Herzen aus Stein (German Edition)
wuschen? Aber nichts deutete darauf hin. Es gab keine Handtücher, kein Duschgel. Nur ein feiner, blumiger Geruch lag in der Luft.
Als er ein riesiges Treppenhaus betrat, über das sich eine gewaltige Kuppel wölbte, die in blauer Farbe gestrichen und mit gelben Ste r nen verziert war, spürte er eine himmlische Präsenz. Ashs Herz überschlug sich vor Freude. Kara musste in der Nähe sein, ganz bestimmt! Zumindest hoffte er, dass es Kara war und kein anderer Engel.
Vorsichtig beugte er sich über das Geländer und blickte ein Stoc k werk nach unten.
Er sah nur eine ältere Frau, die in Decken eingewickelt unter der Treppe schlief. Ihr Atem ging röchelnd. Neben ihr lag zusammeng e rollt eine schwarz-weiß gestreifte Katze. Diese hob ihren Kopf und schaute aus großen Augen zu ihm auf.
„ Beachte ihn nicht, Henry “ , hörte Ash Karas Stimme. „ Das da oben ist bloß ein dämlicher Dämon. “
Ash grinste breit und ein verrücktes Männchen tobte in seinem Bauch herum. Kara hatte ihn also auch bemerkt und sie war noch da. Das erkannte er an den Decken, die sich ein Stück hoben und wie von einer unsichtbaren Hand bis zu den Schultern der Obdachlosen gezogen wurden.
Ein Stich durchzuckte seine Brust. Kara war viel zu gut für einen erbärmlichen Dämon wie ihn. Er sollte wieder gehen und sie in Ruhe lassen. Stattdessen stieg er die Stufen nach unten.
„ Wird sie sterben? “ , fragte Ash leise und blieb lieber im Hinte r grund auf dem Treppenabsatz stehen, weil er für Menschen sichtbar war.
„ Nein, sie ist lediglich erkältet und schläft tief und fest. Sie wird wieder gesund. Nora ist robust “ , sagte Kara.
Ash sah sein Engelchen immer noch nicht. Er trat näher, bis er vor der liegenden Frau stand. „ Heißt sie so? “
„ Ja. Nora lebt schon lange hier. Und das ist ihr Kater Henry. Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen. Er ist wählerisch, was seine Freu n de betrifft. “
„ Hallo Henry. “ Ash ging in die Hocke, um dem Tier den Kopf zu kraulen.
Henry ließ sich das hörbar gefallen, denn er schnurrte und schmiegte sein Köpfchen in Ashs Hand.
„ Henry, du bist ein hinterhältiger Schurke “ , hörte Ash Kara mu r meln, worauf sein Grinsen noch breiter wurde.
Sie musste direkt neben ihm stehen, er konnte sie riechen. Er ve r misste sie, ihren Duft, ihre Gespräche, die Neckereien … einfach alles an ihr.
„ Wissen die Gargoyles, dass sie hier lebt? “ , fragte Ash, wobei er Henrys Kinn kraulte. Glücklich sabberte der Kater auf seine Hand.
„ Du hast es also herausgefunden. “
„ Hm “ , machte er. „ Aber ich werde niemandem etwas erzählen. “
Ash hörte Kara seufzen. „ Natürlich wissen die Gargoyles von N o ra. Aber weil sie sich nur hier unten aufhält, tolerieren sie sie. Auße r dem gibt es Touristenführungen durch diesen Teil des Gebäudes. Das macht Grimsley ziemlich nervös. Er hat gehört, dass die Me n schen überlegen, das Hotel zu renovieren und wiederzueröffnen. Grimsley ist wohl schon ganz konfus deswegen, was Molto mir so erzählt. “
Grimsley? Molto? Ash konnte sich darauf keinen Reim machen. Es war ihm im Moment auch verdammt egal. Er war froh, Kara gefu n den zu haben und sich mit ihr zu unterhalten. Das Thema war abs o lut zweitrangig.
„ Bist du gekommen, um mir wieder die Uhr abzuschwatzen? “ K a ras Stimme klang sanft, jedoch ein wenig traurig.
„ Eigentlich wollte ich mich bei dir entschuldigen. “ Ash streichelte Henry ein letztes Mal über das seidige Fell, bevor er aufstand. „ Kannst du dich vielleicht sichtbar machen? “
„ Ich glaube, das wäre keine gute Idee. “
„ Warum? “ Ash machte einen Schritt in die Richtung, aus der ihr Duft kam. Sie roch heute so verdammt gut. Frisch, nach einer Bl u menwiese.
Er hörte sie erneut seufzen und kurz darauf ein „ Komm mit “ murmeln.
Gehorsam folgte Ash dem leisen Tapsen ihrer Schritte. Ansche i nend war sie barfuß. Der Weg führte sie bis in Karas Zimmer.
„ Dreh dich bitte um “ , sagte sie und Ash gehorchte.
Im Moment würde er alles tun, Hauptsache, er durfte bei ihr ble i ben. Er stellte sich vor die Kommode, über der ein großer Spiegel hing. Das alte Glas war leicht ergraut, doch immer noch glänzend genug, um zu erkennen, wie sich Kara hinter seinem Rücken sichtbar machte. Ihr Anblick ließ ihn glatt das Atmen vergessen. Sein Enge l chen war fast nackt. Sie trug nichts weiter als ihre einfache, weiße Baumwollunterwäsche – einen BH sowie einen Slip –, in
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