Herzen im Feuer
gehen?«
»Ich will auch mitkommen!« rief Paddy und kam zurückgelaufen. Seine Schuhe waren schlammbedeckt, und über seine Wange und seine Nase zog sich ein Schmutzstreifen, den er dort hinterlassen hatte, als er sich die Nase abwischen wollte.
»Ich hab' keine Lust, den ganzen Tag allein hier rumzusitzen«, verkündete Jamie. Sie nahm Paddys Hand und marschierte los.
Sie gingen die schmale Straße entlang, die durch das kleine Wäldchen am Flußufer führte. Mara zog sich ihr Cape fester um die Schultern, denn die Luft war kühl. In der Ferne waren Wildgänse zu hören.
Nicholas deutete auf einen hohen Baum, der abseits des Waldgürtels an der Straße stand. »Die Platane dort steht schon auf unserem Besitz. Es ist nicht mehr weit.«
Sie kamen um eine Kurve und hielten abrupt inne. Vor ihnen saß eine einsame Gestalt auf einem edlen Pferd, die sie anscheinend erwartete.
Nicholas musterte das kleine Mädchen, das ohne Sattel auf dem riesigen Braunen hockte. Ihr feines hellbraunes Kleid glänzte mit den langen roten Zöpfen um die Wette. Sie saß mit der Lässigkeit einer erfahrenen Reiterin auf dem Roß, unter dem schmutzigen Saum ihres Kleides ragten nackte Beine heraus, und eine Hand hatte sie tief in die Tasche ihrer blauen Samtjacke geschoben, während sie von ihrem Po- sten aus die kleine Gruppe beobachtete, die sich ihr näherte.
»Wir haben es nicht gern, wenn Fremde sich ohne unsere Erlaubnis auf unserem Land aufhalten«, verkündete sie plötzlich. Die Kinder- stimme schallte über die ruhige Landschaft.
»Und woher willst du wissen, daß ich ein Fremder bin, Kleine?« gab Nicholas leichthin zurück.
Das Mädchen gab ihrem Pferd die Fersen, um es zu wenden und diesen unverschämten Eindringling besser in Augenschein zu nehmen.
»Ich kenne Sie nicht«, tönte sie arrogant und warf mit einer verächtli- chen Kopfbewegung einen Zopf über ihre Schulter. Aber ihre graugrü- nen Augen verengten sich mißtrauisch, während sie Nicholas musterte. »Und da wir keine Gäste erwarten, drehen Sie am besten sofort wieder um.«
»Früher war Beaumarais für seine Gastfreundschaft berühmt«, wi- dersprach er ihr.
Das Mädchen richtete sich kerzengerade auf, hob ihr Kinn und starrte auf Nicholas herab. »Was wissen Sie denn von der Gastfreund- schaft auf Beaumarais? Ich bezweifle, daß Sie je in ihren Genuß gekom- men sind«, urteilte sie.
»Ist das dein Pferd?« Paddy hatte das Tier keine Sekunde lang aus den Augen gelassen.
Das Mädchen schaute auf den kleinen Knaben herab, der seinen Neid nicht verhehlen konnte. Sie lächelte hochmütig. »Er gehört mir. Er heißt Hexer, und nur ich darf ihn reiten. Er ist das schnellste Pferd in der ganzen Gegend - vielleicht in ganz Louisiana«, behauptete sie.
»Eine Menge Pferd für so eine kleine Reiterin«, kommentierte Ni- cholas gänzlich unbeeindruckt.
»Sie glauben wohl, ich gebe an, wie?« Sie schaute ihn herausfordernd an. »Ich werde Ihnen zeigen, wer hier ein Angeber ist und wer nicht, Monsieur!«
Sie schenkte Nicholas noch einen verächtlichen Blick, wendete das Pferd und galoppierte die Straße hinunter. Schließlich verließ sie die Straße und nahm ein hohes Gatter ins Visier, das in einem Zaun angebracht war.
Mara beobachtete Nicholas, der die Vorführung aufmerksam ver- folgte. Die roten Zöpfe wirbelten durch die Luft, als der große Braune über das Gatter setzte. Es war reichlich Platz zwischen seinen Hufen und dem Holz. Nicholas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und Mara ahnte, wie wütend er war.
Wieder flogen die Hufe über das Gatter, aber diesmal war der Ab- stand merklich geringer. Das Mädchen zügelte ihr Pferd direkt vor Nicholas und erwartete offensichtlich ein Lob.
»Freu dich an ihm, solange du ihn noch hast«, versprach ihr Nicholas kalt. »Eine verantwortungslose Närrin wie du sollte höchstens auf einem Pony sitzen dürfen.«
Die kleine Närrin starrte mit offenem Mund auf den Fremden herab. Noch niemand hatte es gewagt, so mit ihr zu sprechen. Zwei hektische rote Flecken traten auf ihre Wangen, und dann konnte sie ihre Wut nicht mehr zügeln: »Sofort runter von unserem Grund! Sie haben hier nichts zu suchen, wer immer Sie auch sind!« kreischte sie.
»Und wer bist du?« erkundigte sich Nicholas mit falscher Freund- lichkeit.
»Ich bin Damaris de Montaigne-Chantale. Wer sind Sie?« erwiderte sie ruppig seine Frage.
Nicholas lächelte. »Ich bin Nicholas de Montaigne-Chantale.«
Die Hände des kleinen
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