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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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b ewusst, er war immer noch da, neben ihr. Sie drehte sich zu ihm um. Mit einem Mal schien sie wieder einen Körper zu haben, aber er war anders als der alte. Keine Schmerzen, kein Leben.
    Der Tod.
    Es fühlte sich seltsam an, ein Geist zu sein. Und dennoch so vollkommen. Sie lächelte ihm zu. Er nickte.
    Amelie hörte Stimmen aus dem Diesseits, die sie in der Seele berührten, weit entfernt und wie das Echo eines Traumes, dessen lose Fäden man am Morgen zusammenzufügen versuchte. Sie hörte ihre Mutter lachen, auch Sara und Mikael, die sich gegenseitig neckten und miteinander balgten. Sie wussten noch nichts von Amelies Tod. Aber es bedeutete, dass sie noch lebten. Loan hatte sie getäuscht, und es erfüllte sie mit unendlicher Freude. Ihre Mutter und ihre Freunde würden den Verlust überwinden müssen, würden trauern. Doch ihr Leben würde weitergehen, bis sie eines Tages denselben Weg antreten würden wie Amelie. Sie würden sich wiedersehen. Ganz sicher.
    Amelie sperrte die Stimmen aus ihrem Bewusstsein aus, ließ das Diesseits vollkommen hinter sich. Instinktiv trat sie einen Schritt nach vorne, zog Leif hinter sich her. Im nächsten Augenblick tauchte sie in die Schönheit eines klaren Sommertages ein. Es roch nach Salzwasser, nach Blüten, nach Erde.
    Sie sah an sich hinab. Ein weißes leichtes Kleid, das ihr in einer warmen Brise um die Knie flatterte. Sie stand ba rfuß im Sand.
    Sie sah zu Leif auf. Er trug ein weißes ärmelloses Hemd und eine schwarze Bermudashorts. Seine Füße waren ebenfalls nackt. Unter seinem linken Arm klemmte ein rotes Surfbrett, die andere Hand umklammerte noch immer die von Amelie. Er grinste breit. Seine halblangen Haare wehten ihm lässig um das Gesicht.
    »Willkommen in meinem Jenseits«, sagte Amelie, und mit einem Mal waren die qualvollen letzten Stunden ihres Lebens vergessen. Sie fühlte sich frei und vo ller Tatendrang. Nie wieder würde jemand sie und Leif voneinander trennen können, nie wieder. Er hatte sich an sie gebunden, durch seine Liebe. Er hatte die Villa aufgegeben und sich einen neuen Fokus gesucht. Amelie hingegen hatte sich ein Jenseits geschaffen, ein Privileg, das Leif verwehrt geblieben war. Und doch würde er mit ihr an diesem Ort verweilen für alle Zeit der Welt.
    » Das ist wunderschön«, sagte sie und deutete auf das Meer, dass sich türkisblau nur wenige Meter vor ihnen auf den feinen Sand warf. Weiße Schaumkronen tanzten weiter draußen, wo sich die höheren Wellen brachen. Ein Paradies für einen Surfer.
    »Keine Angst vor Wasser?«
    Er grinste breit und schüttelte den Kopf. »Nein, keine Angst mehr.«
    »Dann lass uns gehen.«
    Leif nickte, und gemeinsam traten sie durch zwei Palmen hindurch, die sich einander zuneigten wie ein Herz. Sie waren angekommen.

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