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Herzen aus Asche

Herzen aus Asche

Titel: Herzen aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Narcia Kensing
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Kartoffelchips da.«
    »Ha ha.«
    Mikael wandte sich an Amelie, die neben ihm am Tisch saß und gedankenverloren auf ihren Teller starrte. »Kannst du mir bitte die Schüssel mit dem Salat reichen, Amelie?«
    Amelie sah zu ihm auf und nickte stumm. Sie beugte sich über den Tisch und schob die riesige Glasschüssel, an deren Boden noch ein paar Gramm Nudelsalat klebte, zu Mikael herüber.
    »Amelie, unterstütze ihn doch nicht noch dabei! Er mag keinen Salat, außerdem bekommt er Bauchschme rzen davon.« Sara presste den Mund zu einem schmalen Strich zusammen.
    »Lass Amelie aus dem Spiel.« Mikael zog die Schüssel zu sich heran und knuffte Sara neckisch in die Seite. Sie stieg von seinem Schoß herunter und setzte sich stattde ssen auf einen der edlen ledernen Bürostühle. Amelie glaubte nicht, dass Saras Eltern ihr offiziell erlaubt hatten, im Konferenzraum ihres Vaters zu feiern. Die Eheleute Lindberg verbrachten das Wochenende in ihrem Ferienhaus in Nordschweden, während ihre Tochter vorgab, fleißig für das bevorstehende neue Semester zu lernen. Stattdessen hatte sie beschlossen, das Ende der Sommerferien mit einer kleinen Privatparty auf dem Anwesen ihrer Eltern zu einem krönenden Abschluss zu bringen. Die Hälfte der Gäste kannte Amelie nicht, und wieder einmal wurde ihr bewusst, wie allein sie sich fühlte, selbst, wenn sie von fünfzehn jungen Leuten ihres Alters umgeben war. Mittlerweile waren die meisten jedoch gegangen, weil es schon sehr spät war.
    Mikael v ersenkte seine Gabel im Nudelsalat und schob sie sich in den Mund. Erwartungsgemäß verzog er das Gesicht.
    »Habe ich dir doch gesagt.« Sara streckte ihm die Zunge heraus. Mikael grinste sie daraufhin entwaffnend an.
    »Du bist eben die Klügste.«
    »Wann kommen deine Eltern zurück?«, fragte Jarik. Er lehnte gegen den riesigen, glatt polierten schwarzen Tisch mit Glaseinsatz und ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Du wirst einige Zeit benötigen, die Spuren zu beseitigen.«
    »Ich hoffe, sie kommen erst morgen Mittag. Aber so langsam werde ich ganz schön müde.«
    Amelie sah auf die Uhr. Es war bereits nach zwei Uhr in der Nacht. Sie gähnte herzhaft. Wäre es nicht die Party ihrer besten Freundin gewesen, wäre sie schon vor Stu nden gegangen. Sie war jedoch abhängig von Mikael, der versprochen hatte, sie mit dem Auto nach Hause zu fahren. Um diese Zeit fuhren keine Busse nach Länna. Und da sie Sara noch beim Aufräumen helfen wollte, würde sie wohl oder übel die Letzte sein, die den Heimweg antrat. Sie hatte schon in der letzten Nacht kaum geschlafen. Zwei Tage war es nun her, seit sie die Leiche von Olof Hellström gefunden hatte, und seitdem versuchte sie vergeblich, Leif zu erreichen. Sie fühlte sich, als hätte sie Drogen genommen, ihre Wahrnehmung der Dinge war dumpf. Ein seltsames Gefühl der Gleichgültigkeit erfüllte sie, nachdem die Angst verebbt war. Es war, als erinnerte sie sich an einen Albtraum, dessen lose Erinnerungsfäden ihr mit jedem Tag mehr und mehr aus den Händen glitten. Manchmal glaubte Amelie, sie hätte sich alles nur eingebildet. Sie hatte einmal gelesen, dass ein Mensch, der unter Schock stand, das Trauma durch Verdrängen überwand, bis er sich tatsächlich nicht mehr an die Ereignisse erinnern konnte. Amelie wusste nicht, ob sie diesen Zustand herbeisehnen sollte oder nicht. Es wäre dann definitiv einfacher gewesen, damit umzugehen.
    »Hey Amelie, du bist so blass und sprichst schon den ganzen Abend kaum. Geht es dir nicht gut?« Sara stellte sich neben sie und beugte sich nach vorne. Sie stützte die Ellenbogen auf den Tischplatte. In ihren hochhackigen Edelpumps schienen ihre Beine unter dem roten Min irock nicht enden zu wollen. Amelie fühlte sich wie ein hässliches Entlein, sie hatte es am Abend nicht einmal fertiggebracht, Mascara aufzulegen.
    »Ich bin einfach nur müde. Vielleicht werde ich auch krank.« Sie warf Mikael einen fragenden Blick zu. Sie wollte ihn nicht darum bitten, hoffte aber, dass er ihr von selbst anbieten würde, sie jetzt schon nach Hause zu fahren. Sara würde es ihr sicher nicht übel nehmen, wenn sie ihr nicht mehr half.
    »Hast du eigentlich mal mit deiner Mutter gespr ochen?« Jarik ließ sich auf den Stuhl links neben Amelie fallen, lehnte sich mit einem Ellenbogen auf den Tisch und stützte den Kopf in die Hände. Seine dunklen Augen musterten Amelie von oben bis unten. »Und wie siehst du überhaupt aus? Hast du keine Zeit gefunden, dir die Haare zu

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