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Herzen aus Stein (German Edition)

Herzen aus Stein (German Edition)

Titel: Herzen aus Stein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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fühle mich … schwach. “ Sie schlug die Augen nieder und betrachtete ihre Sneakers, die sie immer noch trug. Lieber war sie barfuß.
    Sanft erwiderte er: „ Du hast eine Schwäche, das stimmt, deshalb kannst nur du diese Aufgabe erfüllen. Durch deine Schwäche wird alles ein gutes Ende nehmen. Vertraue darauf. Eure Schicksale sind alle miteinander verbunden. “
    „ Eure? “ Wovon sprach er jetzt schon wieder? Als Kara aufblickte, war Raphael verschwunden.
    Sie seufzte. „ Oh Raffi, du hast ja keine Ahnung. “ Ihr Mentor schien immer alles zu wissen. Leider hatte er keine Kenntnis davon, welche Schwäche Kara meinte. Raffi hatte sicher geglaubt, dass sie sich zu unsicher fühlte, um dem Dämon gegenüberzutreten. Aber bestimmt nicht, weil sie Angst vor ihm hatte. Wenn sie zurückging, würde sie ihm mit Haut und Haar verfallen. Sie würde ohnehin am liebsten sofort zu ihm eilen, um sich wieder in den herrlich festen Griff seiner Arme zu flüchten.
    Gewissensbisse nagten an ihr, denn sie wollte Raffi und besonders den Rat nicht enttäuschen. Aber das würde sie. Sie hätte der Hexe die Sanduhr übergeben müssen. Stattdessen war sie Hals über Kopf verschwunden, nur weil sie einem verteufelt gut aussehenden D ä mon über den Weg gelaufen war. Zähneknirschend stellte sie sich auf den Sims und breitete ihre Flügel aus. Sie musste sich zusa m menreißen. Sie fühlte ja, dass Raffi recht hatte. Sie musste zurück, musste wissen, ob die Hexe noch da war. Raphael zählte auf sie.
    Kräftig stieß sie sich ab und erhob sich in die Lüfte. Sie hätte sich auch in eine Säule aus Rauch auflösen können und in dieser fei n stofflichen Erscheinung zum Übergabeort rasen, doch das würde ihr zu schnell gehen. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Während sie über das regennasse London flog und Dächer, Straßen sowie ame i senkleine Menschen unter ihr vorbeizogen, überschlugen sich ihre Gedanken. Die Hexe war bestimmt längst beim Antiquitätenladen, doch Kara war nicht anwesend, um ihr das Artefakt zu übergeben. Sie würde noch da sein, wenn Kara ankam. Das fühlte sie. Nachde n ken! Wie sah die Hexe aus, was hatte Raffi gesagt? Weiße, lange Ha a re, ein fein geschnittenes Gesicht, dunkle Augen und eine Narbe auf der Wange. Ja, so eine Frau würde ihr auffallen. Was würde die Hexe machen, wenn sie auf den Dämon traf? Was hatte der Dämon von der Hexe gewollt? Er hatte über sie Bescheid gewusst. Er hatte … auf sie gewartet! Das hatte Kara in einer Vision gefühlt. Meine Güte, wenn der Dämon ihr etwas angetan hatte? Sie musste sich beeilen! Jetzt löste sie sich doch auf und schoss wie der Blitz über London hinweg.
     
    Als sich Kara in der düsteren Gasse – die diesmal noch dunkler war, weil es bereits dämmerte und stark regnete – materialisierte, b e schlich sie ein ungutes Gefühl. Sie musste die Hexe warnen, oder … allein mit dem Dämon fertig werden. Doch er war ein verdammt gefährlicher Gegner. Woher hatte er gewusst, wie man einen Engel hindern konnte, mentale Befehle auszuführen oder zu verschwinden? Kara spürte jetzt noch den Druck seines Daumens in ihrem Nacken. Sie hatte die Dunkelheit in ihm gefühlt, aber da war noch etwas a n deres, ein winziger Funke, und der schenkte ihr Hoffnung. Der D ä mon war gefährlich, aber er besaß eine gute Seite. Die galt es herau s zukitzeln.
    Kara sah die drei Personen vor dem Laden sofort. Die große Frau in dem schwarzen Umhang musste die Hexe sein. Ihr weißes Haar spitzte unter der Kapuze hervor. Als sie den Kopf hob, erkannte Kara ihr zartes Gesicht mit der Narbe auf der Wange sowie ihre dunklen Augen. Kara stutzte, sie hatte sich eine weißhaarige Hexe als altes Weib vorgestellt. Diese Frau hingegen war jung und wunde r schön.
    Die noch größere Gestalt neben ihr mit den mächtigen Schwingen, die Kara nur von hinten sah, war unverkennbar ein Gargoyle. Vor Nässe klebten ihm die braunen Haare am Kopf. Warum war er nicht versteinert? Es dauerte noch ein wenig bis Sonnenuntergang. Was Kara jedoch beinahe von den Füßen riss, war der Anblick des Ma n nes, der vor den beiden in einer scharlachroten Pfütze lag: Es war der Dämon.
    „ Nein! “ Kara rannte, für alle unsichtbar, auf ihn zu. Der Dämon bemerkte sie anhand ihrer Präsenz und drehte ihr den Kopf zu, wä h rend Blut aus seinem Mundwinkel lief. Sein Hemd hing in Fetzen, seine Jeans sahen kaum besser aus. Kara machte sich nur für ihn sichtbar.
    „ Hallo, Täubchen “ , sagte er leise,

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