Herzen im Feuer
zurückha- ben will, Mara O’Flynn!« schleuderte sie ihr entgegen. Ein haßerfülltes Grinsen verzerrte ihr Gesicht.
Mara verging das Lachen. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Ich lache nur, weil du wie üblich deinen Einsatz verpaßt has t, Molly. Im Ernst«, erklärte sie ihr eindringlich, »Brendan hat alles ausgegeben. Ich komme eben von der Bank. Es gibt kein Erbe, auf das du Anspruch erheben könntest.«
Molly blieb der Mund offenstehen. »Lüge!« schrie sie aufgebracht. Ihre Ungläubigkeit verwandelte sich in skrupellose Entschlossenheit, und sie fuhr gefährlich leise fort: »Du mußt mich wirklich für sehr dumm halten, wenn du annimmst, daß ich das glaube.«
»Es ist die Wahrheit«, antwortete Mara schlicht.
»Er hat tatsächlich viel Geld ausgegeben, María«, sagte Jacques, der sie mit dem Namen ansprach, unter dem er sie kennengelernt hatte.
»Halt den Mund! Du bist nicht gefragt«, kreischte sie und wandte ihm ihr zornrotes Gesicht zu.
»Du solltest auf ihn hören«, riet ihr Mara, die sich durch diesen Temperamentsausbruch nicht einschüchtern ließ.
»Das würde dir so gefallen«, schnarrte Molly. Vor Wut traten rote Flecken auf ihr Gesicht. »Ich soll glauben, daß er nichts hinterlassen hat, während du dir alles unter den Nagel reißt. Soviel kann er gar nicht ausgegeben haben. Ich habe gehört, er war mehr als hunderttausend Dollar schwer.«
»Soviel war es nie, und jetzt sind gerade noch tausend Dollar übrig«, versuchte Mara ihr klarzumachen, aber Molly packte sie bei den Schul- tern, grub ihre Fingernägel in das zarte Fleisch und rüttelte Mara wie von Sinnen.
»Verdammt noch mal! Wo ist das Geld? Wenn du es mir nicht verrätst, wird dich der Graf schon zum Sprechen bringen«, tobte Molly. Sie stierte der jüngeren Frau ins Gesicht und schleuderte sie dann von sich, so daß Mara gegen Jacques taumelte, der direkt hinter ihr stand.
Mara zuckte bei der Berührung zusammen und öffnete wütend ihre Handtasche, um nach dem kleinen Beutel zu suchen, den sie eben von der Bank geholt hatte.
Schließlich zog sie ihn aus der Tasche, zeigte ihn Molly, öffnete ihn mit einem bitteren Lächeln und schüttete Molly den Goldstaub ins Gesicht. Das kostbare Metall setzte sich auf ihren Wimpern und Wan- gen fest.
»Nimm doch das verfluchte Gold«, schrie sie. »Nimm es und weine, Molly. Weine goldene Tränen, denn mehr wirst du nicht bekommen. Wer immer nur von Wohlstand und Reichtum träumt, erntet doch nur Verzweiflung und Tod. Mehr ist auch Brendan nicht geblieben... ein kaltes Grab in einem fremden Land.«
Molly stand wie erstarrt vor ihr, Haar und Haut mit Gold bedeckt.
Erst als Jacques sich hinter ihr bewegte, wurde Mara klar, was sie eben getan hatte. Seine Hand krampfte sich in ihre Schulter, so daß sie sich nicht mehr bewegen konnte. Gleichzeitig kam Molly vor Wut schäumend auf Mara zu. Sie holte gerade zum Schlag aus, als sich eine Seitentür öffnete und ein junges, schmalgesichtiges Dienstmädchen eintrat. In ihren Händen hielt sie ein schweres Tablett mit einer silber- nen Teekanne, Tassen und Untertassen.
Molly wirbelte auf dem Absatz herum und schlug wutentbrannt dem Mädchen das Tablett aus den Händen. Ellen schrie vor Schmerz auf, als die kochendheiße Flüssigkeit ihr über Brust und Arme floß. Dann brach sie in Tränen aus und lief aus dem Raum. In dem Durcheinander lockerte Jacques d'Arcy seinen Griff, so daß Mara sich losreißen konnte. Im nächsten Augenblick war sie dem Mädchen durch den Seitenausgang gefolgt. Sie schlug die Tür hinter sich zu und verriegelte sie.
Dann schaute sie sich verzweifelt um. Sie war in einem Nebenzim
mer gelandet, das offensichtlich nur selten benutzt wurde, denn es war stickig, und auf den wenigen Möbeln lag Staub. Sie eilte ans Fenster und schaute hinaus. Direkt hinter dem Haus befand sich ein Gebäude mit niedrigerem Dach, das sie mit einem gewagten Sprung vielleicht errei- chen konnte.
Mara zögerte einen Moment, doch es gab keine Alternative. Sie öffnete eben das Fenster, als sie hinter einem großen Sessel jemanden wimmern hörte. Sie eilte hinüber und erblickte in der Dunkelheit hinter dem Möbel das Mädchen, dessen Auftritt ihr die Flucht ermöglicht hatte.
»Ist alles in Ordnung?« fragte Mara, die keine Zeit verlieren wollte. Das Mädchen schniefte, stand langsam auf und nickte.
Mara sah sich das bemitleidenswerte Wesen an. Wenn sie von Molly abhängig war, war das Leben für sie bestimmt eine Hölle. Mara grub
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