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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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und langweilig.
    Mara faßte in den Beutel mit Süßigkeiten, holte das letzte Bonbon heraus und legte es in Paddys ausgestreckte Hand. »Es ist das letzte, also genieße es.«
    Endlich zog sie ihren Mantel aus, legte ihn zusammen mit ihrem Muff und ihrer Haube auf die Koje und schlang sich einen Wollschal um die Schultern. Die kalte Feuchtigkeit des Meeres schien alles zu durchdringen, so daß ihr nie richtig warm wurde. Dann versuchte sie, es sich auf der harten Matratze bequem zu machen.
    Sie zog eine große, mit Stoff ausgeschlagene Tasche heran, kramte darin herum und holte schließlich einen silbernen Handspiegel heraus. Leidenschaftslos und distanziert musterte sie ihr Gesicht. Ihr Antlitz war nicht gerade klassisch zu nennen, aber es war schön, und sie war stolz darauf. Und sie wußte ihre Schönheit einzusetzen. Männer wur- den unwiderstehlich von ihr angezogen. Sie konnten ihre Lust nur mit Mühe zügeln, wenn Mara einmal die Kokotte spielte, ihre größte Rolle. Dann gestattete sie ihren Verehrern den Zutritt in ihre Garderobe, wo sie in einem bunten seidenen Morgenmantel, der ihre schmale Taille und ihre festen Brüste betonte, vor dem Spiegel saß. Sie trug ein wenig Rouge auf ihre zarten Wangen auf oder kämmte ihr langes Haar, das endlich einmal offen über ihre Schultern floß. Als wäre sie sich der hungrigen Blicke gar nicht bewußt, stand sie schließlich auf, rekelte sich und begann auf und ab zu gehen, so daß ihr Haar mit dem Schwung ihrer Hüften hin und her flog, während unter dem Rock ihre seidenbe- strumpfte Wade hervorblitzte.
    Mara fühlte keine Reue diesen Männern gegenüber. Es machte ihr

auch nichts aus, daß Brendan die Frauen ebenso verletzte wie sie die Männer. Sie merkte nicht, daß sie beide in dem Wunsch, sich zu rächen, längst zu Opfern ihrer eigenen Erinnerungen geworden waren. Mara unterschied nicht zwischen den Geschlechtern - nur zwischen starken und schwachen Menschen.
    Doch als Mara wieder in den Spiegel blickte, schauten sie zwei vorwurfsvolle blaue Augen an. Sie kniff die Lider zusammen und wandte den Kopf ab, um das Bild dieses Jungen abzuschütteln. So weit hatte sie nicht gehen wollen. Wie hätte sie ahnen können, daß er sich erschießen würde? Die Männer, mit denen sie es normalerweise zu tun gehabt hatte, waren älter und reifer gewesen - wenn auch genauso töricht - und wären niemals auf den Gedanken gekommen, sich wegen einer Frau umzubringen. Sie wußte nicht einmal mehr, wie der junge Mann geheißen hatte oder wie sein Gesicht aussah. Nur diese verzwei- felten blauen Augen verfolgten sie seitdem. Da sie London gleich am nächsten Tag verlassen hatten, wußte Brendan nichts von der Sache. Das war nur gut so, denn er hatte sie oft davor gewarnt, zu weit zu gehen. Wenn sie nur vergessen könnte. . . aber es gelang ihr nicht. Ständig kam ihr in den Sinn, daß sie einen Mann - einen Jungen - getötet hatte, der kaum älter gewesen war als sie selbst. Und sie war damals gerade achtzehn gewesen. Mit einem leisen Fluch schob Mara den Spiegel zurück in die Tasche. Sie hatte auch so genug Probleme.
    Das Problem, das sich ihnen jetzt stellte, konnte sie nicht einmal mehr beeinflussen, dachte Mara mit wachsender Verzweiflung. Sie fragte sich, wie um alles in der Welt Brendan annehmen konnte, mit diesem lächerlichen Plan durchzukommen. Was war, wenn man den Betrug aufdeckte? Was würde dann mit ihnen geschehen? Don Luís würde sicher nicht zu ihnen halten, wenn man ihre wahre Identität enthüllte. Im Gegenteil, er würde die O’Flynns am allerheftigsten als Betrüger anklagen, um sich auf diese Weise reinzuwaschen. Aber hat- ten sie denn überhaupt eine andere Wahl? Brendan hatte ihr gesamtes Geld verspielt. Sie waren am Ende. Warum sollte sie es also nicht tun? Sie war schließlich eine Schauspielerin! Sie hatte schon schwierigere Rollen übernehmen müssen. Sie würde nur ihr Englisch ein wenig aufpolieren müssen - und lernen, ihre Zunge im Zaum zu halten, wenn sie als wohlerzogenes englisches Fräulein gelten wollte.
    Sie würde es schaffen, das schwor sich Mara, als sie zu Paddy hin- überblickte, der im Bett hockte und mit seinen Zinnsoldaten spielte.

Paddy war das einzig Gute, was den O’Flynns seit langer Zeit wider- fahren war, auf jeden Fall aber das einzig Gute an Brendans kurzer Ehe. Mara hatte sich immer gefragt, warum Brendan Paddys Mutter eigent- lich geheiratet hatte, denn er war nicht gerade ein begeisterter Ehe- mann. Wie oft hatten

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