Herzen aus Stein (German Edition)

feuchte Haar aus der Stirn. Regentropfen klatschten auf sein fahles Gesicht und spülten das Blut von seiner Haut. Seine Kleidung dampfte. Er regte sich nicht.
    „ Bitte, Ash … “ Kara schluchzte auf. Sie fuhr über seinen Körper und bemerkte, dass sich die Knochen an die richtigen Stellen sch o ben und die Wunden verheilten. Allerdings unendlich langsam. Ash lebte, aber er war schwach. Er musste sich endlich nähren.
    Flatternd öffneten sich seine Lider und ein sanftes Lächeln huschte über sein Gesicht. „ Siehst du, immer noch nicht gestorben. “
    Kara wollte ihm gegen die Schulter boxen, stattdessen half sie ihm mit ihrer neu entdecken Fähigkeit, damit er sich schneller regenerie r te. „ Darüber macht man keine Witze. “ Ihre Handflächen erwärmten sich und leuchteten golden. Sie kannte das Gefühl, wenn ihre heile n de Energie aus dem Körper strömte. Sie hatte geheilt, schon öfter. Schlagartig sah sie die Pestkranken, denen sie während der großen Seuche beigestanden hatte, und die schwerverletzten Menschen nach dem Anschlag im U-Bahntunnel. Auch dort hatte sie geheilt. Sie erinnerte sich wieder. Als sie deswegen völlig aufgelöst mit Raphael gesprochen hatte, war er nicht überrascht gewesen. „ Du bist ein ganz besonderer Engel “ , hatte er gesagt, „ aber das darfst du jetzt noch nicht wissen. “ Dann hatte er die Hände an ihre Schläfen gelegt und sie … vergessen lassen! Du liebe Güte! Was spielte Raffi für ein Spiel? Wer war sie?
    Schwer atmend und mit schweißüberströmten Gesicht gesellte sich Noir zu ihnen, an ihrer Seite Vincent. „ Wie geht’s dem Dämon? “ , fragte sie.
    „ Sein Name ist Ash “ , erwiderte Kara leicht verschnupft. „ Und es geht ihm nicht so toll. “
    Ash grinste breit. „ Hey, Süße, wenn du bei mir bist, geht’s mir immer gut. “
    Kara war froh, dass er seinen Humor noch besaß. Das war ein g u tes Zeichen. Sie löste ihre Hände und half ihm, sich hinzusetzen.
    „ Warum hat er mich nicht angegriffen? “ , wollte Noir wissen.
    Ash lehnte sich an die Hauswand. „ Weil nur du ihm das zweite Medaillon besorgen kannst. “
    „ Und genau das werde ich jetzt tun. “ Noir wandte sich an Vincent, der dicht neben ihr stand. „ Würdest du mir bitte das Handy holen? Ich muss Magnus anrufen. “
    Bevor Vincent etwas erwidern konnte, sprang Ash auf. „ Nein! Ceros darf niemals das zweite Amulett bekommen. “
    Er schwankte und Kara legte sofort ihren Arm um seine Hüften.
    Tränen liefen aus Noirs Augen, ihre Stimme klang erstickt. „ Ich will endlich meinen Bruder zurück! Ich hab ihn schwer verletzt, vie l leicht ist er schon tot! “
    Ash schüttelte den Kopf. „ Er ist bestimmt am Leben. Zorell wird ihn heilen. Glaub mir, Jamiel sah schon beschissener aus. “
    Plötzlich straffte sich Noir und hörte auf zu weinen. „ Dann werde ich mich Ceros in der Unterwelt stellen. Er wird mich nicht töten, solange er nicht hat, was er will. Bringst du mich runter, Dämon? “
    „ Noir! “ , zischte Vincent und schaute sie mit einem derart finsteren Gesichtsausdruck an, dass Kara sofort erkannte, wie sehr er die Hexe liebte.
    Erneut schüttelte Ash den Kopf. „ Er wird dich foltern, bis du es ihm freiwillig gibst. Glaub mir, Hexe, du wirst deinen Bruder nicht so einfach zurückbekommen. “
    Räuspernd meldete sich Kara zu Wort, auch wenn ihr die eigene Idee überhaupt nicht gefiel: „ Aber du kannst ihnen helfen, Ash. Jetzt rechnet Ceros niemals mit einem Angriff. Ihr könntet ihn überr a schen, während er seine Wunden leckt. “
    Ash zog sie näher an sich, um ihr ins Ohr zu raunen: „ Schlaues Mädchen. Ich liebe deine dunkle Seite. “
    „ Sie werden es nun mal nicht ohne dich schaffen “ , erwiderte sie, den Tränen nahe. Sie schickte Ash ins Verderben, aber ein Gefühl verriet ihr: Es war die einzige Lösung.
    „ Sind alle damit einverstanden? “ , fragte Ash in die Runde.
    Vincent antwortete als Erster. „ Egal, wie sich Noir entscheidet – ich bin immer an ihrer Seite. “
    „ Vincent … “ Noir senkte die Stimme. „ Ich habe Magnus verspr o chen, dass du mit zum Laden kommst. Das zählt jedoch nicht für die Unterwelt. “
    „ Ich komme mit dir. “
    Während Noir und Vincent diskutierten, zog Kara Ash ein Stück von ihnen weg. „ Wir sind gleich wieder da “ , versprach sie und betrat mit Ash den Laden. Sie erinnerte sich, wie sie ihm hier zum ersten Mal begegnet war. So wenig Zeit war seitdem vergangen, doch Ash hatte