Herzen im Feuer
und außerdem ist die Trauerzeit noch nicht vorüber.«
»Ja, natürlich. Aber sorgen Sie dafür, daß Nicole und Etienne kom- men. Ich habe ihn letzte Woche eingeladen, und er versprach mir zu kommen.« Sie legte sich die Stola wieder über die Schultern und hob dann Sonnenschirm und Muff auf. »Also, bis morgen abend - späte- stens.« Ihr vielsagender Blick auf Nicholas war eine wortlose Einla- dung. Doch im Augenblick gab sie sich damit zufrieden, von ihm zur Kutsche begleitet zu werden.
Mara blickte den beiden nach. Sie konnte ihr Unbehagen nicht verhehlen. Nicholas hatte also Beaumarais gekauft. Er war heimge- kommen, und er würde hierbleiben. Und hier war auch Amaryllis, die mindestens so schön war, wie Mara befürchtet hatte.
Sie stand auf. »Bitte entschuldigen Sie mich, Celeste, aber ich möchte mich ein wenig hinlegen«, sagte sie, als sie deren neugierigen Blick bemerkte.
»Aber natürlich, Mademoiselle«, antwortete Celeste. Sie hatte nichts von Maras innerem Aufruhr bemerkt, sondern widmete sich gleich wieder ihrem Sohn und seufzte erleichtert. Die entscheidende Ausein- andersetzung mit Amaryllis war ausgestanden, und es war leichter gewesen, als sie gedacht hatte.
Mara war dankbar, daß es in ihrem Zimmer so still war, aber sie konnte sich trotzdem nicht entspannen. Rastlos lief sie auf und ab. Sie beschloß, nach Paddy zu sehen. Doch dessen Zimmer w ar verlassen, nur seine Soldaten standen noch in Schlachtordnung auf dem Fuß- boden. Mara kehrte in ihr Zimmer zurück, zog sich einen langen Mantel über, trat auf die Galerie hinaus und stieg dann über eine Seitentreppe zu dem kleinen Weg seitlich des Haus es hinab. Er wand sich durch den Garten, der früher einmal liebevoll angelegt worden sein mußte, jetzt aber vor Unkraut überwuchert war. Mara mußte ihren Rock hochheben, damit er sich nicht in dem Gestrüpp verfing, das auch über den Weg wuchs. Plötzlich fuhr ein Windstoß unter ihr Gewand. Als sie aufblickte, sah sie, wie sich am Horizont schwarze Wolkenberge auftürmten. Am Nachmittag würde es bestimmt regnen.
Mara setzte ihren Weg fort, bis sie aus dem Garten heraus war und vor einem niedrigen Gebäude stand. Es war architektonisch dem Haupthaus angeglichen, hatte aber nur ein Stockwerk. In diesem Mo- ment wurde sie von Etienne entdeckt, der aus der Eingangstür trat.
»Mademoiselle O’Flynn!« rief er aus, und in seine Augen trat ein Leuchten.
»Verzeihen Sie, daß ich hier so einfach eindringe. Mir ist eben erst klargeworden, daß ich mich wahrscheinlich auf Ihrem Privatbesitz befinde«, entschuldigte sich Mara.
»Aber, ich bitte Sie. Ich freue mich doch, wenn ich von einer so bezaubernden Frau Besuch erhalte«, widersprach er ihr. Er legte seine Hand unter ihren Ellenbogen und geleitete sie zur Tür. »Bitte, ich möchte Ihnen meine Schätze zeigen. Sie werden doch eine Tasse Tee und ein Gläschen Sherry mit mir trinken, non?«
Die Einladung abzulehnen, brachte Mara nicht übers Herz, wies aber die angebotene Tasse Tee zurück, während sie ihn zu seinem Junggesel- lenquartier begleitete. »Ich habe eben Tee getrunken, vielen Dank.«
Etienne betrachtete sie aufmerksam. »So wie Sie das sagen, kann es nicht gerade angenehm gewesen sein.«
Mara lächelte, denn trotz seiner Höflichkeit konnte Etienne seine Neugier nicht verbergen. »Sie sind ein guter Beobachter, Monsieur.«
Etienne tätschelte ihre Hand und entschuldigte sich: »Verzeihen Sie, meine Liebe, aber das liegt weniger an meiner Beobachtungsgabe als an Ihrer Ausdruckskraft.«
»Es kam Besuch«, gestand Mara. »Eine Madame Saint Laurens.«
»Ach, Amaryllis!« Er schwieg eine Sekunde und Warf Mara dann einen listigen Blick zu. »Eine höchst interessante Teegesellschaft. Ama- ryllis war bestimmt nicht erfreut, Sie zu sehen, Mademoiselle, ganz bestimmt nicht.«
Mara zog fragend eine Braue hoch.
»Weil sie, ma chérie, jede haßt, die schöner und« - er blinzelte keck - »jünger ist als sie. Ist sie auch Nicholas begegnet?«
Maras Lächeln erstarb. »Ja, aber ich glaube, ihr Wiedersehen war nicht ganz so erfreulich, wie es unter Umständen hätte sein können.«
»Ach ja.« Ein schadenfrohes Grinsen umspielte Etiennes Mund. »Sie hat zu ihrem großen Leidwesen entdeckt, daß Beaumarais bereits ver- kauft ist. Wie unangenehm für sie, nicht wahr?« Er kicherte. »Schade, daß ich diese Begegnung verpaßt habe. Ich hätte zu gern Amaryllis' Gesicht gesehen, als sie das und Nicholas entdeckte.«
»Sie freuen
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