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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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sein, weshalb ihre Schicht länger dauern würde als üblich. Zwar hatte er es nicht eilig, nach Hause zu kommen, doch ihm war sehr daran gelegen, das Diebesgut, das er noch immer in seiner Tasche bei sich trug, so schnell wie möglich loszuwerden. Er hatte sich vorgenommen, seine Schulden bei Sir Wally alsbald zu begleichen. Am Ende der Woche wollte er dann mit seinem Vater ein ernsthaftes Gespräch über seine Zukunft führen. Er war fest entschlossen, endlich die Zähne zusammenzubeißen und hart und verantwortungsvoll zu arbeiten, genau wie er entschlossen war, dafür die Unterstützung seines Vaters einzufordern. Im Familienunternehmen gab es eine Vielzahl von Funktionen, die Jack ausfüllen konnte; bislang hatte sein Vater sich jedoch geweigert, auch nur in Erwägung zu ziehen, ihn mit einer dieser Aufgaben zu betrauen.
    Heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit hatte Jack die Entscheidung gefällt, den Bergbau an den Nagel zu hängen. Wenn Charles Bryant das nicht akzeptieren wollte, dann würde er – so hatte er sich geschworen – Cornwall und wenn nötig sogar Großbritannien verlassen, um anderswo sein Glück zu suchen.
    Als er sich selbst dieses Versprechen gab, kam es ihm so vor, als wäre ihm in ebendiesem Moment eine zentnerschwere Last von den Schultern genommen. Der Wind blies Rallys Drohung, die Enttäuschung seines Vaters und die Feder davon. Er wusste jetzt, was er zu tun hatte.
    Auf Jacks Gesicht erschien kurzzeitig ein optimistisches Lächeln, das jedoch sofort wieder verflog.
    »Bryant! Dich habe ich gesucht.«
    Es war Pearce. Jack setzte ein ausdrucksloses Gesicht auf und versuchte, das Gespräch an sich zu reißen. Dies war eine Taktik, die er von seinem Vater gelernt hatte. »Mr. Pearce! Sie haben es auf den Falschen abgesehen. Ich habe Helen nicht geschwängert, egal, was andere behaupten mögen. Ich bin nur einmal vor etwa zwei Wochen mit ihr ausgegangen.« Er breitete defensiv seine muskulösen Arme aus.
    »Meine Helen behauptet aber etwas ganz anderes. Sie ist im dritten Monat.«
    »Mr. Pearce, ich bin nicht der Vater des Kindes. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Und das soll etwas wert sein?«
    »Es gilt genauso viel wie bei jedem anderen, und ich gebe es nicht leichtfertig.«
    Pearce trat auf ihn zu. Er machte ein finsteres Gesicht und hatte die Fäuste geballt.
    Jack wollte sich nicht mit Pearce prügeln, schon gar nicht heute, da sich seine Stimmung zum ersten Mal seit langer Zeit wieder gebessert hatte, doch er wich auch keinen Schritt vor ihm zurück. Selbst wenn Pearce nicht klein war, war Jack ihm überlegen.
    »Helen sagt, das Kind ist von dir, also ist es auch von dir«, sagte der ältere Mann und setzte Jack seinen Wurstfinger auf die Brust.
    »Das hätte sie wohl gern, Mr. Pearce.«
    »Du bist ein arrogantes Arschloch, Bryant. Und du bleibst dir treu, wie ich sehe. So groß und kräftig du auch sein magst, du bist und bleibst ein Feigling und drückst dich wie immer vor deinen Pflichten. Ich verstehe beim besten Willen nicht, was sie an einem kriecherischen Weichling wie dir findet.«
    Jetzt wurde auch Jack wütend. »Ich verstehe auch nicht, was sie an mir findet. Wie wäre es, wenn ich Ihnen eine Liste der Männer gebe, die in den letzten Monaten mit Ihrer Tochter eine Nummer geschoben haben? Dann können Sie sich einen davon aussuchen.«
    Jetzt konnte sich Pearce nicht länger beherrschen. Er schlug zu. »Gut aussehend, behauptet meine Helen? Das kann ich sehr schnell ändern, du Mistkerl«, knurrte er, gerade als der Direktor der Mine den Maschinenraum betrat.
    Jack bekam keine Gelegenheit mehr, Pearces Faustschlag zu erwidern. Er hatte sich zwar weggeduckt, so dass dieser seinen Kiefer verfehlte, doch der Schlag hatte sein Jochbein getroffen. Jetzt saß Jack mit einem geschwollenen Auge, das sich von Minute zu Minute mehr verfärbte, sowie einer brennenden Wange an der Steuerung der Maschine. Es war jedoch sein Stolz, der am meisten gelitten hatte.
    Glücklicherweise hatte der Direktor nur gesehen, wie Pearce zuschlug, und so war es auch nur Pearce, der sich jetzt verantworten musste. Man schickte ihn nach Hause. Sein Lohn wurde entsprechend gekürzt, und man sagte ihm, er solle zur Nachmittagsschicht wieder erscheinen. Bis dahin würde ihn der Direktor ersetzen.
    Der Rest des Vormittags verlief ereignislos. Jack ließ die Männer von Billys Schicht in den Schacht einfahren, während die Bergleute in der vorangegangenen Schicht einer nach dem anderen an die Oberfläche kamen.

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