Herzen im Feuer
weggewischt. Ohne den Blick von ihm zu wenden, ließ sich Amaryllis in das Sofa zurücksinken.
»Dir - dir gehört Beaumarais? Warum? Das verstehe ich nicht. Seit wann?« wollte sie wissen. Sie konnte ihre aufkeimende Wut kaum zügeln.
»Seit gestern Nacht«, berichtete ihr Nicholas. »Ich dachte, es wäre das beste, wenn das Haus in der Familie bliebe.«
»Seit gestern Nacht?« wiederholte Amaryllis mit bebender Stimme und schaute Celeste entgeistert an. »Mein Gott, Sie wußten, daß ich heute kommen würde, und trotzdem haben Sie hinter meinem Rücken verkauft?«
»Es geschah eigentlich nicht hinter deinem Rücken, Amaryllis«, antwortete Nicholas an Celestes Stelle, und Mara hatte den Eindruck, als klänge seine Stimme weicher, wenn er ihren Namen aussprach. »Immerhin steht mir Beaumarais eher zu als dir. Und«, fügte er mit einem zynischen Blick auf Celestes gesenkten Kopf hinzu, »ich habe dein erstaunlich niedriges Angebot verdoppelt.«
Seine Stimme klang gefährlich nachsichtig, und Amaryllis errötete schuldbewußt. »Die Plantage ist völlig heruntergekommen«, rechtfer- tigte sie sich, »und Celeste war froh, daß sie überhaupt ein Angebot bekam.« Amaryllis atmete tief durch. »Ich mußte heute morgen eine ganze Menge Überraschungen erleben und eine ziemliche Enttäu- schung. Verzeih mir meine Direktheit, Nicholas«, sagte sie, während sie um ihre Fassung rang, »aber was zum Teufel tust du hier?«
»Philippe hat ihn gebeten, heimzukehren«, antwortete Celeste, die all ihren Mut zusammennahm. »In einem Brief schrieb er ihm, er wüßte nun, daß Nicholas Franqois nicht getötet hätte.«
Amaryllis schaute Nicholas nachdenklich an, während sie diese Neuigkeit verdaute. »Ist das wahr, Nicholas? Dein Vater hat deine Geschichte doch noch geglaubt? Merkwürdig, nach so langer Zeit. Was hat er denn erfahren?« fragte sie ohne Umschweife.
Nicholas lächelte und schüttelte den Kopf, denn diese Befriedigung würde er ihr nicht gönnen. »Das ist eine Familienangelegenheit, Ama- ryllis. Aber keine Sorge, die Wahrheit wird bald publik werden«, köderte er sie. Er beobachtete genau ihre Reaktion.
»Nicholas ist ein reicher Mann.« Celeste konnte sich die Bemer- kung nicht verkneifen. »Er war in Kalifornien, wo es den Goldrausch gibt.«
»So, so«, murmelte Amaryllis, erhob sich langsam und schlenderte zu Nicholas hinüber. Wenige Zentimeter vor ihm blieb sie stehen und sah ihm in die Augen. »Na, es ist mir ein kleiner Trost, daß ich Beaumarais ausgerechnet an dich verloren habe. Darf ich dich daheim willkommen heißen, Nicholas?« flüsterte sie verlockend. Ihr Blick verklärte sich, als sie ihre schlanke, manikürte Hand auf seinen Arm legte. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf seinen Mund.
Maras Finger krallten sich in die Stuhllehne, bis ihre Nägel Ab- drücke in dem weichen Holz hinterließen. Sie mußte mitansehen, wie sich der blonde Kopf vor Nicholas schob.
Schließlich trat Amaryllis zurück und nahm betont langsam die Hand von seinem Arm, während sie ihn von unten herauf ansah.
Nicholas unterbrach als erster den Blickkontakt, und Amaryllis schien erstaunt, daß ihm das so leichtfiel.
»Hast du Mara O’Flynn schon kennengelernt?« fragte er scheinheilig und stellte sich demonstrativ neben Mara.
Amaryllis stutzte. »Ja, Celeste hat uns einander vorgestellt.« Doch als sie sah, wie Nicholas' Hand auf Maras Schulter lag, wußte sie, daß sie diese Frau falsch eingeschätzt hatte.
»Ich dachte, sie wäre Celestes Gast«, bemerkte Amaryllis, der inzwi- schen dämmerte, daß Mara zu Nicholas gehörte.
»Dachtest du? Mara und ich kennen uns seit einigen Jahren, und wir sind sehr eng befreundet«, sagte er nachsichtig und blickte liebevoll auf Maras Kopf hinunter. Der Blick bestätigte Amaryllis' schlimmste Be- fürchtungen.
Mara fing den Blick der blonden Frau auf, und sie begriff, daß sie von diesem Augenblick an eine Feindin hatte.
Nur mit Mühe fand Amaryllis die Fassung wieder. Nach einigen Sekunden lächelte sie. »Ihr müßt unbedingt zu meiner Party kommen, die morgen in Sandrose stattfindet. Ich möchte dich wieder in die Gesellschaft einführen, Nicholas. Celeste, Mademoiselle O'Flynn«, fügte sie höflich hinzu, »Sie werden uns doch ebenfalls Gesellschaft leisten?«
Celeste hatte sich schon wieder Jean-Louis zugewandt und blickte jetzt zweifelnd auf. »Ich weiß noch nicht. Eigentlich bin ich dazu immer noch nicht in der Stimmung,
Weitere Kostenlose Bücher