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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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kämmen? Ich habe deine Mutter bislang noch beruhigen können, aber inzwischen mache ich mir selbst Sorgen um dich.«
    Amelie rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Ich fühle mich nicht besonders gut. Und nein, ich habe noch nicht mit meiner Mutter gesprochen.« Bitterkeit sprach aus ihr heraus. Jetzt fing Jarik auch noch mit dem Thema an! Amelie plagte ohnehin ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht die Kraft fand, sich auf eine zermürbende Diskussion mit ihrer Mutter einzulassen. Sie schob es vor sich her, weil andere Dinge ihre gesamte Aufmerksamkeit beanspruchten.
    »Du solltest dich mit ihr aussprechen. « Jariks Tonfall erinnerte an den eines Lehrers. »Ich bin gestern im Geschäft gewesen und konnte mich kaum noch retten vor ihren Fragen. Selbst, wenn ich es gewollt hätte, ich könnte ihr keine einzige davon beantworten. Du gibst dich sehr geheimniskrämerisch in letzter Zeit. Nimmst du vielleicht Drogen oder so?«
    Amelie gab ihm einen freundschaftlichen Schubs g egen die Schulter. »Nein, natürlich nicht! Und ich werde sicherlich noch die Zeit finden, mit meiner Mutter zu reden. Rührend, wie sehr du dich um mich sorgst, aber lass das bitte meine Sache sein.«
    Jarik hob mahnend den Zeigefinger. Ein neckisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, eine Art von M imik, die Amelie nicht von ihm kannte. »Stell dir vor, dir oder deiner Mutter passiert etwas, dann seid ihr im Streit auseinander gegangen. Das würdest du dir doch nie verzeihen, oder?«
    Amelie lief ein kalter Schauder über den Rücken. So lche Worte aus Jariks Mund? Ungewöhnlich.
    »Schon in Ordnung, ich werde deinen Ratschlag beherzigen.«
    »Können wir jetzt das Thema wechseln?« Sara ve rschränkte die Arme vor der Brust. »Ich finde es gut, dass Amelie endlich auf eigenen Füßen stehen will. Und jetzt Schluss damit.« Sie lächelte ihre Freundin breit an und setzte sich auf die Tischkante neben Mikael. Dieser zog gerade sein schwarzes Sweatshirt aus und warf es hinter sich über einen Stuhl. Dabei fiel Amelie die Kette auf, die um seinen Hals hing. Augenblicklich machte ihr Herz einen Sprung, und eine Welle von Erinnerungen schwappten über sie hinweg, raubten ihr beinahe den Atem.
    »Was ist das für ein Anhänger an deiner Kette?« Ihre Stimme klang seltsam dünn und kraftlos.
    Er fasste sich mit der Hand an den Hals. »Der Runenstein? Den habe ich schon lange.«
    »Und was hat es zu bedeuten?« Amelie fühlte sich schmerzhaft an die Zeichen erinnert, die sie über dem in seiner Badewanne ertrunkenen Olof Hellström entdeckt hatte, obwohl der Anhänger ihnen nur entfernt ähnelte. Das Symbol auf Mikaels »Runenstein« sah aus wie der Buchstabe T, bei dem die beiden oberen Schenkel des Querbalkens zum Längsstrich hin abgesenkt waren.
    »Das ist die Rune von Tyr. In den alten Götterliedern unserer Vorfahren heißt es dazu, dass sie Ordnung und Gesetze bewahrt.«
    »Ha! Ordnung! Ausgerechnet du.« Sara machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Kennst du die Bedeutung aller Runen?« Amelie fra gte sich, weshalb sie noch nicht selbst darauf gekommen war, dass es sich bei den Symbolen, die sie gesehen hatte, um Runen handelte.
    »Ja, und ich kenne auc h die jeweilige Liedstrophe aus
    der Edda dazu.«
    »Edda?«
    »Eine Lieder- und Sprüchesammlung der Wikinger und Germanen«, antwortete Jarik, bevor Mikael etwas sagen konnte.
    »Ach ja, du interessierst dich seit Neuestem auch für die Wikinger, ich vergaß.« Mikaels Spott darüber war kaum zu überhören.
    »Wie lautet der Spruch zu deiner Rune?«, verlangte Amelie zu wissen. Mit einem Mal fühlte sie sich wieder vollkommen wach.
    »Ist das irgendwie ansteckend?« Mikael schnaubte. »Das Interesse für die alten Völker meine ich.«
    »Ich möchte es einfach nur wissen!« Die Worte kla ngen harscher als beabsichtigt.
    »Ist ja schon gut. Meine Güte, mit so viel Wissbegier hatte ich es lange nicht mehr zu tun. Zur Tyr-Rune heißt es: Seh ich zittern im Wind den Gehenkten am Holz, so ritze ich und Runen färb ich, dass der Recke reden kann und vom Galgen geht «.
    »Das hast du aber nett zitiert«, kommentierte Jarik seine Worte. Man spürte deutlich, dass er und Mikael in diesem Leben nie die besten Freunde werden würden.
    »Kannst du mir noch etwas zu zwei anderen Runen sagen, wenn ich sie dir aufmale?« Amelie zitterte vor Aufregung. Sie hoffte, dass es nicht allzu offensichtlich war. Ihre Freunde hielten sie auch jetzt womöglich schon für verrückt.
    »Das könnte ich

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