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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bin bald zurück. Und ich werde einen Arzt rufen«, versprach Mara und stand wieder auf. »Sie haben nichts mehr zu befürchten. Molly hat, was sie wollte.«
    »A-aber, Mara«, rief Jenny ihr nach, »sollen wir nicht lieber die Polizei rufen? Holen Sie den Schweden, er wird uns helfen. Mara! Kommen Sie zurück!« schrie sie, aber Mara war schon verschwunden.
    Mara blieb gegenüber Mollys Haus stehen und inspizierte die Fen- ster. Als sich nichts rührte, lief sie über die Straße und in die kleine Gasse neben dem Haus.
    Sie hielt den Atem an, als sie die Seitentür aufschob und ins Treppen- haus schielte. Drinnen roch es muffig. So leise wie möglich kletterte Mara die Treppen hoch, bis sie vor jener Tür stand, durch die sie erst gestern entkommen war.

Sie holte tief Luft, öffnete sie und schlich sich hinein. Dann runzelte sie die Stirn, weil ihr der Gedanke kam, daß die Entführer möglicher- weise gar nicht hier waren. Schnell durchquerte sie das Zimmer und lauschte an der Tür zu Mollys Schlafgemach. Es war nichts zu hören. Das Haus war zu ruhig. Sie zückte ihren Derringer und öffnete mit einem Schwung die Tür, deren Schloß beschädigt war. In Mollys Zim- mer war es dunkel und kalt.
    Mara ließ die Hand sinken und sah sich ratlos um. Das Haus war verlassen. Sie hatten Paddy nicht hierhergebracht. Und sie war so überzeugt gewesen, ihn retten zu können. Es war ihr gar nicht in den Kopf gekommen, daß er anderswo versteckt sein könnte.
    »Es ist niemand zu Hause.« Die Stimme kam aus der Dunkelheit hinter ihr, und Mara stieß einen Schreckensschrei aus. Dann drehte sie sich um.
    »Wer sind Sie? Wo ist Paddy? Was haben Sie mit ihm gemacht?« fragte Mara.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, aber ich habe gesehen, wie Sie drüben gewartet haben. Ich habe Sie gleich wiedererkannt.« Ellen stand am anderen Ende des Zimmers. Dann lächelte sie und sagte: »Ich habe gehört, daß sie den kleinen Jungen in ein Lagerhaus an den Docks bringen wollten.«
    »Haben Sie auch gehört, in welches Lagerhaus?« fragte Mara ängst- lich, da sie an die endlosen Reihen einfacher Schuppen am Hafen dachte.
    Ellen schüttelte den Kopf. Aber plötzlich trat ein Licht in ihre glanzlosen Augen: »Aber einer hat gedroht, den Kleinen in ein Nagel- faß zu stecken, falls er Schwierigkeiten macht.«
    Mara bedankte sich bei dem bemitleidenswerten Wesen, eilte aus dem Haus und hastete weiter in Richtung Portsmouth Square. Sie mußte den Schweden finden. Er mußte ihr helfen; er würde Paddy retten. Dann fielen ihr Nicholas' letzte Worte ein, als er sie in den Armen des Schweden überrascht hatte.
    Nicholas hatte gesagt, er würde den Schweden wohl nicht bei Del- monico's sehen. Kurz darauf rannte sie über die Plaza und die Merchant Street zur Montgomery Street hinunter, wo das Delmonico's lag.
    Das Restaurant war so voll wie bei ihrem letzten Besuch. Sie schaute sich aufgeregt um, konnte aber weder den Schweden noch Nicholas irgendwo entdecken. Enttäuscht wollte sie schon wieder gehen, da sah

sie einen Ober, der eine Flasche Champagner in einen Eiskübel stellte. Mit dem Mut der Verzweiflung ging sie zu ihm hinüber.
    »Haben Sie einen großen blonden Mann gesehen? Man nennt ihn den Schweden. Ich muß ihn unbedingt finden. Es ist wirklich sehr wichtig«, erklärte ihm Mara.
    Der Ober wischte seine Hände an einem feinen Leinentuch ab und beäugte sie herablassend. Dann ließ er sie hoheitsvoll wissen, daß er den Gesuchten nicht kenne. Mara knirschte vor Wut fast mit den Zähnen, als er sich gleich darauf wieder abwandte und mit seiner Arbeit fortfuhr.
    »Kennen Sie dann vielleicht zufällig einen Herrn namens Nicholas Chantale? Ich bin mit ihm zum Essen verabredet, und er wartet nicht gern«, log Mara in einem letzten verzweifelten Versuch.
    Der Ober drehte sich wieder um, ein weltkluges Lächeln auf dem Gesicht, das Mara am liebsten herausgeprügelt hätte. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, Mademoiselle? Monsieur Chantale speist oben in unseren Separees. Sie haben den falschen Eingang benutzt«, belehrte er sie hochnäsig. Er schnippte mit den Fingern, und ein Pikkolo eilte herbei. »Führen Sie diese Dame zu Monsieur Chantale«, befahl er mit einer diskreten Geste in Richtung einer Hintertür.
    Mara folgte dem Pikkolo die Treppe hinauf in einen schwach beleuch- teten Gang. Hier konnte ein Mann in aller Ruhe mit der Dame seines Herzens speisen und später auf den weichen Sofas ungestört den Nach- tisch

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