Herzen im Feuer
und leg meine Abendgarderobe bereit.«
Betreten befolgte Ellen ihre Befehle.
»Vergiß nicht wieder, das Wasser zu parfümieren, du Trampel«, setzte María ihr weiter zu. »Und wehe dir, wenn es nicht heiß genug ist. Dann verkaufe ich dich an eines der Häuser an den Docks. Die Matro- sen werden dich schon lehren zu gehorchen«, drohte sie, ohne von ihrem Schmuck aufzusehen. Sie sah nicht einmal, wie sich ihre einge- schüchterte Dienerin vor Angst die Hand auf den Mund preßte.
Als María schließlich den Kopf hob, stand Ellen immer noch wie angewurzelt da. »Was ist denn? Bist du aus Holz? Beweg' dich, Mäd- chen. Wenn du mir den heutigen Abend verpatzt, prügle ich dich grün und blau.« Erschrocken rannte das Mädchen aus dem Zimmer. Zufrie- den widmete María sich wieder ihren Juwelen und dem kommenden Abend.
»Schwesterherz!« rief Brendan ungeduldig vom Fuß der Treppe her. »Bist du endlich angezogen? Ich würde nämlich gerne noch vor dem Morgengrauen etwas in den Magen bekommen.«
Mara, die sich eine Etage höher befand, ignorierte sein Drängen und tupfte sich Parfüm hinter die Ohren und in die Vertiefung zwischen ihren Brüsten. Wie sehr sich doch ihr Leben verändert hatte, seit Brendan zurückgekehrt war. Seltsam, was ein Klumpen Metall alles ausrichten konnte. Denn darüber war Brendan eines Nachts gestolpert - einen großen Nugget im Wert von fünfundvierzigtausend Dollar.
Brendan war obenauf. Mara hatte ihn noch nie so glücklich gesehen - und so krank. Er hatte sein Glück mit seiner Gesundheit bezahlen müssen. Nässe und Kälte, exzessives Trinken und unregelmäßiges Es- sen hatten seinen fragilen Körper angegriffen. Aber Brendan weigerte
sich beharrlich, etwas kürzer zu treten, bis er wieder ganz gesund war. Er erfreute sich seines neuen Reichtums mit einer verschwenderischen Freigiebigkeit, die ihn bereits Tausende Dollar gekostet haben mußte.
Nicht, daß Mara Grund zur Beschwerde gehabt hätte, denn auch sie profitierte von seiner Großzügigkeit. Er hatte ihr eine komplette neue Ausstattung gekauft: Kleider und Mäntel, Hüte und Schuhe, Schmuck und auch hübschen Tand, der ihr ins Auge gefallen war. Mara machte sich Sorgen, denn sie war der Meinung, sie sollten sich das Geld zurücklegen. Aber Brendan zuckte nur mit den Achseln und versi- cherte ihr, daß er im Notfall einfach neues Gold suchen würde.
Bloß in ein er Hinsicht hatte sie sich gegen ihn durchsetzen können. Sie hatte sich standhaft geweigert, aus Jennys Pension auszuziehen. Er hatte sich im St. Francis, dem besten Hotel der Stadt, eingemietet, aber Mara war der Überzeugung, daß Paddy sich dort nicht wohl fühlen würde. Außerdem hatte der Junge in Jennys Söhnen neue Freunde gefunden. Und schließlich zog Mara es vor, nicht allzu auffällig in Erscheinung zu treten, denn die Erinnerung an ihre letzte Begegnung mit Nicholas Chantale war noch zu frisch.
Brendan hatte ohne große Proteste eingewilligt, denn insgeheim war er froh, daß er sich nicht um Paddy zu kümmern brauchte. Trotzdem blieb er mit seiner Familie in Verbindung. So bestand er darauf, daß Mara mehrmals in der Woche mit ihm zu Abend speiste. Schließlich war sie immer noch seine engste Vertraute und seine liebste Tischdame.
Heute war wieder so ein Abend. Und es war ihnen sogar gelungen, Jenny einzuladen, die sich zuerst standhaft geweigert hatte. Sie hatte sich wortreich gewehrt und behauptet, daß eine einfache Farmerstoch- ter wie sie kein angemessener Umgang für die O'Flynns sei. Aber wenn sich die O'Flynns einmal etwas in den Kopf gesetzt hatten, half aller Widerstand nichts, wie Jenny am eigenen Leibe erfuhr. Schließlich zog sie sich zum Abendessen um, als hätte es nie auch nur einen Zweifel daran gegeben, daß sie mitkommen würde.
Mara drehte sich um und betrachtete Jenny kritisch. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie feststellte, welche Verwandlung das neue Kleid und die neue Frisur bewirkt hatten. Jenny war wirklich schön. Und vielleicht hatte ihr gerade das Angst gemacht, dachte sich Mara, während sie beobachtete, wie Jenny sich scheu im Spiegel betrachtete und ihre Augen jedesmal groß wurden, sobald sie sich erblickte.
»Jetzt sehen Sie ja selbst«, erklärte Mara, »daß das blaue Seidenkleid mir überhaupt nicht stehen würde. Es paßt wunderbar zu Ihren Au- gen.« Das Kleid war extra für Jenny angefertigt worden, aber das durfte sie nie erfahren. Es stand ihr ausgezeichne t. Drei Volants
Weitere Kostenlose Bücher