Herzen im Feuer
genießen.
Mara wartete nervös hinter dem Ober, der diskret anklopfte. Ihre Angst um Paddy ließ sie vergessen, wie unangene hm es ihr war, Nicholas noch einmal unter die Augen zu treten. Auch wenn er sie haßte, konnte er ihr wenigstens verraten, wo sich der Schwede aufhielt.
Mara hörte, wie Nicholas' tiefe Stimme sie hereinbat. Sie trat ein, und die Tür schloß sich hinter ihr. Nicholas Chantale schaute sie ungläubig an.
In ihrem schweren Mantel und mit der Haube war Mara entschieden zu warm angezogen. Hinter Nicholas räkelte sich eine spärlich beklei- dete und verträumt dreinblickende Blondine auf den bordeauxroten Kissen des Sofas, ein Glas Champagner in der Hand. Ihr Blick wurde kalt, als sie Mara entdeckte.
»Wer zum Teufel ist das?« wollte sie zornig wissen und zwängte sich in ihr Mieder. »Du hättest mir wirklich sagen können, daß du noch Besuch von deiner Frau erwartest!«
Nicholas lachte lauthals und kam auf Mara zu. »Eigentlich müßte ich überrascht sein, dich hier anzutreffen, aber da ich dich kenne, bin ich es nicht«, bemerkte er leise. »Was zum Teufel willst du hier? Du suchst doch nicht etwa nach dem Schweden? Es überrasc ht mich, daß er dir überhaupt entwischt ist. Du verlierst dein Fingerspitzengefühl.«
»Es ist mir vollkommen gleichgültig, was du glaubst, Nicholas. Ich muß den Schweden finden, denn nur er kann mir helfen«, schluchzte Mara, die Fäuste fest geballt. »Jacques und der Graf haben Paddy gekidnappt. Sie halten ihn in einem Lagerhaus an den Docks gefangen. Ich muß ihn befreien, Nicholas. Molly glaubt mir nicht, daß Brendan das ganze Geld ausgegeben hat. Ich habe nichts, was ich ihr geben könnte. Ich weiß nicht, was sie tun wird, wenn sie das herausfindet«, sprudelte es aus ihr heraus. »Wo ist der Schwede? Verdammt noch mal, Nicholas, sag es mir!« schrie sie verzweifelt und begann mit den Fäusten auf ihn einzutrommeln.
Nicholas packte ihre Arme und hielt sie von sich. Er starrte in ihr angstverzerrtes Gesicht und versuchte, darin die Wahrheit zu lesen. Sie hatte ihn so oft angelogen, daß er nicht wußte, was er glauben sollte.
»Nicholas«, flehte Mara. »Bitte! Hilf mir. Ich tue alles, was du willst, aber bitte, bitte, hilf mir.«
Nicholas blickte ihr noch einen Moment lang in die Augen und nickte dann bedächtig. »Gut. Ich glaube dir, Mara. Gehen wir zum Schweden«, erklärte er gleich darauf. Er nahm seinen Mantel und seine Weste und ging zur Tür.
»He! Was ist mit mir? Du bist mir ja ein schöner Gentleman, eine Dame mitten beim Essen allein zu lassen! Ich hätte gute Lust«, begann die Blondine, verstummte aber, als Nicholas ihr einen Beutel in den Schoß warf.
»Dafür, daß ich Ihre wertvolle Zeit in Anspruch genommen habe, Mademoiselle«, entschuldigte er sich galant. Dann zog er Mara hinter sich her in den Gang und eine Tür weiter. Ohne anzuklopfen stürmte er hinein und ließ Mara draußen stehen.
Sie wollte sich schon lautstark beschweren, dann aber fiel ihr ein, in welcher Verfassung sich Nicholas' Tischdame befunden hatte. Sie hörte Stimmen hinter der Tür, die eine Sekunde später geöffnet wurde. Dann standen Nicholas und der Schwede vor ihr.
»Sie haben sich nichts getan, Mara?« fragte der Schwede besorgt,
nahm ihren Arm und führte sie über die Hintertreppe auf die Straße hinaus. »Stimmt es, daß Paddy entführt wurde?«
Mara nickte nur. Dann wurde sie in eine Kutsche geschoben, die Nicholas angehalten hatte. Nachdem sie sich zwischen Nicholas und dem Schweden auf dem Sitz niedergelassen hatte, erkundigte sich der Schwede: »Was ist passiert, Mara?«
»Ja, würdest du mir verraten, in was ich hier eigentlich verwickelt werde?« fragte auch Nicholas. »Du warst ein wenig verwirrt, als du mich beim Essen störtest.«
»Molly steckt hinter der ganzen Geschichte. Sie war Brendans Frau, hat uns aber Vorjahren verlassen. Paddy ist ihr Sohn. Wir dachten, wir würden sie nie wiedersehen, bis wir ihr vor ein paar Wochen hier in San Francisco begegneten. Sie wollte Geld von Brendan und drohte, Ge- rüchte über uns in der Stadt zu verbreiten, falls er sich weigern würde zu zahlen. Dann starb Brendan, und er war kaum unter der Erde, als sie schon sein Erbe verlangte. Aber Brendan hat alles ausgegeben.«
»Das heißt, Sie besitzen nichts mehr?« fragte der Schwede verwun- dert.
»Kaum etwas. Das meiste habe ich für unsere Schiffskarten ausgege- ben. Ich war vollkommen verzweifelt. Natürlich würde sie niemals glauben,
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