Herzen aus Stein (German Edition)
am verletzlichsten. Zerstörte man die Steinfigur, war der Gargoyle tot. Aus diesem Grund saßen die Gargoyles auf den Pfeilern immer mit dem Rücken zur Hauswand und machten eine hässliche Fratze, um ihre Feinde abzuschrecken.
Vor hunderten von Jahren kannten sich Menschen und Gargoyles. Doch die Menschen fürchteten diese Geschöpfe wegen ihres u n heimlichen Aussehens und stellten sich gegen sie, obwohl sie von ihnen beschützt wurden. Es kam zur Ausrottung ganzer Stämme, weshalb sich die Gargoyles zurückzogen, um fortan im Untergrund zu leben. Im Laufe der Zeit gerieten sie immer mehr in Vergesse n heit. Später setzten die Menschen Gargoyle -Skulpturen auf Kirchen und Schlösser, weil sie sich vage daran erinnerten, dass diese G e schöpfe einmal ihre Beschützer waren. Die Steinskulpturen sollten böse Geister fernhalten.
Heutzutage glaubte fast niemand mehr an mythische Wesen, w o rüber die Klans froh waren. Die Menschen hatten sich nicht verä n dert. Sie würden die Gargoyles bekämpfen, sie einsperren, Versuche mit ihnen durchführen oder sie zu Zirkusattraktionen degradieren.
Da Karas Aufgabenbereich London einschloss, gehörte es auch zu ihren Pflichten, tagsüber nach den Gargoyles zu sehen, da diese G e schöpfe während des Steinschlafes ihren Feinden schutzlos ausgeli e fert waren. Nicht, dass Gargoyles viele Feinde hätten. Die meisten wussten nicht einmal von deren Existenz. Ihre einzigen Gegner w a ren Dämonen, weil diese es nicht guthießen, dass die Gargoyles oft ihre Nahrungssuche störten. Dämonen ernährten sich von menschl i chen Seelen. Die Gargoyles wachten über die Menschen, und die Engel wachten über die Gargoyles, damit ihnen am Tag nichts pa s sierte. Dabei handelte es sich um ein unausgesprochenes, gegenseit i ges Einvernehmen, denn die Gargoyles nahmen den Engeln eine Menge Arbeit ab. Die nachtaktiven Geschöpfe waren auch so etwas wie Schutzengel.
Kara saß, so oft es ihre Pflichten zuließen, auf dem Sims des U h renturms, der an das Hotel gebaut war, um über alles Mögliche nachzudenken. Auch nach Sonnenuntergang verbrachte sie manc h mal Zeit dort und beobachtete die Gargoyles, die sich mit ausgebre i teten Schwingen von den Dächern abstießen und in die Dunkelheit segelten, oder sie unterhielt sich mit Molto. Er blieb die halbe Nacht unbeweglich auf dem Gebäude sitzen – damit den Menschen nicht auffiel, dass Figuren auf dem Dach fehlten –, bevor er mit Zyrus den Wachposten tauschte.
Auf dem Turm gefiel es Kara besser als einige Etagen tiefer, in i h rem irdischen Unterschlupf – einem Zimmer des ehemaligen Hotels. Offiziell hieß es, das Midland Grand Hotel sei seit dem Jahre 1935 geschlossen, doch im Inneren des riesigen dunkelroten Gebäudes lebte die Bruderschaft der Londoner Gargoyles. Diese Geschöpfe passten nicht nur auf einzelne Menschen auf, sondern auch auf den gesamten Klan, auf ihr Zuhause und auf die Stadt, in der sie lebten.
Hätte Kara doch damals als Mensch einen Gargoyle an ihrer Seite gehabt, bevor eine Hexe sie einem Dämon geopfert hatte … Schon wieder stießen ihre Gedanken auf den attraktiven Unterweltler und seine Berührungen. Dieser Höllenhund hatte gewusst, dass er gut aussah, und versucht, Kara zu manipulieren. Sie hatte das sehr wohl bemerkt. Gedankenverloren rollte sie die winzige Sanduhr zwischen ihren Fingern hin und her. Was sollte sie jetzt machen? Zurückfli e gen und hoffen, dass die Hexe noch da war?
Die Augen geschlossenen, lehnte sich Kara gegen das Gebäude und kuschelte sich in ihre Federn. Ihre andere Hand stahl sich in ihr knappes Oberteil, wo sie an ihren Brustspitzen zupfte. Ihre Atmung beschleunigte sich. Der Knubbel fühlte sich hart an. Kara hatte nicht gewusst, dass es lustvoll sein konnte, wenn man ihn sanft malträtie r te. Bei jedem Kniff schoss ein Stromschlag in ihren Unterleib und brachte ihn zum Glühen. Der Dämon hatte ihre bereits vorhandenen Gelüste, die Kara versucht hatte, in Schach zu halten, komplett fre i gelegt. Was für ein Mist! Sie hatte den Dämon erregt und er sie. Kara sah noch immer seine Augen vor sich. Sie waren so blau wie der Himmel an einem Sommertag. Und erst dieses verschmitzte Lächeln. Sie hatte gespürt, dass der Dämon sich an den Pakt hielt, keinen Engel zu vernichten. Er hatte allerdings mit anderen Mitteln g e kämpft, mit ziemlich unfairen. Er hatte seine Macht auf diese Weise demonstriert, und Kara hatte es gefallen, wehrlos und ausgeliefert in seinen starken Armen
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