dünnflüssig das Öl ist, sondern es einfach immer aus dem Auto raustropft?«
    »Gute Frage. Aber ich hab beides schon mal bei meinem Passat gehabt: Also, das eine Mal haben die in der Werkstatt die Ölablassschraube schief draufgemacht, jedenfalls hat sie sich gelockert. Ergebnis: Am nächsten Morgen hatte ich einen riesigen Ölfleck in der Garage. Weil es konstant leckte. Ich konnte schon nach einer Nacht nicht mehr fahren. Das andere Mal war irgendein Dichtring zwischen Motor und Getriebe kaputt, aber im Stehen war alles dicht – und was war? Wenn ich weitere Strecken gefahren bin, hat’s das Öl danach viel schlimmer unten rausgehaut, als wenn die Erika nur kurz beim Einkaufen war. Wegen der Temperatur und wegen der größeren Menge, die während der Fahrt rausgedrückt wurde.«
    »Also …« Hefele schien nicht zu wissen, worauf sein Chef hinauswollte.
    »Also vergleichen wir jetzt mal, wie groß die Ölflecken jeweils waren, und bekommen so vielleicht raus, ob der Täter eher aus der Nähe von Lindau oder eher aus dem Kemptener Bereich kommt. Oder zumindest für die Taten eher kurze oder weite Strecken zurückgelegt hat. Klar?«
    Hefeles »klar« kam für Kluftingers Geschmack zwar etwas zaghaft und wenig überzeugt, doch dem Kommissar war das egal. Sie mussten sich im Moment an jeden Strohhalm klammern, um bei der Klärung der mysteriösen Mordfälle wenigstens ein bisschen weiterzukommen.
     
     
    Kluftingers Knie schmerzten, doch er beschloss, dieses heftige Brennen und Stechen einfach zu ignorieren, nein, mehr noch, er wollte es bewusst ertragen. Kaum eine Stunde war vergangen, seitdem er das unaufschiebbare Bedürfnis verspürt hatte, sein Büro zu verlassen und hierherzufahren: an einen Ort der inneren Einkehr, der Ruhe und des Friedens. Und – das war vielleicht das Wichtigste – der Hoffnung.
    Dass seine Ölflecktheorie von den Kollegen doch noch anerkennend aufgenommen worden war – geschenkt. Dass sie sogar von der Theorie zur Arbeitshypothese geworden war, die besagte, dass der Täter aufgrund der Größe der Flecken zumindest für die Fahrten nach Lindau weitere Wege zurückgelegt hatte als für die nach Kempten – gleichgültig. Dabei hätten solche Zwischenerfolge normalerweise das Zeug dazu gehabt, ihn so zu motivieren, dass er, ohne zu schlafen, die ganze Nacht hätte durcharbeiten können.
    Doch jetzt war das anders. Ein neuer Gedanke hatte sich in seinen Kopf geschlichen, immer mehr Raum erobert und war schließlich zur Gewissheit geworden. Zur Gewissheit, dass es noch andere Ziele in seinem Leben geben musste als die, seine Arbeit gut zu machen, seinen Feierabend zu genießen und einigermaßen reibungslos durch den Alltag zu kommen.
    Es war nicht mehr die Angst vor dem Sterben, die ihn umtrieb, sondern der Wille, weiterzuleben. Er hatte ein Ziel vor Augen, einen Weg zu gehen – ein besserer Mensch zu werden. Einer, der es wert war, dass man ihn am Leben ließ.
    Das hatte der Warnschuss, als den er seine momentane Krise mehr und mehr ansah, ihn gelehrt. Er wollte stärker auf seine Mitmenschen achten, schöne Momente zusammen mit seinen Lieben genießen, seine Einstellung zu unnötigen Ausgaben überdenken, die andere oft als Geiz missverstanden. Er wollte netter, herzlicher und freundlicher sein. Nun ja, zumindest zu den Leuten, die er mochte, schränkte er innerlich ein. Doch auf

Weitere Kostenlose Bücher