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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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schwieg. Jack zuckte mit den Schultern. »Nun, wenn das alles ist, Officer Guha«, sagte er schließlich, »… dann, äh, dann würde ich gern wieder in den Club zurückkehren und mit meinen Reisevorbereitungen fortfahren.«
    »Natürlich.« Guha wandte sich an Ned. »Bitte richten Sie Dr. und Mrs. Walker meinen Dank aus. Ich werde sie nicht mehr belästigen.«
    »Ich bringe Sie hinaus«, bot Ned an und begleitete den Polizeibeamten zur Tür des Salons.
    Jack blickte Ned und Guha nach, dann drehte er sich um und starrte den Diener an. Die ayah sah die beiden kurz an und machte sich wieder an ihre Arbeit.
    »Warum hast du das getan?« Jack musste nicht erklären, was er mit seiner Frage meinte.
    Es dauerte eine Zeit, bis Sabu antwortete. »Die Walkers gehen mit mir um wie mit einem Mitglied ihrer Familie. Andere dagegen – im Grunde fast alle Briten – behandeln uns wie Bettler, wie Angehörige einer niedrigen Kaste. Ich gehöre jedoch einer hohen Kaste an, Sir. Wir werden Kshatriya genannt.«
    »Kshatriya?«
    »So ist es, Sir. Ich bin Mitglied des zweiten Standes, ein Krieger.«
    »Das Kastensystem ist sehr kompliziert.«
    »So leben wir nun einmal. Und auch wenn ich anderen diene, so gebührt mir dennoch Respekt. Es ist, wie es ist.«
    Jack begriff. »Brent hat dich respektlos behandelt.«
    »Wie einen Haufen Dreck, den man einfach wegfegt.«
    Jack nickte. »Dann war das also deine Rache?«
    »Nein, Sir. Er hat mich schlecht behandelt, und ich habe mitbekommen, dass er auch Mr. Sinclair, der zu uns allen höflich und freundlich ist, schlecht behandelt hat. Ich bin kein rachsüchtiger Mensch, Sir, aber ich besitze meinen Stolz. Außerdem kann ich dem dicken Mann durch mein Schweigen nicht mehr schaden.«
    Jack starrte Sabu einen Moment lang an, während er über dessen Logik nachdachte. Er überlegte kurz, ob er dem Diener Geld dafür geben sollte, dass er ihm ein Alibi verschafft hatte. Irgendetwas in den dunklen, melancholischen Augen des Mannes sagte ihm jedoch, dass er ihn damit beleidigen würde. Stattdessen reichte er ihm die Hand. »Ich bin dir sehr dankbar, Sabu, dass du meine Anwesenheit in diesem Haus heute Nachmittag nicht erwähnt hast. Ich bin nur gekommen, um Mr. Sinclair zu beschützen.«
    Sabu nickte ein einziges Mal; fast so, als würde er sich verneigen. »Dann freut es mich, dass Ihnen beiden jetzt nichts mehr geschehen kann.«
    Jack verstärkte seinen Händedruck. »Wird das unser Geheimnis bleiben, Master Sinclair zuliebe?«
    Fast hätte er gelächelt, als Sabu langsam aufsah und erwiderte: »Was für ein Geheimnis, Sir?«

ZWEITER TEIL
     

24
     
    Oktober 1926
     
    Jack und Ned saßen nach dem Ende ihrer Nachtschicht auf der kühlen Veranda des KGF -Clubs und sahen auf den gepflegten Rasen hinaus, wo eine kleine Armee von Gärtnern wie Bienen um die Blumenbeete herumschwirrte, Sträucher schnitt und das Gras sprengte. Keiner von ihnen trug einen Hut.
    Für die meisten Leute war es der Beginn des Arbeitstages, für die beiden Männer dagegen war er gerade zu Ende.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, mich kneifen zu müssen, damit ich begreife, dass das hier nicht Großbritannien ist. Geht es dir nicht genauso?« Ned setzte sein Bier ab und lehnte sich in seinem Rohrstuhl zurück.
    Ja ck wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und seufzt e, als sich das kühle Bier in seinem Magen ausbreitete. »Nicht das Großbritannien, das ich kenne. Ich komme aus Penzance, Mann! Steile Granitfelsen, das wilde Meer und eisige Kälte … nicht diese Gartenparty-Picknicklandschaft, die dir so zu gefallen scheint.«
    »Jetzt mach mal halblang, Jack. Erst vor ein paar Tagen habe ich gehört, wie du Gwen Davison gefragt hast, ob sie mit dir ein Picknick machen möchte.«
    »Ja, aber nicht, um Gurkensandwichs zu essen und mich an der Landschaft zu erfreuen.«
    »Du bist wirklich ein ungezogener Bursche, Jack.«
    »Habe auch nie das Gegenteil behauptet.«
    Ned trank wieder einen Schluck Bier und sagte nach einer kurzen Pause nachdenklich: »Wir hatten in Bangalore mehr als nur Glück.«
    Jack brauchte keine weiteren Erläuterungen, um zu wissen, was Ned meinte. Er schwieg einen Moment, dann erwiderte er: »Das war vor sechs Jahren, Ned. Du musst die Sache irgendwann einmal vergessen.«
    »Du meinst, ich soll einfach vergessen, dass ich einen Mord begangen habe?«
    »Du bist anscheinend fest entschlossen, mir diesen friedlichen Morgen gründlich zu verderben.« Jack setzte ungehalten das Glas ab. »Hör zu, Ned.

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