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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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Ingers Mund ganz klein wurde, war mit ihr nicht zu spaßen. Anscheinend steigerte sie sich in diesem Moment wieder in den Frust über ihr eigenes verwirktes Leben hinein.
    »Deiner Ansicht nach sind nicht nur die französ ischen Männer so, sondern alle.«
    » Auf deinen Vater traf es jedenfalls zu. Und auf alle anderen nach ihm auch.«
    Amelie seufzte. Ihr lagen bissige Kommentare auf der Zunge, doch die verkniff sie sich. Die Diskussion ha tten sie bereits hunderte Male geführt und immer hatte es im Streit geendet. Inger hatte ein hartes Leben gehabt, darin bestand kein Zweifel. Amelies hatte ihren Vater nie kennengelernt, denn Inger weigerte sich vehement, über ihn zu sprechen. Aber weshalb verleidete sie ihrer Tochter deshalb ein angenehmes Leben? Amelie schämte sich, weil sie keinen festen Freund hatte, und sie wollte sich auch nicht ausmalen, wie ihre Mutter darauf reagieren würde. Die einzige Lösung bestand darin, ihr so viel wie möglich zu verschweigen.
    Die kleine Glocke über der Eingangstür nahm Amelie die Entscheidung ab, ob sie das Thema noch einmal aufgreifen sollte oder nicht. Sie drehte sich über die Schulter hinweg um. Sara erschien auf der Türschwelle, wie immer im knappen Minirock und einem Top, dessen Ausschnitt Amelies Mutter die Luft anhalten ließ.
    »Guten Tag, Frau Ivarsson«, sagte sie mit einem bre iten Lächeln im Gesicht. Amelies Mutter nickte und rang sich ihrerseits eine freundliche Miene ab.
    »Kommst du noch ein bisschen mit in die Stadt?«, fragte Sara an Amelie g ewandt. »Bis Ladenschluss haben wir noch eine Stunde Zeit.«
    Amelie hatte eigentlich keine Lust dazu, aber die A blenkung würde ihr gut tun. »Du kommst doch gerade erst vom Einkaufen, oder?« Sie ging auf Sara zu und knuffte sie freundschaftlich in die Seite. Ihre Freundin trug drei Tüten, darunter eine von einer exklusiven Parfümerie. Sie verströmte einen penetranten Geruch nach Lavendel.
    »Ja, ich habe schon das ein oder andere Teil ersta nden. Semesterferien sind doch etwas Tolles, nicht wahr?«
    »Ja, da hast du recht.« Amelies Stimmung hellte sich auf. Vielleicht war es tatsächlich eine gute Idee, sich noch ein bisschen der Konsumgier hinzugeben. »Ich habe aber nicht mehr so viel Zeit, ab neunzehn Uhr fährt der Bus nach Länna nur noch stündlich.«
    »Ach ja, du wohnst ja jetzt in dieser abgefahrenen B ude.« Sara zwinkerte ihr zu. »Frag doch Leif, ob er dich abholen kann.«
    Amelie biss sich auf die Unterlippe und warf ihrer Mutter einen Seite nblick zu, die erwartungsgemäß wie eine Raubkatze auf Beutezug alle Muskeln anspannte und sie fixierte.
    »Ist Leif einer deiner Mitbewohner? Ich wusste gar nicht, dass auch Männer bei dir wohnen.« Ihre Stimme hatte jegliche Wärme verloren.
    Amelie schluckte. »Ja, er ist mein Mitbewohner. Aber Sara scherzt nur, ich habe nichts mit ihm zu schaffen. Er interessiert sich nicht für mich und ganz bestimmt würde er mich nicht abholen.«
    Sie legte die schmutzige Schürze ab, warf sie auf die Theke und bugsierte ihre Freundin etwas unsanft zur Ladentür hinaus, ehe ihre Mutter wieder eine Diskussion vom Zaun brechen konnte. Bloß weg von hier! Sie verabschiedete sich hastig und trat hinter Sara auf den Bürgersteig.
    »Was ist denn mit dir los? Weiß deine Mutter etwa nicht, wer dir das Haus vermietet?« Sara zog sich mit der freien Hand ihren Minirock glatt.
    »Nein, und sie denkt bis heute, ich wohne mit ein paar spießigen Student innen zusammen. Und ich wäre dir extrem dankbar, wenn du Leif in ihrer Nähe nicht mehr erwähnen würdest. Zumal du genau weißt, dass ich keinen engeren Kontakt zu ihm pflege. Diese Art von Scherzen verstehe ich zwar, aber nicht meine Mutter.«
    »Meine Güte, du hast aber wirklich kein einfaches L eben bei ihr.« Sara stieß Amelie mit dem Ellenbogen sanft in die Seite und zwinkerte. »Dabei wäre der Typ doch sicher eine tolle Partie für dich, oder?«
    »Da läuft nichts, das versichere ich dir. Ich weiß gar nichts über ihn.« Amelie spürte, wie ihr heißes Blut in den Kopf stieg. Weshalb hatte sie Sara bloß von ihm erzählt? »Außerdem hättest du ihn kennenlernen können, wenn du damals an dein Handy gegangen wärst, als ich das Haus besichtigt habe.« Trotz sprach aus ihr heraus.
    »Es hatte wirklich nicht geklingelt! Ich schwöre es dir. Ich hatte gedacht, du hättest es dir anders übe rlegt.«
    Amelie glaubte eher, Sara wollte nicht zugeben, dass sie die Gesel lschaft ihres Freundes vorgezogen hatte. Sie

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