Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
nicht ertragen. Nicht von Nicholas. Und was wäre, wenn er aus irgend- einem perversen Ehrgefühl heraus um ihre Hand anhielte? Könnte sie das akzeptieren? Mara schloß traurig die Augen, denn sie wußte, daß Nicholas niemals derart heuchlerisch handeln würde.
    Wenig später marschierte Mara die Treppe hinunter. Sie sah aus, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Ein Seidentuch bedeckte ihre Brü- ste und verhüllte, wie sehr der Stoff ihres Kleides über den zunehmen- den Rundungen spannte. Mara strich die Spitzenmanschetten glatt, schob eine Strähne aus der Stirn und öffnete die Tür zum Salon.
    »Mademoiselle O’Flynn«, begrüßte Celeste sie. »Ich habe gehört, wie Sie die Treppe herunterkamen. Möchten Sie sich nicht zu mir setzen? Ich trinke gerade eine Tasse Tee und versuche nebenbei, Jean- Louis von einem Schläfchen zu überzeugen«, erklärte sie, während sie das kleine Bündel in ihren Armen wiegte. Mara sah lediglich ein paar Haare aus dem Stoff hervorlucken.
    »Vielen Dank, Madame«, nahm Mara die Einladung an. Eine Tasse Tee war bestimmt angenehm, da sie kein Frühstück gehabt hatte. Außerdem weckte die unglaubliche Veränderung, die Nicholas' Stief- mutter durchgemacht hatte, ihre Neugier. Es war, als hätte sich die nervöse, gehetzte Frau über Nacht in die ruhige, freundliche Gastgebe- rin verwandelt, der sie jetzt gegenüberstand.
    »Aber bitte nennen Sie mich doch Celeste«, bat sie Mara und deutete auf einen Sessel neben sich. »Ich weiß, daß Tee ein sehr englisches Getränk ist, aber als ich mon petit Jean-Louis erwartete, brachte ich morgens nur Tee und Toast herunter.« Sie strahlte das kleine Antlitz in ihrem Schoß an. »Bitte, Mademoiselle, schenken Sie sich ein.«
    Mara füllte zwei Tassen mit dem duftenden Gebräu und hörte Cele- ste zu, die stolz über ihren Sohn berichtete.
    »Nicholas ist heute früh ausgeritten, um die Plantage zu inspizieren, aber er wird wohl bald wieder zurückkommen«, bemerk te Celeste unvermittelt, als hätte Mara auf diese Erklärung gewartet.
    »Ich verstehe.« Mara fühlte sich seltsam erleichtert. Sie konnte Ni- cholas noch nicht gegenübertreten. »Ich kann verstehen, daß er sich nach so langer Zeit für den Besitz interessiert.«
    »Ja, er interessiert sich sogar sehr. Und es ist gut, daß er ihn jetzt abreitet, denn bald wird es noch mehr regnen, und dann wird es schwierig sein, herumzukommen. Höchstwahrscheinlich tritt der Fluß

wieder über die Ufer, und nachdem Beaumarais so nah am Wasser liegt, müssen wir immer wieder mit Überschwemmungen rechnen.«
    Mara schaute sie verwundert an. »Geschieht das oft?«
    Celeste seufzte und nickte. »Fast jedes Jahr. In manchen häufiger, in anderen seltener. Vor ein paar Jahren war es besonders schlimm. Der Fluß überschwemmte das gesamte Erdgeschoß, so daß alles ruiniert war. Ich dachte, Beaumarais würde nie wieder so sein wie früher. Wir fürchteten, daß wir das ganze Fundament erneuern müßten, da der Fluß es ausgespült hatte, aber dann brauchten wir die Schadstellen nur auszubessern und wieder aufzufüllen, und schon war das Haus wie neu. Beaumarais wird hier wahrscheinlich immer noch stehen, wenn die alten Eichen schon längst im Sumpf versunken sind«, sagte sie mit einem Achselzucken.
    »Sie haben keine Angst vor den Überschwemmungen?« fragte Mara neugierig.
    »Doch, aber irgendwann gewöhnt man sich daran«, antwortete Cele- ste. »Als ich zum erstenmal nach Beaumarais kam, hatte ich eine Todesangst vor dem nahen Sumpf und dem riesigen Fluß. Es bereitete mir regelrechte Alpträume. Ich glaube, man muß hier geboren sein, um sich hier zu Hause fühlen zu können. Wir anderen werden Zeit unseres Lebens Fremde bleiben.«
    Mara lief ein Schauer über den Rücken. Genau dasselbe hatte sie auch empfunden.
    »Belle hat gesagt, daß mein Neffe schon nach unten gegangen ist.« Mara wollte das Thema wechseln.
    »Ja, er ist mit Damaris draußen. Aber ich glaube, sie werden bald wiederkommen, wenn sie erst entdeckt hat, daß -« Sie hielt inne und lauschte den Zornestiraden, die von draußen hereindrangen. »Ja, Da- maris gefällt das überhaupt nicht«, prophezeite sie richtig. Im nächsten Augenblick kam der kleine Rotschopf wutentbrannt ins Zimmer ge- schossen.
    »Mama! Er hat Hexer genommen! Mein Pferd! Er reitet auf Hexer! Das darf er nicht!« tobte sie und stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf.
    Paddy folge ihr in gebührendem Abstand und beobachtete mit gro- ßen Augen seine neue

Weitere Kostenlose Bücher