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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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weil es außerdem ein Name ist, den mein Vater und ich lieben. Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gehört!«
    »War es schön auf dem Tanz, Sir?«, fragte sie, um das Gespräch in Gang zu halten.
    »Iris war schön«, antwortete er, lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Iris war so wunderschön und so zerbrechlich.«
    Das Glas baumelte bedenklich in seiner Hand. Kanakammal schlich auf Zehenspitzen zu ihm, so behutsam, dass er das gedämpfte Klingeln ihrer Arm- und Fußreifen kaum hörte. Vorsichtig nahm sie das Glas aus seinen Fingern. »Wer ist Iris?«, fragte sie leise.
    »Iris ist die Frau, die ich liebe.«
    Sie sah ihn erstaunt an. Gangai hatte sie bereits gewarnt – mit geschürzten Lippen und einem wissenden Blick –, dass der Herr viele Freundinnen hatte, wenn auch keine spezielle, und hier saß er nun mitten in der Nacht vor ihr und sprach von Liebe.
    »Ich freue mich für Sie«, murmelte sie und versuchte, nicht auf seine nackte Brust zu starren.
    »Dazu besteht kein Anlass«, sagte er mit geschlossenen Augen. Es klang wie ein leises Knurren.
    »Warum, Sir?« Vorsichtig nahm sie die Flasche aus seinem Schoß und stellte sie geräuschlos neben das Glas.
    »Weil …«, sie sah, wie seine Zunge die trockenen Lippen benetzte, »… weil sie Ned Sinclair gehört. Aber sie wird die Meine werden, und das wird unsere Freundschaft zerstören.«

28
     
    Seit dem Tanz war inzwischen schon eine Woche vergangen, aber Ned hatte Jack bis jetzt noch nicht wiedergesehen, dabei hätte er nur zu gern gewusst, was er von Iris hielt. Sie jedenfalls schien ihn sehr sympathisch zu finden. Ned hatte in der Zwischenzeit viel mit Iris unternommen, hatte alle möglichen Dinge zu ihrer Unterhaltung vorgeschlagen, angefangen bei Kartenabenden mit der Familie über einen Kinoabend bis hin zum Bingo in der Mysore Hall. Auf diese Weise hatten andere Junggesellen keine Gelegenheit erhalten, sie zu umwerben. Für heute hatte er Iris dazu überredet, mit ihm zusammen eine kleine Fahrradtour hinaus zu den Five Lights zu unternehmen. Er hoffte, dass sie in dem kleinen Café dort einen Milchkaffee mit ihm trinken würde, damit er mehr Zeit hatte, seine große Frage vorzubereiten. Entspannt radelten sie nebeneinander her. Es hatte bereits zu dämmern begonnen.
    »Ich habe gehört, dass Jack befördert wurde«, bemerkte Iris.
    »Ja, zum Chefingenieur. Toll, nicht wahr?«
    »Kein Wunder, dass er es sich leisten kann, allein in diesem großen alten Haus zu wohnen. Er genießt sicher die Ruhe.«
    Ned lächelte. Iris hatte ihm die perfekte Einleitung geliefert. »In eurem Haus ist es inzwischen ein bisschen eng geworden, oder?«
    Sie warf ihm einen gequälten Blick zu und seufzte. »Es ist wirklich schön, wieder zu Hause zu sein. Aber wenn ich ausgehen will, habe ich jedes Mal das Gefühl, um Erlaubnis bitten zu müssen. Wenn ich nach Bangalore fahren möchte, runzelt meine Mutter nur die Stirn. Ich bin doch kein kleines Mädchen mehr! Ich bin vierundzwanzig Jahre alt! Ich habe in London gelebt. Bangalore ist bestimmt keine Stadt, die mir Angst macht.« Er versuchte, sie zu beruhigen, aber sie ging nicht darauf ein. »Hast du den Strom von Besuchern gesehen, der täglich bei uns ein und aus geht?«
    Er kannte die Gastfreundlichkeit der Walkers nur allzu gut, aber Iris musste noch viel über die Gepflogenheiten in der kleinen Gemeinde von KGF lernen. Dazu gehörte auch, dass jederzeit unangekündigter Besuch vor der Tür stehen konnte. »Deine Eltern waren aber sicher schon immer so, nicht wahr?«
    Sie stöhnte. »Ich denke schon. Als ich noch jünger war, ist mir das vielleicht nicht so aufgefallen. Jetzt komme ich mir wie ans Haus gefesselt vor. Ich habe keinerlei Privatsphäre mehr. Wenn ich in meinem Zimmer bleibe, finden die Tanten das unhöflich; wenn ich nach unten gehe, aber nichts sage, finden sie mich zu still. Wenn ich darauf verzichte auszugehen, machen sie sich gleich Sorgen, dass ich mich zu sehr zurückziehen könnte.« Sie warf aufgebracht ihr Haar zurück. Allein diese Geste verursachte Ned Herzklopfen. Er wollte mit seinen Fingern durch ihren Bob fahren. Er wünschte sich so sehr, sie an diesem Abend zu küssen. Aber irgendwie schien sie ihm heute ganz besonders zerstreut, wenn nicht sogar verärgert zu sein.
    »Was möchtest du gern tun, Iris? Was würde dir Spaß machen?«
    Sie schüttelte den Kopf und erhob sich leicht aus dem Sattel. »Ach, ich weiß es selbst nicht, Ned. Vielleicht hätte ich einfach nur gern etwas

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