Herzen aus Stein (German Edition)
Auswirkungen es hätte, würden die Dämonen an Noirs Amulett kommen. Er war zur Verschwiegenheit verpflichtet. Aber er wünschte, er hätte etwas sagen dürfen. Ob Amarante dieses Arg u ment hätte zählen lassen, glaubte er dennoch nicht. Eine weitere Ausrede erschien ihm zwecklos.
„ Dann werden wir ihr einen anderen Beschützer zuteilen. Du wirst zurück nach London gehen, aber nicht verstoßen werden “ , erwiderte sie schneidend.
Zurück nach London? Weg von Noir? Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen, er konnte kaum atmen. Was sollte er tun? Wenn er die Tabletten nicht bekam, würde er sterben und konnte Noir nicht mehr beschützen. Trennte er sich von ihr, würde ein anderer sich ihrer annehmen, jemand, der überhaupt nicht wusste, wie er seine kleine Hexe optimal bewachen konnte.
„ Denk dran, du hast bis Sonnenaufgang Zeit! “ , sagte Amarante noch einmal und drehte ihm den Rücken zu. „ Dann will ich eine Antwort. Ansonsten muss ich dich verbannen. Ich habe Grimsleys Erlaubnis dazu. “
Da gab es nichts zu überlegen. Vincent richtete sich zu voller Gr ö ße auf und hob den Kopf. Er hatte soeben eine Entscheidung g e troffen, die sein restliches Leben grundlegend beeinflussen würde. „ Dann melde Grimsley, dass wir uns nicht mehr hören oder sehen werden. Ich verlasse den Klan freiwillig. “
Amarante blieb kurz vor den Treppen stehen und wirbelte so schnell herum, dass ihr schwarzes Kleid nachschwang. „ Das ist nicht dein Ernst! “ Ihre Pferdeaugen waren weit aufgerissen. „ Du verrätst deine eigene Rasse? “
„ Eigene Rasse? “ Vince schnaubte. Kopfschüttelnd zischte er: „ Ich war doch noch nie einer von euch. “
Er würde alles daransetzen, in der kurzen Zeit, die ihm noch blieb, Noir zu helfen. Lieber wollte er glücklich sterben, vielleicht in ihren Armen. Sie war die erste Person nach Kara und seinem Vater, die sich wirklich um ihn gekümmert hatte. Nur noch ein wenig Zeit mit Noir, um ihr zu helfen. Mehr wollte er nicht.
Amarante reckte das Kinn in die Luft, bevor sie die Hand au s streckte. „ Nun gut, wie du willst, so soll es geschehen. Gib mir dein Handy. “
Vincent zog es aus der hinteren Gesäßtasche und reichte es ihr , ohne zu zögern. Somit hatte er keinerlei Verbindung mehr zum O r den. Er wollte an ihr vorbeigehen, aber sie versperrte ihm den Weg.
„ Ich muss dich zeichnen “ , sagte sie in einem scharfen Ton.
Vincent stockte für einen Moment der Atem. Was meinte sie? Dann fiel es ihm ein. Ausgestoßenen Gargoyles wurde ein Mal ve r passt, damit man sie erkannte. Auch das würde er über sich ergehen lassen. Normalerweise schnitt man einem Verstoßenen ein Horn ab oder stutzte seinen Schwanz. Da er Letzteres nicht besaß, machte er sich innerlich bereit, sich von einem Hörnerstummel zu trennen. Aber Amarante musterte ihn nur mit verengten Augen von oben bis unten.
„ Du bist wirklich keiner von uns “ , zischte sie. „ Allen Gargoyles der Londoner Bruderschaft ist zu eigen, dass sie kleine Hörner besi t zen. Nicht mal die hast du. “
Vincents Herz machte einen Satz. Amarante konnte die Stummel in seinem störrischen Haar anscheinend nicht sehen. Kam er ung e schoren davon?
„ Komm näher “ , forderte sie.
Ein Stich durchfuhr seine Brust. Ihr Arm schnellte vor. Eine ihrer Krallen bohrte sich durch die Spitze seines Ohres, durch Haut und Knorpel, bevor sie ihre Hand mit einem kräftigen Ruck nach oben wegzog und es einriss.
Vincent zuckte nur; kein Laut kam aus seiner Kehle, obwohl der Schmerz heftig war. Die Genugtuung würde er ihr nicht gönnen.
„ Und jetzt lass dich hier nie wieder blicken! “
Vincent ging ohne weitere Worte, den Kopf erhoben, obwohl sein Ohr höllisch pochte und Blut an seinem Hals hinablief.
Er stieß sich vom Dach der Kathedrale ab und segelte im Schutz der Nacht über die Dächer von Paris, wobei er Amarantes Blick noch lange im Nacken spürte. Die Tabletten oder Noir. Er wusste, er hatte sich richtig entschieden. Niemals könnte er Noirs Sicherheit in die Hände eines anderen legen.
Er hatte sich nie einen Kopf um Geld machen müssen; alles , was er brauchte, hatte er von der Bruderschaft bekommen. Nun war er ein Ausgestoßener. Mittellos. Was sollte er tun? Er war ein Spezialist, wenn es darum ging, jemanden zu beschützen, aber konnte er damit Geld verdienen? Vincent wusste, was es für Jobs gab, die mit der Observierung oder Bewachung von Menschen zusammenhingen, doch wer würde so eine Missgeburt
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