Herzen im Feuer
dir unterhalten - das ist alles. Ich gebe dir mein Wort als Ehrenmann«, versprach er höhnisch grinsend.
»Und wie viele Tote haben sich auf dein Wort verlassen?« fragte Mara, bemüht, sich ihre Angst und Abscheu nicht anmerken zu lassen.
»Ach, ma chérie, du bist wirklich gemein zu dem guten Jacques, dabei möchte ich nur nett zu dir sein. Jetzt komm, wir wollen keine Zeit verlieren. Der Graf wird so schnell ungeduldig.« Er lenkte ihre Auf- merksamkeit auf den Grafen, der nur wenige Schritte von ihnen ent- fernt wartete. Er sah Mara mit Eiseskälte an.
»Und einen Rat noch, ma chérie. Glaube nicht, daß der Graf wegen seiner gebrochenen Hand nicht arbeiten kann. Er ist auch mit seiner Linken sehr geschickt, und er ist sehr böse auf dich - so wie auf deinen großen Freund.«
Mara blieb keine Wahl. Die Menschenmenge hatte sich zerstreut, und sollte sie versuchen, einen Passanten um Hilfe zu bitten, würde Jacques sie irgendwie daran hindern. Schon fühlte sie, wie sich sein Griff unter ihren Rippen verstärkte, und sie wußte, daß er nicht zögern würde, das Messer zu gebrauchen, das in seiner anderen Hand auf- blitzte.
Jacques nickte dem Grafen zu, der sich daraufhin zu ihnen gesellte.
Schnell eilten sie über den Gehsteig. Schon nach kurzer Zeit bogen sie in eine kleine Gasse ein, wo Jacques ihnen die Seitentür eines Gebäudes öffnete.
»Ich werde dich führen, ma chérie«, erbot sich Jacques galant. Er führte Mara die Treppe hinauf, seinen Körper dicht an ihren gedrängt. Sein heißer Atem strich über ihren Nacken, und er feixte sie heimtük- kisch an. »Wir sind da, ma chérie«, sagte er leise lachend und öffnete mit großer Geste die Tür.
Mara mußte blinzeln, denn die überladene Ausstattung des Zimmers raubte ihr fast den Atem. Es überraschte sie kaum, Molly O'Flynn hier vorzufinden, die, in ein rosafarbenes Neglige gehüllt, auf einer Chaise- longue lagerte. Molly strich sich lasziv eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. Dann schaute sie auf und lächelte einladend.
»Meine Liebe, wie außerordentlich freundlich von dir, meine Einla- dung anzunehmen«, begrüßte sie Mara mit giftiger Ironie. Dann zog sie die Beine unter ihren Körper und tätschelte einladend das Polster. »Setz dich doch, Mara. Nach so vielen Jahren haben wir uns bestimmt eine Menge zu erzählen. Mein Mädchen macht uns gerade Tee. Du mußt ja vollkommen durchgefroren sein. Ich bestehe darauf, daß du eine Tasse mit mir zusammen trinkst.«
Mara musterte Molly mißtrauisch und ignorierte ihre Einladung, sich zu setzen. »Was willst du, Molly?«
Mollys Augen wurden schmal, und ihr Lächeln verzerrte sich zu einem höhnischen Grinsen. »Du hast nie lang um den heißen Brei herumgeredet, wie, Mara? Früher brauchte ich nur mit dem Finger zu schnippen, schon kamst du angelaufen und hast darum gebettelt, mir helfen zu dürfen. Du warst so ein süßes Mädchen. Was ist bloß aus dir geworden?«
»Ich bin erwachsen geworden, Molly. Ich habe die Welt gesehen«, antwortete Mara geradeheraus. »Und ich kann zwischen Kieseln und Diamanten unterscheiden.«
Mollys Lippen wurden schmal. Sie schleuderte Jacques zornige Blitze aus ihren Augen zu, als sie ihn kichern hörte. »Brendan und du, ihr seid euch schon immer besonders komisch vorgekommen. Schade, daß ihr nicht auch Verstand hattet. Deshalb habe ich Brendan verlassen - er war der geborene Verlierer.«
»Eine weise Entscheidung, Molly. Brendan wäre deiner ohnehin bald überdrüssig geworden«, antwortete Mara gelangweilt und schaute
sich mit unverhülltem Ekel in dem geschmacklos eingerichteten Zim- mer um. Tatsächlich suchte sie nach einem Fluchtweg. »Er konn te Frauen ohne Hirn und Stil nie ausstehen.«
Molly schwang ihre Füße auf den Boden und gestattete dem Grafen wie auch Jacques einen ungehinderten Blick auf ihre Schenkel. Mara wurde rot, als sie merkte, daß Molly nichts unter ihrem Neglige trug.
»Na schön, Mara. Du willst nicht, daß wir Freunde werden? Du bist also eine von diesen hochwohlgeborenen O’Flynns und etwas Besseres als ich?« fauchte Molly und kam auf Mara zu. »Auch ich bin eine O’Flynn. Oder hast du das vergessen? Als Brendan O’Flynns Witwe habe ich Anspruch auf sein Erbe.«
Mara gab sich gar keine Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken.
»Du findest das also lustig? Diese verdammten stolzen O’Flynns kann wohl gar nichts erschüttern. Sie haben nur Spott für ihre Feinde übrig. Mal sehen, ob du noch lachst, wenn ich meinen Sohn
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