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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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blickte zu Erika und wartete gespannt, denn er wusste, dass dies wiederum das Stichwort für ihre Verteidigungsrede für ihren Sohn war: »Ach, der Markus macht doch nur Spaß, gell Butzele, das weißt du doch.«
    »Ja, ja, schon recht«, brummte Kluftinger. »Rutsch mal ein bissle, Muschi«, sagte er, woraufhin seine Eltern ihn entsetzt ansahen. Er zwängte sich neben Yumiko, die stumm den kleinen Dialog verfolgt hatte. Ihre Mundwinkel zuckten ein wenig verunsichert; sie musste ihren Platz im Kluftingerschen Familiengefüge erst noch finden.
    »Und Bub, was gibt’s Neues im Dienst?« Sein Vater hatte sich erhoben und zwischen Yumiko und ihn gesetzt. Auch das gehörte zu den Ritualen bei Besuchen seiner Eltern: Seinen Vater, den Ex-Polizisten, interessierte vor allem die aktuelle Arbeit seines Sohnes. Jedenfalls weit mehr als sein Gesundheits- oder Gemütszustand. Kluftingers anfängliche Freude über die Familienversammlung begann sich allmählich einzutrüben.
    »Ach, Vatter, du weißt doch, dass ich nix sagen darf.«
    »Spinnst jetzt? Ich bin doch selber Polizist.«
    »Warst. Du warst Polizist.«
    »Polizist bleibst du dein Leben lang, das wirst du auch noch sehen, das kriegst du mit nix weg. Also …«, er rückte noch ein Stückchen näher, »… erzähl!«
    »Jetzt wird gar nix mehr erzählt, jetzt wird gegessen.«
    Kluftinger hatte nicht bemerkt, wie Erika den Raum verlassen hatte, nun kam sie mit dem einzigen Mittel zurück, das in der Lage war, alle ihre innerfamiliären Zwistigkeiten im Keim zu ersticken: Brotzeit.
    Unter großem Hallo stellte sie eine reichlich belegte Wurst- und Käseplatte auf den Tisch. Dann ging sie noch einmal hinaus, holte Brot und ein Brettchen mit Gemüseschnitzen und verschiedenen Dips, wofür Hedwig Maria Kluftinger lediglich eine hochgezogene Augenbraue und einen verächtlichen Blick übrighatte. Dieser wandelte sich schnell in blankes Entsetzen, als sie sah, dass nicht etwa Yumiko begann, sich beim Grünzeug zu bedienen, sondern ihr Sohn.
    Eine Weile aßen sie still und in beeindruckendem Tempo, so dass die Wurstplatte sich schnell leerte. Kluftinger allerdings biss herzhaft in die Paprikaschnitze und ließ sich seinen neuen Lieblingsdip »Ingwer-Senf« schmecken. Seine Mutter hatte noch nichts angerührt, starrte nur besorgt auf den Teller ihres Sohnes. Kein einziges Stückchen Wurst lag darauf.
    »Heu, isst du heut gar nix, Bub?«, fragte sie.
    Er betrachtete die Speisen auf seinem Teller, dann antwortete er ohne wirkliches Interesse: »Und du?« Ohne eine Antwort abzuwarten ließ er seinen Blick suchend über den Tisch gleiten und wandte sich an Erika: »Hättest du mir noch a bissle Gurke?«
    »Freilich«, erwiderte die fröhlich lächelnd und stand auf. Sie konnte selbst kaum fassen, dass ihr Mann nun auch einmal zu etwas Bekömmlicherem als Presssack und Leberkäse griff.
    Erika hatte kaum den Raum verlassen, da beugte sich seine Mutter zu ihm und zischte: »Kannst du reden, Bub?«
    Kluftinger dachte, sie beziehe sich auf seinen vollen Mund, und presste hervor: » Glei !«
    Hedwig winkte ab. »Nein, ich mein, wegen … ihr.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Tür. Aufgrund ihres verschwörerischen Tons hatte sie nun nicht nur seine, sondern auch die Aufmerksamkeit der anderen am Tisch.
    »Was meinst denn, Mutter?«, fragte der Kommissar verwirrt.
    »Habt ihr was? Ist was?«
    »Was soll denn sein?«
    »Kriegst du mal wieder nix G’scheits?«
    Da fiel bei Kluftinger der Groschen. Er wunderte sich, dass er nicht sofort daraufgekommen war, denn das war all die Jahre immer wieder Thema zahlloser fruchtloser Diskussionen gewesen: Erika stand bei seiner Mutter – trotz seiner Körperfülle – noch immer unter dem Generalverdacht, nicht ausreichend für sein leibliches Wohl zu sorgen. Jedenfalls nicht so, wie Hedwig Maria Kluftinger es sich für ihren Sohn wünschte.
    Er sah, dass Markus seiner Freundin mit einem sanften Stoß in die Seite zu verstehen gab, dass es nun interessant werden würde. Sein Vater dagegen hatte das Interesse an dem Thema wieder verloren, er schmierte sich gedankenverloren ein Leberwurstbrot.
    »Nein, Mama, mir geht’s gut. Und das hier …«, er zeigte auf den Teller mit dem Gemüse, »… ist sehr gesund. Außerdem bist du schon lange nicht mehr für meine Versorgung zuständig, ich bin jetzt Erikas Kind … ich mein, Mann, Herrgott, da wird man ganz narrisch. Ich hab locker fünfzehn Kilo Übergewicht, und nicht etwa, weil die Erika zu

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