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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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befahl ihren Beinen, zur Straße zurück zu rennen. Sie wollte möglichst schnell großen Abstand zwischen sich und dem Haus schaffen.
    Sie stellte sich in den Unterstand an der Bushaltestelle und wartete. Sie wusste nicht wie lange, denn sie verlor das Zeitgefühl. Ihr Herz raste noch immer, und einige Passanten warfen ihr teils besorgte, teils abwertende Bl icke zu. Amelie hatte nur noch einen einzigen Wunsch: nach Hause zu gehen. Sie nahm sich fest vor, ihre Mutter anzurufen. Und ihre Freunde. Sie brauchte Ablenkung, Trost, Zuwendung. Aber sollte sie ihnen tatsächlich von der Entdeckung erzählen? Die ganze Busfahrt über dachte Amelie darüber nach, was sie als nächstes tun sollte. Wenn sie nach Hause zu ihrer Mutter rannte, würde diese sie vermutlich nicht mehr aus dem Haus lassen, bis sie alt und grau war. Sie würde sich in ihren Vermutungen bestätigt fühlen, dass Amelie allein nicht lebensfähig war. Eine leise Stimme in ihrem Inneren drängte sie dazu, zur Polizei zu gehen, immerhin hatte sie eine Leiche gefunden. Aber sie fürchtete sich. So sehr, wie sie es in ihrem ganzen bisherigen Leben noch nicht getan hatte. Würde man sie verdächtigen? Verhaften? Horrorvisionen streiften sie, in denen sie unter Folter einen Mord gestand. Es waren die surrealen Gedanken eines bis in die Grundfesten erschütterten Menschen, das wusste Amelie, aber sie konnte ihre Angst einfach nicht abschütteln. Vielleicht sollte sie einfach so tun, als sei nichts geschehen und möglicht bald in den normalen Alltag zurückkehren. Sie könnte es für sich behalten. Es wusste doch niemand, dass sie bei Olof Hellström gewesen war, oder? Außer Lisa, seine entfernte Verwandte ... Aber konnte sie sich überhaupt noch an Amelies Namen erinnern? Wochenlang hatte niemand die Leiche entdeckt, wie lange würde es noch dauern? Bis dahin hatte Lisa ihren Namen ganz sicher vergessen. Hatte Amelie Fingerabdrücke hinterlassen? Nein. Sie hatte nichts berührt, außer das Tagebuch. Und das steckte in ihrer Handtasche. Außerdem war sie keine stadtbekannte Kriminelle, deren Fingerabdrücke polizeilich registriert waren.
    Diese rasenden Gedanken beschäftigten Amelie auch noch, als sie die Villa betrat. Sie hatte beschlossen, erst einmal nicht zur Polizei zu gehen. Und wenn, dann wü rde sie ihnen einen anonymen Hinweis geben, nachdem sie noch genug Zeit hatte verstreichen lassen, damit Lisa ihren Namen vergessen hatte. Amelie fühlte sich beschämt, weil sie wusste, wie feige ihr Verhalten war. Andererseits war Olof Hellström bereits tot, und daran würde sich nichts mehr ändern. Jetzt galt es, für sich selbst die bequemste Lösung zu finden. Mittlerweile hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie auch den Gedanken beiseite schob, wie ein heulendes Kind zu ihrer Mutter zu laufen. Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach, Sara anzurufen. Doch was sollte sie ihr erzählen? Dass sie eine Leiche entdeckt hatte? Saras Vater war Rechtsanwalt, wenn seine Tochter ihm auch nur andeutete, was Amelie entdeckt hatte, würde er sie nötigen, die Polizei zu verständigen. Nein. Das war keine Option.
    Sie zog sich frische Kleidung an und warf sowohl T-Shirt als auch Hose und Jeans, umgehend in den Abfal leimer. Dann setzte sie sich auf ihr Bett, zog das Tagebuch aus ihrer Handtasche und verstaute es in ihrem Nachtschränkchen. Mit zittrigen Fingern nahm sie auch das Handy aus der Tasche und wählte die Telefonnummer von Leif. Obwohl auch er sie zuletzt mit seinem recht seltsamen Abgang schockiert hatte, sehnte sie sich danach, mit ihm über die Ereignisse zu reden. Sie war sich sicher, dass er das Geheimnis bewahren würde. Zudem war sie es ihm schuldig, ihm von den neu gewonnenen Erkenntnissen zu berichten, auch wenn es ihm nicht gefallen würde.
    Sie ließ es lange klingeln, doch niemand hob ab. Sie fragte sich, was Leif tat und wo er sich aufhielt, wenn er nicht bei ihr war. Er hielt sich mit diesbezüglichen Info rmationen zurück. Amelie wusste nicht, wo er wohnte oder wo er arbeitete. Sie hatte keine Chance, ihn auf anderem Weg zu erreichen außer über die Telefonnummer, die er einst auf die Karte geschrieben hatte, die sie in ihrem Briefkasten gefunden hatte.
    Diesmal blieb sie erfolglos.

Runen
    »Ist noch etwas v on dem Nudelsalat übrig?«
    »Du magst doch überhaupt keinen Nudelsalat!« Sara warf ihrem Freund einen tadelnden Blick zu. »Du wirst eine Gabel voll essen und den Rest stehenlassen.«
    »Ich habe aber Hunger!«
    »Es sind noch

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