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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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bemühte, überzeugend zu wirken, war selbst darüber überrascht, dass er tatsächlich ein Lächeln zustande brachte. »Vielen Dank«, war jedoch das Einzige, was er sich noch zu sagen traute.
    »Dann geht schon, ihr zwei. Ich will noch ein Wort mit Robbie wechseln.«
    Ned sah zu seinem Freund hinüber und bemerkte, wie verschlossen dieser plötzlich wirkte, als Brents Blick auf ihn fiel. Ned hoffte, dass das, was er in Brents Augen sah, nicht das bedeutete, was er befürchtete.
    Es war später Nachmittag, als Robbie auf Ned stieß, der unter einem der Pepulbäume saß. Nicht der leiseste Windhauch strich durch das dichte Laubdach, das die einander überlappenden herzförmigen Blätter des Baumes bildeten. Es war drückend heiß.
    Die Jungen begrüßten einander stumm, und Robbie setzte sich neben Ned auf den Boden. »Das ist ein guter Platz. Man wird nicht so leicht gesehen.«
    »Freut mich, dass es dir hier gefällt«, sagte Ned leise.
    Robbie gab Ned eine der rot angehauchten Mangos, die er mitgebracht hatte. Sie war schon aufgeschnitten. Ned sah Robbie dabei zu, wie er die Haut abschälte und dann an dem goldgelben Fruchtfleisch zu saugen begann. »In den kühleren Monaten, wenn der Wind weht, hört sich das Rascheln der Blätter an wie ein leichter Regenschauer.«
    »An dir ist wohl ein Dichter verloren gegangen?«, spottete Ned, doch es war nicht böse gemeint. Er erkannte in Robbie viel von sich selbst wieder. Er biss in die reife Frucht, und sofort lief der Saft an seinem Handgelenk herunter, so dass er ihn ablecken musste.
    »Ich entfliehe gern in meiner Fantasie«, erwiderte Robbie.
    »Die meisten Engländer werden diese Frucht niemals zu Gesicht bekommen«, bemerkte Ned.
    »Erzähl mir, welche Früchte ihr in Schottland esst.«
    Ned neigte den Kopf zur Seite. »Ach, Äpfel, Birnen, Stachelbeeren, Rhabarber, Brombeeren. Erdbeeren natürlich, auch Blaubeeren und Kirschen und im Herbst Pflaumen.«
    »Was? Keine Bananen oder Jackfruits, keine Guaven, Melonen, Ananas oder Papayas?«
    Ned lachte. »Ich weiß nicht einmal, was eine Jackfruit oder Papaya ist.«
    »Wir kommen wirklich aus sehr verschiedenen Welten, nicht wahr?«
    Das stimmte. »Hast du jemals eine dicke, saftige Erdbeere probiert?«, fragte Ned.
    Robbie schüttelte den Kopf.
    »Der Geschmack ist einfach himmlisch. Ich bin einmal mit meinem Vater zum Erdbeerpflücken gegangen. Mum hatte uns gebeten, ihr zwei große Schüsseln voll zu bringen. Wir haben dann auch tatsächlich zwei große Schüsseln voll gepflückt, aber als wir zu Hause ankamen, waren nur noch zwei Erdbeeren übrig.« Er seufzte. »Ich habe gern etwas mit Dad unternommen. Er hat mich immer ›mein kleiner Mann‹ genannt. Er hat mir das Fahrradfahren beigebracht und das Angeln. Von ihm habe ich auch gelernt, wie man auf Bäume klettert, wie man einen Platten flickt, sogar wie man sich die Schuhe bindet.«
    »Das klingt, als hättest du deinem Vater sehr nahe gestanden.«
    »Nein, im Grunde nicht. Mir sind nur noch die Eindrücke und die Erinnerungen an unsere gemeinsamen Momente geblieben. Ich habe meinen Vater fast fünf Jahre nicht gesehen. Als er in den Krieg ging, war ich jünger, als du es jetzt bist …« Neds Stimme verlor sich. Er räusperte sich. »Wir wollten zusammen Edelsteine schürfen, obwohl ich eine Berufsausbildung als Elektriker habe. Darauf hatte meine Mutter bestanden. Sie war der Meinung, es sei wichtig, einen richtigen Beruf zu erlernen.«
    »Sie hatte recht«, pflichtete Robbie ihr bei.
    »Ja. Mein Vater war ein Träumer, Robbie. Schau, wohin uns seine Träumerei gebracht hat. Ich will nicht so werden wie er. Ich möchte ein so praktisch denkender Mensch sein wie möglich. Wenn ich einmal heirate, wird meine Frau alles von mir bekommen – meine Liebe, mein Geld, meine Zeit. Ich will eine eigene Familie gründen, aber die werde ich niemals bekommen, wenn ich hier vergammle.«
    »Du bist jung und siehst gut aus. Du wirst keine Mühe haben, eine Frau zu finden.«
    »Danke. Aber wie dem auch sei, viel wichtiger ist, wie es dir geht?«
    »Gut«, kam die knappe Antwort.
    »Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen …«
    »Mach dir deswegen keine Gedanken. Wo ist Bella?«
    »Sie ist im Mädchenschlafsaal und macht ein Nickerchen. Sie war ziemlich erschöpft, aber sie wird bald wieder munter wie ein Fisch sein. Sie ist ganz wild darauf zu lernen, wie man Körbe flicht. Das interessiert sie anscheinend viel mehr als die Rechtschreibung.«
    »Davon wird man ihr

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