Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Elizabeth die Post noch gar nicht geholt. Ist der Brief heute gekommen?«
»Ja.« Er stieß ein leises Lachen aus, das völlig hilflos klang. »Brents Frau verlangt, dass man den Fall wieder aufrollt.«
»Was? Warum? Nach so langer Zeit?«
»Ich weiß von Harold, dass sie schon seit Jahren darauf drängt. Bislang allerdings ohne Erfolg. Jetzt jedoch hat sie sich einen indischen Rechtsanwalt aus Delhi genommen, der bekannterweise auf Ruhm und Geld aus ist und in dem Ruf steht, es nur zu gerne mit dem Establishment aufzunehmen. Sie ist im Moment gerade in Bangalore und macht Stunk. Behauptet, neue Beweise zu haben.« Er begann zu zittern.
»Gegen dich wurde schon damals kein Verfahren eingeleitet. Welche ›neuen‹ Beweise sollte es also gegen dich geben?«
Kanakammal kam mit einem Tablett auf die Veranda heraus. »Der Kaffee muss noch ziehen«, erklärte sie und warf Ned einen kurzen Blick zu. »Einen Brandy vielleicht?«
Jack nickte dankbar. Die beiden Männer schwiegen. Ned war aufgestanden und starrte auf die Hügel von KGF , während Jack auf und ab ging und über diese besorgniserregende Wende im Lauf der Ereignisse nachdachte.
Kanakammal brachte die Drinks. »Gute Nacht, Mr. Sinclair.«
Er drehte sich um. »Vielen Dank, Kanakammal. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich euch nicht zu eurer Hochzeit gratuliert habe.«
Jack hoffte, dass Ned in der Dunkelheit nicht sein triumphierendes Lächeln sah.
»Vielen Dank«, entgegnete sie.
»Warte nicht mit dem Zubettgehen«, sagte Jack zu ihr, als sie wieder ins Haus ging.
»Du hast großes Glück, Jack«, sagte Ned.
»Findest du?«, fragte er trocken, als er seinem ehemaligen Freund ein Glas reichte.
Ned kippte den Brandy in einem Zug herunter, dann stöhn te er. Jack konnte nicht anders, als Mitleid mit ihm zu empfinden. Auch wenn er unglaublich wütend auf Ned gewesen war, so wusste er doch, dass dieser in keiner Weise schuld an seinem Schmerz war. Nein, nur Iris und er selbst waren für all das verantwortlich. Ned hingegen hatte sich die ganze Zeit über ehrenhaft verhalten. »Du musst ruhig bleiben. Es wäre fatal, wenn du jetzt in Panik geraten würdest.«
»Ruhig? Ich habe einen Menschen getötet, Jack, und du verlangst von mir, dass ich ruhig bleibe, während die Justiz den Fall neu aufrollt und neuen Hinweisen nachgeht?«
»Es gibt keine neuen Hinweise. Sie haben noch immer keine Beweise. Und falls man dir doch irgendwie nachweisen kann, dass du in diesem Zimmer gewesen bist, kannst du noch immer behaupten, Brent habe Annäherungsversuche gemacht, dich unsittlich berührt. Du hast dir das verbeten und bist gegangen. Es gibt keinen Zeugen, der bestätigen könnte, dass du zum Zeitpunkt seines Todes in diesem Zimmer warst.«
»Sie müssen aber irgendetwas in der Hand haben, Jack. Sonst würden sie uns doch nicht vorladen. Ich habe eine Frau … und bald auch ein Kind.« Ned sackte stöhnend in seinem Sessel zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen.
»Du wirst mir jetzt genau zuhören, dann wird uns beiden nichts passieren.«
»Ich habe schon einmal auf dich gehört.« Neds Stimme klang gedämpft.
»Tja, außer mir gibt es ja auch niemanden, der dich retten kann.«
»Jack, der große Held, hm?«
»Was hast du deiner Familie erzählt?«
»Nichts! Iris weiß von alledem nichts.«
»Vielleicht ist es an der Zeit, dass sie davon erfährt.«
»Nein, nicht jetzt.«
»Ned, sie ist viel stärker, als du glaubst. Du darfst ihr das nicht verschweigen.«
»Ich habe es ihren Eltern gegenüber erwähnt.«
»Was ist da bloß in dich gefahren? Warum hast du das getan?«
»Weil ich auf ihre Unterstützung angewiesen sein werde. Ich habe ihnen allerdings nur gesagt, dass man das Verfahren möglicherweise wieder aufnehmen wird und dass ich in diesem Fall nach Bangalore fahren muss.«
»Harold weiß, dass ich an dem bewussten Abend vor seinem Haus war, auch wenn Sabu das geleugnet hat.«
Ned sah ihn völlig schockiert an.
»Er wird kein Wort verraten, also keine Panik.«
»Und was soll ich jetzt machen?«
»Also, du fährst jedenfalls nicht sofort nach Bangalore, sondern wartest, bis wir offiziell vorgeladen werden. Dieser Brief ist nicht mehr und nicht weniger als ein informelles Schreiben, und mehr wird aus dieser Sache auch nicht werden.«
»Das können wir aber nicht mit Sicherheit wissen. Wir müssen genau abstimmen, was wir sagen.«
»An unserer Geschichte ändert sich nichts, Ned. Das ist genau der Punkt. Du darfst sie weder
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