Herzen im Feuer
Verfall. Unten drang Licht aus einem der Zim- mer. Anscheinend unterhielt sich Nicholas immer noch mit Celeste.
Mara seufzte. Sie fühlte sich seltsam mutlos, als sie in ihr Zimmer zurückkehrte, und sie bibberte vor Kälte. Schnell schlug sie die Decke zurück und kletterte ins Bett. Es war die erste Nacht seit langem, die sie ohne Nicholas' warmen Körper neben sich verbringen mußte, und sie fragte sich, ob es die erste von vielen anderen sein würde.
Zweifel sind grausamer als die schlimmsten Wahrheiten
MOLIÈRE
Kapitel 13
Mara räkelte sich im Bett, gähnte selig und kuschelte sich tiefer unter die Decke. Hinter der Tür hörte sie Porzellan klappern, dann wurde vorsichtig angeklopft, und eine junge Negerin trat, mit einem Tablett beladen, ein.
»Morgen, Mademoiselle. Ich heiß' Belle, und wenn Sie irgendwas brauchen, dann rufen Sie mich einfach.« Sie sprach ruhig und lächelte schüchtern, während sie das Tablett neben dem Bett abstellte. Sie fand Maras Bettjacke und half Mara, die sich inzwischen aufgesetzt hatte, hinein. Sie stutzte kurz, als sie Maras nackte Schultern bemerkte.
Mara lächelte trocken, denn bestimmt würde spätestens mittags das ganze Haus wissen, daß die junge Freundin von Master Nicholas ohne Nachthemd schlief.
»Vielen Dank, Belle«, sagte Mara, als das junge Mädchen das Tablett auf ihren Schoß stellte und auf weitere Instruktionen wartete. »Weißt du, ob mein Neffe und sein Kindermädchen schon auf sind?« fragte
Mara und nippte vorsichtig an dem dampfenden Kaffee.
»Master Paddy spielt draußen mit der jungen Miss Damaris, und Ihr Kindermädchen«, fuhr Belle fort und schüttelte entrüstet den Kopf, »also sie hat mir gestern ständig Befehle gegeben, als ich Ihr Bett gemacht hab'. Ich soll dies da so falten und das dorthin tun, in einem fort. Wahrscheinlich glaubt sie, ich bin unter Wilden aufgewachsen«, beschwerte sie sich beleidigt.
Mara lächelte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie die kleine Irin diese große, kräftige Schwarze herumzukommandieren versuchte. »Sie
müssen Jamie verzeihen, aber sie arbeitet schon so lange für meine Familie, daß sie ein bißchen eigen ist«, beschwichtigte sie Belle.
Belle wollte das Zimmer gerade wieder verlassen, als Mara würgte, erbleichte und mit aller Kraft versuchte, das Essen in ihrem Magen zu behalten. Blitzschnell schnappte Belle sich die Waschschüssel und hielt sie Mara unters Kinn.
»Oh, verdammt«, fluchte Mara, lehnte sich in die Kissen zurück und wartete darauf, daß die plötzliche Übelkeit nachließ. Sie lächelte dankbar, als sie das feuchte Tuch spürte, daß Belle ihr auf die Stirn legte. »Es ist alles in Ordnung. Es überkam mich einfach«, sagte sie verwirrt.
Belle nickte weise. »Es is' 'ne Schande, aber da müssen viele Frauen durch, wenn sie 'n dicken Bauch kriegen.«
Mara wurde gleich noch einmal schlecht. Ihre schlimmsten Be- fürchtungen, jene, die in Betracht zu ziehen sie sich stets geweigert hatte, wurden wahr. Sie konnte es nicht länger leugnen.
Sie trug Nicholas' Kind. Schon letzten Monat hatte sie den Ver- dacht gehabt, aber sie hatte immer noch gehofft, daß sie sich irrte. Aber jetzt konnte sie das Wachstum ihrer Brüste und die zunehmende Fülle ihrer Hüften nicht länger ignorieren.
»Versprich mir, daß niemand in diesem Haus davon erfährt. Ver- stehst du, Belle, niemand darf das wissen«, flehte Mara sie an. »Schwöre es mir.«
Belles gerunzelte Stirn glättete sich. »Ich kann ein Geheimnis für mich behalten, Mademoiselle, im Gegensatz zu manchen anderen«, versicherte sie Mara. »Sie können Belle vertrauen.«
Nachdem Belle das Zimmer verlassen und das fast unberührte Frühstück mit sich genommen hatte, sank Mara erschöpft in die Kis- sen zurück und kreuzte die Arme über der Brust.
Nicholas' Kind. Er hatte ihr ein Kind gemacht, und plötzlich wurde Mara wütend auf ihn. Warum mußte sie allein für ihre gemeinsamen Freuden büßen? Warum wurde sie gebrandmarkt, als sollte sie für ihre Sünden bestraft werden? Nächsten Monat - ihren Berechnungen nach der vierte Monat der Schwangerschaft - würde sie »dick werden«, wie Belle es ausgedrückt hatte, und dann würden es alle erfahren.
Wie würde Nicholas auf die Nachricht reagieren, daß sie sein Kind trug? Nein, beschloß Mara entschieden, Nicholas durfte nichts davon erfahren. Sie würde das nicht zulassen. Es wäre ihre endgültige Nie-
derlage. Vielleicht würde er sie sogar bemitleiden, und das könnte sie
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