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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Mädchens krampften sich um die Zügel, und das Pferd begann nervös zu tänzeln, als es spürte, wie unruhig seine Reiterin geworden war.
    »Nun, ma petite demi-soeur«, sagte Nicholas jetzt fast freundlich, »bin ich jetzt auf Beaumarais willkommen?«
    Über Damaris' Gesicht huschte für einen winzigen Augenblick ein Lächeln. »Einige werden dich vielleicht willkommen heißen«, antwor- tete sie vieldeutig. Plötzlich wirkte sie sehr erwachsen.
    »Und du?«
    Damaris zuckte mit den Achseln. »Ich habe mich noch nicht ent- schieden. Und wer ist das? Deine Frau? Ist der Junge dein Sohn?« erkundigte sie sich neugierig, während sie Mara und Paddy von ihrer hohen Warte aus begutachtete.

»Du stellst eine Menge sehr intimer Fragen«, wies Nicholas sie zurecht.
    »Wer nicht fragt, kriegt keine Antwort«, belehrte sie ihn mit kindli- cher Logik.
    »Vielleicht kriegst du auch so keine Antworten«, warnte sie Nicho- las.
    »Soll ich zum Haus reiten und eine Kutsche holen?« bot ihm Dama- ris an, um das Thema zu wechseln.
    »Nein. Wenn ich mich recht erinnere, ist es nicht mehr weit. Oder möchtest du warten?« fragte er Mara, die den Wortwechsel zwischen Bruder und Schwester mit wachsender Erheiterung verfolgt hatte.
    »Nein, keinesfalls«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Ich unterhalte mich prächtig«, fügte sie hinzu. Ihr Blick ließ keinen Zweifel daran, worüber sie sich amüsierte.
    »Woher kommen Sie?« fragte Damaris Mara. »Sie klingen nicht wie die Amerikaner aus New Orleans.« Sie ritt neben den Wanderern her.
    »Ich komme aus Irland«, verriet Mara ihr.
    »Bist du dort die ganzen Jahre gewesen?« wandte sie sich gleich an Nicholas.
    »Ich war überall«, antwortete Nicholas vage.
    »Wir kommen gerade aus Kalifornien«, mischte sich Paddy ins Ge- spräch. »Und Onkel Nicholas ist sehr reich. Reicher als du, wette ich«, ergänzte er stolz. Er drängte sich an die Seite seines großen Freundes und versuchte, ebenso große Schritte zu machen wie jener.
    In Damaris' Aug en blitzte Zorn auf, als sie auf Paddys Matrosen- mütze hinunterstarrte. »Wir haben eine Menge Geld und ein großes Haus. Ihr auch? Warum nennst du ihn Onkel? Du bist doch gar nicht mein Cousin, oder?« verlangte sie Auskunft.
    »Nein, aber ich habe ihm erlaubt, mich Onkel zu nennen«, antwor- tete Nicholas an Paddys Stelle.
    Damaris dachte über diese Antwort nach. Sie verstand nicht, in welchem Verhältnis die Fremden zueinander standen. Sie begann, Mara von Kopf bis Fuß zu mustern, ohne irgendwelche Hemmungen zu zeigen. Dann studierte sie Nicholas ebenso gründlich, bis sie zu einem Schluß gekommen zu sein schien.
    »Sie ist zu schön, um deine Frau zu sein«, erklärte sie schlicht. »Ist sie deine Geliebte?«
    Jamie verschluckte sich vor Schreck und lenkte mit ihrem Husten

Paddy von dem Geschehen ab. Mara fühlte, wie sie selbst rot anlief. Schon ein Kind konnte sie verletzen, Nicholas' Lippen waren nur noch ein dünner Strich.
    »Entschuldige dich bei der Dame, Damaris«, befahl er mit mühsam beherrschtem Zorn. Zum erstenmal in ihrem Leben fürchtete sich Damaris vor jemandem. Sie sah, daß die schöne Frau errötet war, und murmelte schuldbewußt: »Verzeihung, Mademoiselle. Ich wollte nie- mandem zu nahe treten.« Dann trieb sie ihr Pferd an und galoppierte ihnen voran bis an die baumbestandene Einfahrt. Vor dem Tor zügelte sie ihr Pferd und erwartete sie.
    Nicholas' Schritt schien sich zu beschleunigen, als sie sich der Auf- fahrt näherten. Paddy und Jamie trippelten aufgeregt mit ihren kurzen Beinen hinter ihm her, und auch Mara begann größere Schritte zu machen, da sich Nicholas' Aufregung auf sie übertrug.
    Direkt am Fuß der langen, herrschaftlichen Auffahrt blieb Nicholas stehen. Alte, ehrwürdige Eichen bildeten ein Dach über dem breiten Weg, der zum Haus führte. Es war genau, w ie Nicholas es beschrieben hatte, doch die stuckverzierten Mauern strahlten eine eigentümliche Traurigkeit aus, die man nicht beschreiben konnte. Glänzend weiße Läden rahmten die hohen Fenster unter der breiten Galerie ein, die um das Haus herumführte. Sec hs weiße Säulen schmückten die Front und trugen den hohen Giebel, der sich stolz über die Baumwipfel erhob.
    »Beaumarais«, flüsterte Nicholas fast hingebungsvoll, als er seine Geburtsstätte sah.
    »Du warst lange fort«, durchbrach Damaris' Kinderstimme die Stille, die sich über die kleine Gruppe gesenkt hatte. »Ich war noch nicht mal geboren, als du fort bist«, sagte sie

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